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Einmal scheint die Sonne wieder

Einmal scheint die Sonne wieder

Titel: Einmal scheint die Sonne wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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erschießt. Also hielt ich den Mund.
    Die Papierdecke raschelte und knatterte vergnüglich, aber ich fror mit ihr nur noch mehr, weil sie so steif war, daß sie die Zugluft hereinließ und verhinderte, daß meine anderen Decken sich um mich legten. Wie ich die glückliche Patientin in dem Privatzimmer beneidete, die, wie Charlie erzählte, vor Fieber glühte!
    Das Essen, zuerst morgens und abends kalt, mittags jedoch warm, war schließlich mit dem fortschreitenden Winter ständig kalt. Es wurde aus den Küchenräumen durch die Tunnels herangefahren und vermutlich auf dampfgeheizten Tischen eingefüllt, aber nach der im Sanatorium herrschenden Vorstellung von Dampf zu urteilen, waren das eher lauwarme Tische. Immerhin, selbst wenn es dampfgeheizte Tische waren und alles kochend heiß herausging, so hatte doch das mehrmalige Hin- und Herfahren über die eisigen, zugigen Korridore den gleichen Erfolg, als hätte man die Gerichte im nördlichen Polarkreis irgendwo abgesetzt und hundert Eskimos darüberpusten lassen.
    Daß das Essen kalt war, machte mir nicht viel aus, weil es immer gut zusammengestellt, gut zubereitet und gekocht war. Dem Kaffee aber bekam es nicht, wenn er lauwarm war, denn selbst heiß schmeckte er so, als wäre er aus verbrannten, mit durchgemahlenen Gummiwickeln gut verkochten Toastkrumen hergestellt.
    Lektion III begann: „Sie liegen in einem Bett, das dringend für jemand anders gebraucht wird. Die Tuberkulosekur ist sehr, sehr teuer. Alle Schwestern haben ihr Examen gemacht und werden, solange sie im Fichtenhain arbeiten, angehalten, den bettlägerigen Patienten die beste Pflege angedeihen zu lassen und den Tuberkulosekranken die vielen Dinge zu lehren, die er über Infektionsverhinderung, Ruhe, Tätigkeit und Selbstbeherrschung wissen muß… Patienten müssen den Schwestern, den Ärzten, dem Sanatorium dankbar sein.“ Die Lektion schloß: „ Wenn Sie richtig denken, werden Sie richtig handeln. “
    Eileen las ihre Lektion und sagte: „Immer dieser ganze Quatsch von wegen dankbar sein. Den Schwestern dankbar – den Ärzten dankbar – dem Sanatorium dankbar. Der Gedanke ist gut, aber warum muß er zu Tode gehetzt werden?“ Unglücklicherweise mußte gerade da Miß Muelbach hereinkommen.
    Miß Muelbachs dicke, graue, behaarte Beine sahen aus, als wären sie in ihre Schuhe hineingebohrt, und wenn sie ging, dann stampfte sie, und Ständer und Tische sprangen herum wie die Plättchen beim Flohhupfspiel. Ihre Haut war ölig und dunkel. Außerdem war sie groß und kräftig, und wenn sie mit einer der kleineren, schwächeren Schwestern Betten machte, wurde das Laken meist zehn Zentimeter breit auf ihrer Seite eingesteckt und reichte bei der schwachen Schwester nicht bis an die Bettkante.
    Als wir in den Fichtenhain gekommen waren, hatte die Oberschwester uns eingebleut, niemals etwas vom Boden aufzuheben. Falls wir etwas fallen ließen, müßten wir auf eine Schwester warten, denn es gehöre zu deren Arbeit, Sachen vom Fußboden aufzunehmen, erklärte sie uns. Dies paßte in ein Buch „Musterstaat oder Utopia“, denn nur wenige Schwestern hoben jemals etwas für die Patienten auf, und die Damen Muelbach und Murdock nie.
    An diesem Tag stampfte Miß Muelbach durchs Zimmer und öffnete die Fenster, soweit es ging. Es regnete heftig, der Wind blies, und sofort entstanden Pfützen unter den Fenstern, und Sprühregen fiel auf Kimi und mich. Wir ersuchten sie, doch bitte die zwei äußeren Flügel zu schließen, was die Oberschwester am Morgen auch getan hatte, aber sie sagte: „Es ist Vorschrift im Sanatorium, daß jedes Fenster zu jeder Zeit offen zu stehen hat.“ Sie stampfte hinaus, und unsere Wassergläser tanzten über die Nachttische. Eileen sagte: „Wißt ihr nun, was ich meine? Daß wir dafür dankbar sein sollen, heißt: die Dinge zu Tode hetzen.“
    Minna meinte: „Ich finde, es wäre sehr viel angenehmär hiär, wenn Sie uns mit Vornamen anredeten. Dieses ewige Mrs. Waklär-Zeug ist einfach deprimierend.“ – „Ach,“ sagte Eileen, „das kommt daher, daß der Laden hier nichts kostet. Was umsonst ist, kriegt man nie mit freundlichem Gesicht. Ihr hättet sehen sollen, wie hochnäsig die im Wohlfahrtsamt zu Oma waren. Jeder in dem ganzen Saustall kam mit seinem „Mrs. Kelly“ an, und dann haben sie ihr drei Monate lang ihr Gebiß nicht gegeben. Darum hab ich Suppen so dick. Die ganzen drei Monate gab’s bei uns immer nur Suppe. ,Jessus, Oma, ich hab doch meine Zähne‘, hab ich

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