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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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eine für alles mögliche. Wieder keine Schlüssel.
    Ich nahm mir einen Moment Zeit, um die Fotos an der Wand neben dem Kühlschrank zu betrachten. Es waren Bilder von Kindern, allesamt aus Burg. Ich erkannte fast jedes einzelne wieder. Ich suchte, bis ich mein Bild gefunden hatte. Zwölf Jahre alt, eine Eiswaffel in der Hand. Ich erinnerte mich daran, daß Mo dieses Bild gemacht hatte.
    Ich schnüffelte in dem Kühlschrank herum, suchte nach raffiniert ausgehöhlten Kohlköpfen und Coladosenattrappen. Ich fand nichts dergleichen und machte weiter mit dem Schlafzimmer.
    Über das Doppelbett war eine Steppdecke gebreitet, das gelbbraune Blümchenmuster war blaß und der Baumwollbezug nach jahrelangen Diensten schlabbrig geworden. Bett und Nachttisch hatten billiges Walnußfurnier. Onkel Mo lebte bescheiden. Mit Eiswaffeln war anscheinend nicht viel Geld zu verdienen.
    Ich fing mit der obersten Kommodenschublade an, und tatsächlich, da lag das Schlüsselbund in einem eigens dafür bestimmten Fach einer herausnehmbaren Schmuckkassette aus Holz. Ich steckte das Bund in die Tasche, machte die Schublade zu und wollte gerade gehen, als mein Blick auf die Stapel von Filmzeitschriften fiel.
Premiere, Entertainment Weekly, Soap Opera Digest, Juggs.
Wie bitte?
Juggs?
Nicht gerade das Lesefutter, das man im Schlafzimmer eines Schwulen erwartete.
    Ich klemmte die Taschenlampe unter den Arm, ließ mich auf dem Boden nieder und blätterte das
Juggs
von hinten durch. Grauenvoll. Ich blätterte es von vorne durch. Genauso grauenvoll. Unglaublich widerwärtig. Auf dem Umschlag der nächsten Zeitschrift aus dem Stapel war ein nackter Mann. Er trug eine schwarze Maske und schwarze Strümpfe, und sein Gehänge reichte fast bis zu den Knien. Er sah aus, als stammte er von Fury, dem schwarzen Hengst, ab. Ich ließ mich dazu verführen weiterzublättem, aber die Seiten klebten zusammen, also widmete ich mich wieder dem Stapel. Ich fand Zeitschriften, von denen ich noch nie gehört hatte, die hauptsächlich Amateurfotos von Personen gewidmet waren, die sich in diversen Stadien der Entkleidung befanden und dabei in unterschiedlichen, peinlichen Posen auftraten und Bildunterschriften wie »Mary und Frank aus Sioux City« oder »Rebecca in ihrer Küche« trugen. Es gab noch einige Ausgaben der
Entertainment Weekly
und als unterstes ein paar Fotokataloge, was mich daran erinnerte, daß ich im Kühlschrank zwei ungeöffnete Filmdosen entdeckt hatte.
    Das wiederum erinnerte mich daran, daß ich eigentlich hergekommen war, um eine gesetzwidrige Durchsuchung vorzunehmen, und nicht, um Vergleiche von anatomischen Merkmalen bei Frauen anzustellen, die knappe Höschen und dornengespickte Hundehalsbänder trugen.
    Ich legte alles wieder ordentlich hin und verdrückte mich aus dem Zimmer, aus der Wohnung, und dachte bei mir, daß Onkel Mo ein ziemlich komischer Kauz war.
    An dem Ring hingen zwei Schlüssel. Ich probierte den einen am Hintereingang des Ladens – Fehlanzeige. Ich probierte den anderen Schlüssel und mußte ein aufgeregtes Lachen unterdrücken, als die Tür aufsprang. Meine eine Hälfte wollte nicht, daß der Schlüssel paßte. Wahrscheinlich die klügere Hälfte. Die Hälfte, die wußte, daß mir Gefängniskleidung nicht steht.
    Hinter der Tür lag ein schmaler Flur, von dem aus drei weitere Türen abgingen und der sich am anderen Ende zum Laden hin öffnete. Ich konnte durch den Flur hindurch bis in den Laden hineinsehen und durch die Schaufenster hindurch in dem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite Lichter erkennen. Man konnte demnach auch von draußen erkennen, ob Licht im Laden brannte, ich mußte also vorsichtig mit meiner Taschenlampe umgehen. Ich ließ sie einmal kurz im Flur und im Laden aufblitzen, um sicherzustellen, daß ich allein war. Ich öffnete die erste Tür zu meiner rechten und sah eine Treppe, die in den Keller führte.
    »Hallo?« rief ich. »Ist da jemand?«
    Keine Antwort. Ich schloß die Tür wieder. Zu größerer Tapferkeit bei der Untersuchung des Kellers, als in die Finsternis hinunterzubrüllen, war ich nicht fähig.
    Hinter der zweiten Tür befand sich ein Klo, hinter der dritten ein Besenschrank. Ich löschte das Licht und wartete einen Moment, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Es mußte zwei, drei Jahre her sein, daß ich zuletzt in dem Laden war, aber ich kannte mich ganz gut aus, und ich sah gleich, daß sich hier nichts verändert hatte. Bei Onkel Mo änderte sich nie

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