Einmal rund ums Glück
sehen uns nur an. Ein Bild von Laura huscht mir durch den Kopf. Ich spüre ein kurzes Schuldgefühl, dann verdränge ich es.
Schließlich setze ich mich auf, Will ebenfalls. Ich schlage die Beine unter und rücke auf der Couch näher an ihn heran, so dass meine Knie seinen linken Oberschenkel berühren. Lässig legt er den rechten Fuß aufs linke Knie und greift wieder nach meiner Hand. Von der Seite schaut er mich an. Ich sitze da, und er malt mit dem Zeigefinger Kreise auf meine Handfläche.
»Weißt du noch, als ich vom Roller gefallen bin?«, frage ich lächelnd.
»Hm.« Es klingt ironisch.
»Da hast du meine Hand gehalten, so wie jetzt.«
»Ja?«
»Ja. In dem Moment habe ich mich in dich verliebt.«
»Im Ernst?« Überrascht hebt er eine Augenbraue.
»Ja. Sofort.«
»Hm.«
»Und du?«, will ich wissen.
Er überlegt kurz. »Ich glaube, das war bei deiner Nonna. Als du in dem grünen Pulli aus dem Haus kamst. Der passte so gut zu deiner Augenfarbe, und du hattest das Haar offen …«
Ich schaue ihn an, doch dann ändert sich sein Gesichtsausdruck, und er wendet den Blick ab. Seine Hand hält die meine nur noch ganz leicht.
Ich entziehe ihm meine Finger und rücke auf der Couch ein wenig nach hinten, so dass ich ihn nicht mehr berühre. »Willst du, dass ich gehe?« Das ist ja hier wie ein Déjá-vu.
»Nein«, erwidert er und sieht mich mit Bedauern im Blick an. »Aber ich glaube, dass es besser ist. Weißt du, ich muss das erst mit ihr klären …« Er verstummt, und ich bin froh, dass er ihren Namen nicht ausspricht.
»Klar. Verstehe ich.« Ich erhebe mich und gehe zur Tür. »Viel Glück für das Rennen morgen«, sage ich, als er aufsteht, um mich hinauszubegleiten.
»Wir sehen uns morgen früh.« Er lächelt wehmütig.
»Na, dann: Gute Nacht.« Ich greife zum Türknauf, doch Will lehnt sich gegen die Tür, verschränkt die Arme und sieht mich an.
»Was ist?«, frage ich.
»Vielleicht sollten wir uns einen Gutenachtkuss geben …«
Ich sage kein Wort, schaue ihn nur an, und mein Schweigen scheint Ermutigung genug zu sein, denn er macht einen Schritt nach vorn und nimmt mein Gesicht in die Hände.
Er küsst mich langsam und ruhig, seine Zunge berührt meine so leicht, dass elektrische Funken durch meinen Körper tanzen. Er fährt mir mit den Fingern durchs Haar und über den Rücken, dann führt er mich zurück zur Couch, und ich lege mich auf ihn. Er schiebt den Saum meines roten Kleids an meinen nackten Beinen hoch, küsst mich immer intensiver und heftiger. Ich greife nach seiner Jeans und knöpfe sie auf, kann nicht länger warten. Er soll sein T-Shirt ausziehen. Jetzt. Er streift es über den Kopf und küsst mich erneut, während ich über seine glatte, muskulöse Brust fahre.
»Zieh dich aus«, flüstert er mir ins Ohr. Ich stehe auf und ziehe meinen Slip aus, lasse das Kleid aber an. Er schält sich aus seiner Jeans. Rittlings setze ich mich auf ihn und spüre, wie er gegen mich drückt. Nur der dünne Stoff seiner Boxershorts trennt uns noch voneinander.
Ich will ihn so sehr …
»Komm, wir gehen rüber«, sagt er, doch als ich aufspringe, mein Kleid glatt streiche und ihm folge, machen sich in meinem Kopf leise Zweifel breit. Ich versuche sie zu ignorieren, doch es geht nicht, sie hemmen mich. Vielleicht sollten wir doch noch warten. Vielleicht sollten wir warten, bis zwischen Laura und ihm alles geklärt ist.
Im Schlafzimmer dreht er sich zu mir um und merkt, dass ich zögere.
»Was ist?«, fragt er.
»Ich weiß nicht.«
Sein Gesicht fällt zusammen, und auf einmal hätte ich meine Unterwäsche am liebsten wieder an. Ich stürze aus dem Schlafzimmer zum Sofa, um mein Höschen wiederzuholen. Als ich Will seine Sachen reiche, kann ich ihm nicht in die Augen sehen. Bange warte ich, bis er sein schwarzes T-Shirt wieder auf rechts gedreht und über den Kopf gezogen hat. Er schlüpft in seine Jeans und knöpft sie zu.
Ich gehe zur Tür. Mein Herz pocht vor Enttäuschung, obwohl es meine eigene Entscheidung ist. Meine Hand greift zur Klinke und drückt sie nach unten, dann drehe ich mich zu Will um. Er steht direkt hinter mir, lehnt sich gegen die Tür, fährt mir mit den Fingern sanft über die Wirbelsäule und sieht mir in die Augen.
»Ich kann nicht glauben, dass ich dich gehen lasse«, sagt er.
»Ich auch nicht«, antworte ich. »Aber es ist richtig so.« Er stößt sich von der Tür ab und gibt mich frei. Ich trete auf den Flur, und Bedauern rauscht durch meine Adern wie
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