Eins, zwei, drei und du bist frei
Geschäft. Macht einen ehrlichen Eindruck.«
Ich folgte Ranger durch die Doppelglastür in die Vorhalle. Linker Hand befanden sich zwei Aufzüge, daneben hing eine Tafel mit den Namen der Mieter. Ich überflog die Tafel, aber konnte Rangers Namen nicht darauf erkennen.
»Du stehst gar nicht drauf«, sagte ich.
Ranger ging an den Aufzügen vorbei auf die Treppe zu. »Nicht nötig.«
Ich trottete hinter ihm her. »Um was für Geschäfte handelt es sich denn bei dir?«
»Meistens geht es um Sicherheit. Leibwächter, Trümmerbeseitigung, Sicherheitsberatung und natürlich Festnahme von Kautionsflüchtlingen.«
Wir querten den Absatz und schritten die Stufen zum ersten Stock hoch. »Was heißt denn Trümmerbeseitigung?«
»Manchmal möchte ein Vermieter Ordnung in seinem Haus schaffen. Dafür stelle ich dann ein Team zusammen.«
»Zum Beispiel, um Crackdealer aus dem Fenster zu werfen?«
Ranger ließ den ersten Stock hinter sich und ging weiter. Er schüttelte den Kopf. »Das kommt nur in den unteren Etagen vor. Es macht zu viel Schweinerei auf dem Gehsteig, wenn man sie von weiter oben aus dem Fenster wirft.«
Er öffnete die Feuerschutztür zum zweiten Stock, und ich folgte ihm den Gang entlang bis zur Tür 211. Er steckte einen Kartenschlüssel in den Magnetschlitz, stieß die Tür auf und machte das Licht an.
Es war ein Einraum-Büro mit zwei Fenstern und einer kleinen Toilette. Beigefarbener Teppich, cremefarbene Wände, Jalousien mit schmalen Blenden vor den Fenstern. Die Möblierung bestand aus einem großen Kirschholzschreibtisch, einem schwarzen Chefsessel aus Leder dahinter und zwei Stühlen für Klienten davor. Keine Gefechtstürme an den Fenstern, keine Raketengeschosse in den Ecken. Auf dem Schreibtisch stand ein Mac-Laptop, daran angeschlossen ein Bernouille-Treiber. Das Modem war mit der Telefonleitung verbunden. Außerdem gab es noch ein Telefon mit mehreren Anschlüssen und einen Anrufbeantworter. Alles war ordentlich. Nirgendwo Staub. Keine leeren Coladosen. Keine leeren Pizzakartons. Und zum Glück keine Leichen.
Ranger bückte sich, um die Post aufzuheben, die durch den Briefkastenschlitz gesteckt worden war. Er kam mit einer Handvoll Umschläge und losen Werbesendungen wieder hoch. Er teilte die Post in zwei Stapel, den einen für den Papierkorb, den anderen hob er sich für später auf. Der erste landete gleich da, wo er hingehörte, den anderen legte er beiseite. Dringende Briefe gab es bei Ranger anscheinend nicht.
Das rote Blinklicht auf seinem Anrufbeantworter spielte verrückt. Ranger hob die Klappe hoch und drückte das Band mit den eingegangenen Nachrichten heraus. Er steckte es in die Brusttasche und tauschte es gegen ein neues aus der obersten Schreibtischschublade aus. Dringende Nachrichten gab es also auch nicht.
Ich warf einen Blick in die Toilette. Sehr sauber. Seife. Papierhandtücher. Eine Rolle Klopapier. Nichts Persönliches. »Hältst du dich oft hier auf?« fragte ich ihn.
»Nicht länger als eben nötig.«
Ich wartete auf weitere Ausführungen, aber es folgten keine. Ich fragte mich, ob Ranger überhaupt noch interessiert daran war, Mo zu suchen, jetzt, wo er seinen BMW wieder hatte.
»Hast du Rachegelüste?« fragte ich ihn. »Soll der Gerechtigkeit ein Dienst erwiesen werden?«
»Er ist dein Kandidat, wenn du das meinst.« Er schaltete das Licht aus und machte die Tür auf.
»Hat Mrs. Steeger irgend etwas gesagt, das uns weiterhelfen könnte?«
»Sie sagte, Mo wäre gegen neun Uhr vorbeigekommen. Er hätte ihr nur mitgeteilt, daß er sich jemandes Auto ausgeliehen hätte und daß er es zur Unterbringung in seine Garage gestellt hätte, bis der Besitzer es abholen würde. Und dann hat er ihr den Schlüssel gegeben.«
»Das war alles?«
»Das war alles.«
»Vielleicht sollte ich mal ein Wörtchen mit Mrs. Steeger reden.« Es war nur eine vage Vermutung, aber vielleicht würde ja Mo wegen des Schlüssels noch mal bei ihr vorbeikommen oder wenigstens anrufen und fragen, wie es gelaufen wäre. Ich hatte keine allzu große Lust auf ein Stelldichein mit Mrs. Steeger, aber wenn ich sie dazu bewegen konnte, ein Treffen oder einen Anruf zwischen mir und Mo zu arrangieren, hätte sich mein Besuch gelohnt.
Ranger überprüfte die Tür, um auch ganz sicherzugehen, daß sie verschlossen war. »Um ihr zu sagen, daß Mos Verbrecherlaufbahn den Bach runtergeht und daß sie ihm deine Privatnummer geben soll, die ihm sicheres Geleit und Unterbringung auf Staatskosten
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