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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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das mal ganz im Vertrauen durchkauen?«
    »Du mußt Gedanken lesen können«, sagte Morelli.
    »Ich rede also jetzt nicht mit dem Polizisten, ja?«
    »Nein.«
    Ich goß mir ein Glas Milch ein. »Ich sage dir jetzt, was ich weiß. Der Hinterausgang zu Mos Laden war abgeschlossen. Ich habe ihn mit einem Schlüssel geöffnet, den ich oben in seiner Wohnung fand. Nachdem ich aufgeschlossen hatte und im Laden stand, habe ich die Tür hinter mir zugezogen. Sie war geschlossen, als Ronald Anders versuchte reinzukommen. Zuerst hörte es sich so an, als hätte er einen Schlüssel dabei, aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Er probierte ein paar Minuten lang rum, und dann sprang die Tür plötzlich auf. Habt ihr irgend etwas an ihm gefunden, womit man ein Türschloß knacken könnte?«
    »Nein.«
    »Einen Schlüssel für den Laden?«
    »Nein.«
    Ich runzelte die Stirn.
    Morelli runzelte die Stirn.
    »Entweder brauchte gerade jemand einen Satz Dietriche, oder jemand hat einen Schlüssel aufgehoben, der nicht richtig funktionierte«, sagte ich. »Vielleicht hat auch jemand die Tür mit einem Zweitschlüssel geöffnet, hat Ronald Anders hereingelassen, ist für ein paar Minuten verschwunden und dann wiedergekommen und hat Anders erschossen.«
    Morelli und ich seufzten beide. Die einzige Person, die logischerweise einen Zweitschlüssel besäße, wäre Onkel Mo. Der Gedanke, daß er Anders kannte, wäre auch nicht weit hergeholt, angesichts der Tatsache, daß Mo gelegentlich auf der Stark Street gesehen worden war. Vielleicht hatte das alles mit Drogen zu tun. Vielleicht nahm Mo Drogen. Scheiße, vielleicht handelte er sogar mit Drogen. Nachdem ich in seiner Bettlektüre gestöbert hatte, war ich bereit, ihm alles mögliche zu unterstellen.
    »Habt ihr jemanden darauf angesetzt, der sich mal mit den Kindern unterhält, die immer in den Laden gehen?« fragte ich Morelli. »Hast du als Ziviler mal irgendwo aufgeschnappt, daß bei Mo Drogen umgeschlagen werden?«
    »Immer nur das Gegenteil«, sagte Morelli. »Mos Laden war drogenfrei. Mo war militanter Drogengegner. Das war allgemein bekannt.«
    Mir kam ein anderer Gedanke. »Wie militant?« fragte ich. »Hätte es für einen Mord an einem Dealer gereicht?«
    Morelli sah mich mit seiner undurchdringlichen Polizistenmiene an.
    »Das wäre zu komisch«, sagte ich. »Liebenswerter, schrulliger Eisverkäufer wird zum Killer. Die Rache des kleinen Geschäftsmannes.«
    Anders wurde in den Rücken geschossen. Er hatte eine Waffe bei sich getragen, aber er hatte die Waffe nicht angerührt. Sie war entdeckt worden, als die Polizei die Leiche zur Seite rollte. Die Waffe steckte im Bund von Anders’ Rapperhose. Egal, wen sie drankriegten für den Mord, es dürfte ihm wohl kaum gelingen, auf Notwehr zu plädieren.
    »War das alles?« fragte ich Morelli.
    »Fürs erste.«
    Morelli trug Jeans, Springerstiefel und ein langärmliges kariertes Oberhemd, die Ärmel hochgekrempelt. Die Dienstpistole klemmte in seinem Gürtel. Er nahm sich seine Khakijacke von einem der Wandhaken im Flur und zog sie über.
    »Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du in den nächsten Tagen nicht ins Ausland reisen würdest«, sagte ich.
    »Ach! Wo ich doch gerade Urlaub in Monaco machen wollte.«
    Er versetzte mir einen Kinnstüber, lachte und ging.
    Ich sah einen Moment lang auf die geschlossene Wohnungstür. Ein Kinnstüber? Was sollte das denn? Früher hatte Morelli versucht, mir seine Zunge in den Rachen zu schieben. Wenigstens eine obszöne Anmache versucht. Ein Kinnstüber machte mich mißtrauisch. Und jetzt, wo ich drüber nachdachte, fiel mir auch wieder ein, daß er sich wie der perfekte Gentleman aufgeführt hatte, als er mir die Pizza brachte. Und was war mit gestern abend? Er hatte mir zum Aschied nicht einmal die Hand gereicht.
    Ich überprüfte mein Äußeres im Garderobenspiegel. Mein Haar saß noch eingequetscht unter der Strickmütze. Nicht gerade sexy, aber das hatte Morelli noch nie abgehalten. Ich nahm die Mütze ab, und meine Haare plusterten sich auf. Schreck laß nach! Gut, daß ich die Mütze aufgelassen hatte.
    Ich ging in die Küche und wählte Rangers Nummer.
    »Yo«, meldete sich Ranger.
    »Brüstet sich irgend jemand mit dem Mord an Ronald Anders?«
    »Hier brüstet sich schon lange keiner mehr. Totenstille auf den Straßen.«
    »Ein Bandenkrieg?«
    »Ich weiß es nicht. Ein paar Kleindealer werden vermißt. Ein paar Fixer sind tot. Es kursiert irgendein heißes Zeug, das bringt die Leute

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