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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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garantiert?«
    »Probieren geht über Studieren.«
    »Ganz meiner Meinung«, sagte Ranger. »Mit mir wollte er nicht reden, aber vielleicht hast du mehr Glück. Willst du morgen wieder joggen?«
    »Liebend gerne, aber ich habe Blasen an den Fersen.«
    Ranger wirkte erleichtert.

13
    Ich dachte mir, es könnte nicht schaden, geschäftsmäßig auszusehen, wenn ich zu Mrs. Steeger ging. Ich zog mir ein maßgeschneidertes schwarzes Kostüm an, weiße Seidenbluse, Seidenschal mit Leopardenmuster, Nylonstrümpfe und hochhackige Schuhe. Ich war vielleicht keine geistige Leuchte, aber rein äußerlich konnte ich es mit allen aufnehmen.
    Ich hatte Mrs. Steeger vorher Bescheid gegeben, daß ich vorbeikommen würde. Danach hatte ich mir selbst eine Standpauke gehalten, was meine Einstellung betraf. Ich war erwachsen, ich war ein Profi, und ich sah umwerfend gut aus in meinem schwarzen Kostüm. Sich von Mrs. Steeger einschüchtern zu lassen, wäre unannehmbar. Als entscheidende Maßnahme gegen meine Unsicherheit achtete ich extra darauf, daß meine Waffe auch geladen war und in der Umhängetasche steckte. Nichts verleiht einer jungen Frau einen beschwingteren Schritt als eine Waffe.
    Ich stellte meinen Wagen in der Ferris Street ab, stieg aus und tänzelte über den Gehsteig zu Mrs. Steegers Veranda. Ich klopfte ein paarmal gebieterisch an die Haustür und trat zurück.
    Mrs. Steeger machte auf und musterte mich. »Haben Sie eine Waffe dabei? Wenn Sie eine Waffe dabei haben, lasse ich Sie nicht in meine Wohnung.«
    »Ich habe keine Waffe dabei«, sagte ich. Lüge Nummer Eins. Ich redete mir ein, es sei schon in Ordnung, sie anzulügen, Mrs. Steeger erwartete es nicht anders. Wahrscheinlich wäre sie sogar enttäuscht, wenn ich ihr die Wahrheit sagte, und Mrs. Steeger enttäuschen wollte ich auf gar keinen Fall.
    Sie ging voraus ins Wohnzimmer, ließ sich in einem Polstersessel nieder und bedeutete mir, im Polstersessel auf der anderen Seite des Sofatisches Platz zu nehmen.
    In dem Zimmer herrschte eine zwanghafte Ordnung, und mir kam der Gedanke, daß Mrs. Steeger in Rente gegangen sein mußte, als sie noch sehr rüstig gewesen war, und jetzt nichts Besseres zu tun hatte, als jedem Stäubchen hinterherzuputzen. Die Fenster waren mit weißen Häkelgardinen und schweren Blumenvorhängen dekoriert, die Möbel klobig, Stoffe und Teppich bewußt in Braun- und Beigetönen gehalten, die Ecktischchen waren aus Mahagoni, der Schaukelstuhl aus Kirschbaum. Auf den Beistelltischchen standen zwei Nußschalen, weiße Porzellanschwäne, friedlich nebeneinander. Nußschalen ohne Nüsse. Ich hatte den Verdacht, daß Mrs. Steeger nicht viel Gesellschaft hatte.
    Sie saß einen Moment da, am äußersten Rand des Sitzpolsters, unentschieden, ob die Burgers Anstandsregeln von ihr verlangten, daß sie mir etwas anbot oder nicht. Ich erlöste sie aus diesem Dilemma, indem ich gleich meinen Sermon abspulte. Ich hob die Tatsache hervor, daß Mo in Gefahr schwebte. Er hätte ein Loch in den Pharmaumsatz gerissen, und das würde nicht überall auf Zustimmung stoßen. Die Familienangehörigen der Toten wären unzufrieden, das Pharmamanagement wäre auch unzufrieden, und Verbraucher und Abhängige wären erst recht unzufrieden.
    »Außerdem taugt Mo für diese Arbeit nicht«, sagte ich. »Er ist kein Profikiller.« Noch während ich das sagte, flüsterte mir eine innere Stimme zu: Acht Leichen. Wie viele Leichen sind nötig, um von einem Profikiller zu sprechen?
    Ich stand auf und gab Mrs. Steeger meine Karte, bevor sie mich die Landeshauptstädte abfragen oder mich bitten konnte, für die nächste Stunde eine Buchzusammenfassung von »John Quincy Adams, Biographie eines Staatsmannes« zu schreiben.
    Mrs. Steeger hielt meine Karte zwischen zwei Fingern, so als hätte sie Angst, sie könnte sich die Krätze holen. »Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Ich möchte gern mit Mo sprechen. Herausfinden, ob sich nicht etwas arrangieren ließe. Ihn wieder in die Gesellschaft eingliedern, bevor er verletzt wird.«
    »Sie möchten also, daß er Sie anruft.«
    »Ja.«
    »Ich werde es ihm ausrichten, wenn ich wieder von ihm höre.«
    Ich streckte ihr meine Hand entgegen. »Vielen Dank.«
    Ende des Besuchs.
    Keiner von uns beiden hatte den Zwischenfall in dem Laden erwähnt, dieses Thema lag jenseits unserer beidseitigen Verständigungsbereitschaft. Mrs. Steeger hatte nicht herausgefunden, daß ich gelogen hatte, was die Pistole anging, und mir nicht

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