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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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aus Leder auf den Kopf.
    »Sehe ich jetzt aus wie eine richtige Kopfgeldjägerin?« fragte sie.
    Ich hoffte nur, daß der arme Stuart Baggett nicht vor Schreck tot umfiel bei ihrem Anblick.
    Die Tür ging auf, und Ranger kam herein. Draußen regnete es immer noch.
    Ranger war so etwas wie mein Mentor gewesen, als ich ins Gewerbe einstieg, und war ein wahnsinnig guter Kopfgeldjäger. Obercool. Früher gehörte er zu den Typen beim Militär, die in schwarzer Tarnkleidung rumlaufen und sich von Baumrinde und Käfern ernähren und aufstrebenden Dritte-Welt-Rebellen Angst und Schrecken einjagen sollen. Jetzt war er Ziviler, sozusagen, und half Vinnie gelegentlich bei der Ergreifung von Kautionsflüchtlingen aus. Angeblich wohnte er bei seinen kubanischen Verwandten, und er kannte sich mit Sachen aus, die ich nie und nimmer erlernen würde.
    Sein schwarzes Haar trug er streng nach hinten gekämmt und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Dazu kamen schwarze und khakifarbene Kleidung, ein Waschbrettbauch, gußeiserner Bizeps und die Reflexe einer Klapperschlange.
    Ein Lächeln zuckte um seinen Mund, als er Lula in ihrer Wildwest-Aufmachung entdeckte. Meine Anwesenheit quittierte er mit Augenkontakt und einem kaum wahrnehmbaren Kopfnikken, was bei Ranger einem beidseitigen Wangenkuß gleichkam.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich zu ihm. »Ich habe gehört, du hast Jesus Rodrigues geschnappt.« Jesus Rodrigues hatte eine Kaution von einer halben Million Dollar geschmissen und galt als gemeingefährlicher Irrer. Ranger bekam immer die großen Fische. Nichts dagegen einzuwenden, mein Todestrieb ist nicht sonderlich ausgeprägt.
    »Ich hatte Glück«, sagte Ranger und zog eine polizeiliche Personenempfangsbestätigung aus der Jackentasche. Die Bestätigung besagte, daß Ranger den Behörden eine gesuchte Person übergeben hatte.
    Er schob uns auf dem Weg zu Connies Schreibtisch sanft zur Seite, und im ersten Moment dachte ich, Lula würde gleich aus den Latschen kippen. Sie faßte sich ans Herz und torkelte hinter mir her durch die Tür nach draußen.
    »Ich kriege jedesmal einen Anfall, wenn er reinkommt«, gestand sie mir. »Man gerät in seine Nähe, und es ist, als schlägt neben dir der Blitz ein. Als würden einem alle Haare am Körper zu Berge stehen.«
    »Du hast zuviel ›Akte X‹ gesehen.«
    »Hm«, sagte Lula mit einem Blick auf die Autoschlüssel. »Vielleicht nehmen wir besser wieder meinen Wagen. Nimm es nicht persönlich, aber dein Buick macht einfach nichts her. Ich meine, nicht so wie der Schlitten von Starsky und Hutch. Du mußt dir ein neues Image zulegen. Du brauchst so einen geilen Mantel wie diesen, ein Auto mit anständigen Reifen, und du mußt deine Haare blond färben. Laß dir das gesagt sein, meine Süße, blond bringt’s voll.«
    »Ich habe einen Truck«, sagte ich und wies auf den Nissan. »Heute morgen gekauft.« Nachdem ich den Kaufvertrag unterschrieben hatte, hatte ich meinen Vater dazu überredet, noch mal mit mir hinzufahren, damit er den Buick nach Hause bringen und ich gleich mit meinem neuen Pickup losdüsen konnte. Du machst einen großen Fehler, hatte mein Vater gesagt. Die Japaner verstehen nichts von Autobau. Sie können keine Autos für uns Amerikaner bauen. Dieser Truck ist im Vergleich zu dem Buick nur eine halbe Portion.
    Genau deswegen hatte ich mir den Truck zugelegt – weil es nur eine halbe Portion war.
    »Was für ein süßer kleiner Flitzer«, sagte Lula. »Der reinste Babytruck!« Sie schaute durchs Fenster. »Du willst bestimmt selbst ans Steuer, oder? Ich wollte schon immer mal einen von diesen Winzlingen ausprobieren.«
    »Nur zu«, sagte ich und überließ ihr die Schlüssel. »Ich habe nichts dagegen.«
    Lula ließ den Motor aufheulen und fuhr los. Der Regen war in Graupel übergegangen, und Eisspäne klatschten gegen die Windschutzscheibe. Der Schneematsch blieb an den Scheibenwischern hängen und wurde jedesmal über das Kreissegment der gereinigten Scheibe mitgezogen.
    Ich sah mir das Foto an, das den Kautionsunterlagen beigefügt war, und prägte mir das Gesicht ein. Es sollte schließlich nicht den Falschen erwischen. Ich stöberte in meiner Tasche und stellte eine kurze Inventur meiner Utensilien an. Ich hatte eine Spraydose Reizgas dabei, dessen Einsatz in einem von Menschen wimmelnden Einkaufszentrum bestimmt strikt untersagt war. Ich hatte eine Schreckschußpistole, deren Batterie allerdings leer war, wie sich bei näherer Betrachtung zeigte. Meine

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