Eins, zwei, drei und du bist frei
nach Hause. Es ist Samstag, und ich bin verabredet heute abend. Ich muß mir noch die Haare machen. Auch natürlicher Schönheit wie meiner muß man gelegentlich ein bißchen nachhelfen.«
Ich dankte Lula und begleitete sie zum Aufzug. Ich kehrte in meine Wohnung zurück und bedachte die neueste Entwicklung. Kaum zu glauben, daß Mo, aus welchem Grund auch immer, auf der Stark Street gewesen sein sollte. Trotzdem wollte ich nichts leichtfertig unberücksichtigt lassen, und mochte es noch so absurd erscheinen, besonders wenn es mein einziger Hinweis war.
Ich drückte die Kurzwahltaste für Rangers Nummer und hinterließ eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter. Wenn jemand Shorty O auftreiben konnte, dann Ranger.
Am nächsten Morgen stand ich um zehn Uhr auf. Ich kochte mir Kakao und machte Eiertoasts, trug alles ins Wohnzimmer und legte die Videokassette »Pu der Bär« ein. Als Pu seine Abenteuer in dem Hundert-Morgen-Wald überstanden hatte, war es fast Mittag, und es wurde langsam Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Da ich kein besonders geselliger Mensch bin und auch über kein Büro verfüge, kann ich mir meine Arbeitszeit einteilen, wie ich will.
Und heute wollte ich mir diesen blöden, aalglatten Stuart Baggett schnappen. Bei Mo hatte ich wenigstens eine heiße Spur, bei Stuart hatte ich nicht einmal das.
Ich duschte, zog mich an und grub Stuarts Akte aus. Er wohnte bei seinen Eltern in der Applegate Street in Mercerville. Ich breitete meine Straßenkarte auf dem Eßtisch aus und suchte die Applegate. Sie lag ungefähr drei Kilometer von dem Einkaufszentrum entfernt, in dem Stuart arbeitete. Sehr praktisch.
Ich habe gehört, es soll Orte geben, an denen die Geschäfte sonntags geschlossen sind. In Jersey wäre so etwas undenkbar. So etwas ließen wir uns nicht gefallen. In Jersey gehört es zu den Verfassungsrechten, sieben Tage die Woche einkaufen zu können.
Ich stellte meinen Buick auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums ab und übersah geflissentlich die Blicke der Leute, die nicht so phantasievolle Autos fuhren wie ich. Da mein Bankkonto seinen absoluten Tiefststand erreicht hatte, strebte ich zügig den Hot-dog-Stand an. Am besten widerstand man gleich der Versuchung und machte einen großen Bogen um die Schuhabteilung von Macy’s.
Hinter dem Hot-dog-Stand waren zwei Frauen.
»Ja bitte«, sagte die eine. »Was möchten Sie?«
»Ich suche Stuart Baggett.«
»Der arbeitet nicht mehr hier.«
Ach herrje. Mein schlechtes Gewissen meldete sich. Es war meine Schuld, daß sie den Trottel rausgeschmissen hatten. »Das ist aber schade«, sagte ich. »Wissen Sie, was vorgefallen ist? Wo ich ihn finden kann?«
»Er hat gekündigt. Er hat vor ein paar Tagen einfach früher Schluß gemacht und ist seitdem nicht wieder aufgetaucht. Ich weiß nicht, wo er steckt.«
Ein kleiner Rückschlag, aber nicht allzu verheerend, da ich ja noch die Adresse seiner Eltern hatte.
Die Applegate war eine hübsche Straße, gesäumt von gepflegten Einfamilienhäusern und hohen Bäumen. Das Haus der Baggetts war ein weißes Cottage, wie die in Cape Cod, mit blauen Fensterläden und einer dunkelblauen Eingangstür. In der Einfahrt standen zwei Autos und ein Kinderfahrrad. Mrs. Baggett machte mir die Tür auf. Stuart war ungefähr in meinem Alter, wir hätten Freunde sein können. Ich hatte mir überlegt, es erst mal auf diese Tour zu versuchen und möglichst wenig preiszugeben, so daß sich Mrs. Baggett ihren Teil denken konnte.
»Guten Tag«, sagte ich. »Ich wollte zu Stuart.«
Sie zögerte einen Moment, vielleicht aus Sorge, vielleicht versuchte sie auch bloß, mich einzuordnen. »Das tut mir leid«, sagte sie. »Stuart ist nicht zu Hause. Waren Sie hier mit ihm verabredet?«
»Nein. Ich dachte bloß, vielleicht erwische ich ihn hier ja zufällig.«
»Er ist bei einem Freund«, sagte Mrs. Baggett. »Er ist gestern ausgezogen. Er hat gesagt, er hätte einen neuen Job und wollte mit einem Freund zusammenziehen.«
»Haben Sie die Adresse oder Telefonnummer?«
»Nein. Ich weiß nicht einmal den Namen. Er hat sich mit seinem Vater gestritten und ist aus dem Haus gerannt. Soll ich ihm etwas ausrichten?«
Ich gab ihr meine Karte. »Stuart ist nicht vor Gericht erschienen. Er muß so bald wie möglich einen neuen Gerichtstermin vereinbaren. Es ist sehr wichtig.«
Mrs. Baggett seufzte getrübt. »Ach. Ich weiß nicht mehr weiter mit ihm. Er hat den Kopf verloren.«
»Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir
Weitere Kostenlose Bücher