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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Moses Bedemier. Seine Wohnung war aufgeräumt gewesen, die Möbel verschlissen, aber gemütlich. So wie meine. Der Fernseher bildete den Mittelpunkt des Wohnzimmers. Die Programmzeitschrift auf dem Sofatisch war eine Woche alt, die Lebensmittel im Kühlschrank das übliche, Aufschnitt, Brot, Saft, Milch.
    Mo war seit vielen Jahren alleinstehend, und ich konnte mir vorstellen, daß sein Leben in recht geordneten Bahnen verlief. Seine Wohnung bot keinerlei Überraschung. Das einzig absonderliche waren die Filmzeitschriften, ein ganzer Stapel im Schlafzimmer. Moses Bedemiers Bettlektüre war der Klatsch und Tratsch aus der Welt der Serienhelden.
    Ich rief meine Kusine Bunnie bei der Kreditauskunft an. Wieder eine Niete. Nichts Nachteiliges oder eine Eintragung jüngeren Datums, weder in der Personal- noch in der Geschäftsakte.
    Ich kippelte mit dem Stuhl nach hinten und sah mit stierem Blick durch den Raum. Das Fensterglas war schwarz wie ein Spiegel. Gelegentlich leuchteten Autoscheinwerfer unten auf dem Parkplatz auf, das Knallen von Autotüren war zu hören. Meine Nachbarn kehrten von einem harten Arbeitstag oder von sonstwo heim.
    Mo wurde vermißt, und ich hatte keinen einzigen Anhaltspunkt und keine Ahnung, wo ich nach einem suchen sollte. Ich hatte alle üblichen Routinen angeleiert. Jetzt konnte ich nur noch warten. Und Warten war nicht meine Stärke.
    Ich schleppte mein Geschirr in die Küche und dachte wieder an Onkel Mo. Das Problem bei Vermißten besteht darin, daß sie vielleicht längst in weiter Ferne weilen. Ich suche ganz Trenton nach Moses Bedemier ab, dabei hockt er mit dicker Brille und Pappnase in Guadeloupe. Um die Wahrheit zu sagen, wenn er sich wirklich in Guadeloupe aufhielte, hatte ich eben Pech, also lieber erst gar nicht an so was denken. Lieber davon ausgehen, daß Mo sich ganz in der Nähe aufhielt, das stimmte hoffnungsfroher.
    Meistens bleiben die Leute sowieso in der Nähe ihres Wohnortes. Sie täten besser daran, weit weg zu sein, aber weit weg fühlen sie sich nicht sicher. Zu Hause fühlen sie sich sicher. Früher oder später nehmen die meisten »Nicht vor Gericht Erschienenen« wieder Kontakt mit Verwandten, Freundinnen oder ihren Kumpels aus der Nachbarschaft auf. Meist früher oder später.
    Ich tauschte mein kariertes Hemd gegen ein Rangers-Trikot und schaltete den Fernseher ein. Eigentlich hätte ich noch mehr Anrufe tätigen sollen, aber das Fernsehen übertrug ein Spiel der Rangers, und irgendwo muß man schließlich Prioritäten setzen.
    Um sieben Uhr klingelte mein Wecker. Ich schlug mit der Hand auf den Knopf und sah auf das Zifferblatt. Wieso hatte ich das Ding auf eine so unchristliche Zeit eingestellt? Nirgendwo war auch nur ein winziges Sonnenfleckchen am Himmel zu sehen, und Regen pladderte gegen die Fensterscheiben. Auch in den allerbesten Zeiten hat meine Morgenstund kein Gold im Mund, und die Zeiten waren ganz gewiß nicht die besten.
    Als ich das nächstemal aufwachte, war es halb neun. Noch immer peitschte Regen ans Fenster, aber wenigstens hatte sich der Himmel etwas aufgeklärt, von Schwarz zu Grau.
    Ich schleppte mich aus dem Bett ins Badezimmer und stand eine ganze Zeitlang unter der Dusche. Ich dachte an Mel Gibson und Joe Morelli und versuchte zu entscheiden, wer den schönsten Hintern hatte. Dann dachte ich an Mike Richter, den Torhüter der Rangers, dem man wahrlich auch keine Hängebacken nachsagen konnte.
    Als ich mir mit einem Handtuch die Haare abrubbelte, war ich von Richter wieder bei Onkel Mo gelandet, und was den anging, kam ich zu dem Schluß, daß ich mich in einer Sackgasse befand. Mein Instinkt sagte mir, daß Mo nicht weit weg sein konnte und daß er irgendwann schon wieder auftrauchen würde. Leider rangierte das Wort »irgendwann« in der Sprache der Kopfgeldjäger nicht unter den Lieblingsvokabeln. Die Monatsmiete zahlte man ja auch nicht »irgendwann«.
    Ich sprühte mein Haar mit einem Superhaarfestiger ein, legte meine Dienstkleidung an, Jeans und kariertes Hemd, und zog mit einem Ruck die Schlafzimmervorhänge zurück.
    Ich sang meine Zauberformel, Regen, Regen, bring deinen Segen und deine Sorgen lieber erst morgen. Der Regen hörte aber nicht auf, und ich ging zurück zu meiner Kommode und ergänzte meine Dienstkleidung noch um ein Paar dicke Socken und ein Sweatshirt.
    Ich begab mich ins Büro, weil ich nichts Besseres zu tun hatte. Unterwegs fuhr ich beim Blue-Ribbon-Gebrauchtwagenladen vorbei und ließ meinen Blick sehnsuchtsvoll

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