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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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beiden Handschellen waren funktionstüchtig. Und dann hatte ich noch eine fast volle Dose Haarspray. Na gut, ich war sicher nicht spitzenmäßig ausgerüstet für eine Kopfgeldjägerin, aber was brauchte man schon groß an Ausrüstung, um einen alten Knacker, dessen Nase wie ein Penis aussah, und einen geborenen Verlierer, der sich als Würstchenverkäufer durchschlug, festzunehmen.
    »Wir müssen hier professionell vorgehen«, sagte Lula und brachte uns zielstrebig zur Route I. »Wir brauchen einen Plan.«
    »Wie wär’s, wenn wir zuerst den Nagellack besorgen und uns dann den Kerl schnappen?«
    »Gut. Aber wie sollen wir dabei vorgehen? Wir können uns doch nicht einfach anstellen, und wenn wir an der Reihe sind, sagen: ›Zwei Chilidogs zum Mitnehmen, bitte. Ach übrigens, Sie sind verhaftet‹.«
    »So kompliziert ist es gar nicht. Ich nehme ihn einfach beiseite, zeige ihm meinen Ausweis und erkläre ihm das Verfahren.«
    »Und du glaubst, er würde sich das in aller Ruhe anhören? Wir haben es hier mit einem flüchtigen Täter zu tun.«
    Lula gab plötzlich Gas und hüpfte auf die Nebenspur. Unser kleiner Truck spritzte ein paar vorsichtige Fahrer mit Schneematsch voll und reihte sich dann wieder ein. Die Heizung lief auf Hochtouren, und ich hatte das Gefühl, meine Augenbrauen fingen gleich an zu schmoren.
    »Was sagst du zu meiner Errungenschaft?« fragte ich Lula. »Fährt sich doch gut. Und die Heizung funktioniert auch prima.«
    Vor uns leuchteten Bremslichter auf, rote Schmierstreifen jenseits der Scheibenwischer, aber Lula sah schweigend geradeaus.
    »Lula?«
    Keine Reaktion.
    »Ähem, die Autos vor uns bremsen ab«, sagte ich. Ich wollte Lula nicht zu nahe treten, denn ich hatte den Verdacht, daß sie gerade ein außersinnliches Erlebnis oder etwas Ähnliches hatte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht, daß ich Angst vor flüchtigen Tätern hätte…«
    »Bremsen!« schrie ich. »Die Autos vor uns bremsen!«
    Lula riß die Augen auf und latschte auf die Bremse. »Heiliger Strohsack!«
    Der Nissan rutschte sechzig Meter weit und kippte zur Leitplanke hin, verfehlte dabei einen Lastwagen nur um wenige Zentimeter. Wir hatten uns um hundertachtzig Grad gedreht und sahen den Verkehr auf uns zukommen.
    »Ein bißchen leicht im Heck«, sagte Lula. »Du mußt etwas Ballastgewicht auf die Achsen legen.«
    Meine erste Wahl für den nötigen Ballast wäre auf eine zwei Zentner schwere Ablagesekretärin gefallen. »Soll ich nicht doch lieber selbst fahren?«
    »Es geht schon«, sagte Lula und reihte sich wieder in den Verkehr ein. »Ich bin bloß noch nie dabeigewesen, wenn du jemanden verhaftet hast.«
    »Das ist so, als würde man seine Wäsche abholen. Man geht zur Reinigung, legt seine Quittung vor und geht mit seinem Zeug wieder nach Hause. Nur mit dem Unterschied, daß man diesmal sein Zeug zur Polizeiwache bringt.«
    »Um Polizeiwachen mache ich normalerweise einen großen Bogen«, sagte Lula.

3
    Lula und ich stellten den Wagen an einem der Eingänge zum Einkaufszentrum, unweit der Würstchenbude, ab und huschten unter einem wolkenverhangenen Himmel durch Regen und eisigen Graupel zur Tür. Wir marschierten quer durch die Halle auf Macy’s zu, wobei sich die Leute mit aufgerissenen Mäulern nach Lula in ihrem Staubmantel umdrehten und gegen die nächste Wand liefen.
    »Oh, sieh mal«, sagte Lula. »Hier gibt’s Handtaschen. Die kleine rote mit dem Goldkettchen sieht bestimmt schick an mir aus.«
    Wir blieben stehen, um uns die rote Tasche näher zu betrachten und sie zur Probe über Lulas Schulter zu hängen.
    »Schwer zu erkennen, bei dem Mantel«, stellte Lula fest.
    Eine Verkäuferin machte sich an uns heran. »Sie dürfen den Mantel ruhig ablegen, ich halte ihn solange für Sie.«
    »Ich würde ja gerne«, sagte Lula, »aber es ist vielleicht doch keine so gute Idee. Wir sind Kopfgeldjäger und hinter einem Mann her, und ich habe eine Waffe unter meinem Mantel.«
    »Kopfgeldjäger?« stieß die Frau keuchend hervor. Das Wort war für sie offenbar gleichbedeutend mit »Wildgewordenes Ungeziefer«.
    Ich riß Lula die Tasche von der Schulter und legte sie auf die Theke. Ich packte Lula am Ellbogen und zog sie hinter mir her. »Du hast doch wohl nicht wirklich eine Pistole unter deinem Mantel, oder?«
    »Irgendwie muß ich mich als Frau doch schützen.«
    Ich scheute mich, sie zu fragen, was für eine Waffe sie bei sich trug; wahrscheinlich ein Sturmgewehr oder einen Raketenwerfer.
    »Wir müssen den

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