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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Sorgen. Ich hatte absolut keine Lust, auf eigene Faust nachzuforschen, was los war, und mich ein drittes Mal anschießen zu lassen. Die Alternative wäre gewesen, die Polizei zu rufen. Leider hatte ich nicht genug Bananen dabei, insofern erschien mir diese Alternative nicht sonderlich erstrebenswert.
    Wieder tauchte die Schattengestalt auf. Sie zeigte sich lange genug, um jeden Zweifel auszuräumen, daß es sich um einen Mann handelte. Er rückte näher ans Fenster, und ich konnte sein Gesicht erkennen.
    Es war Morelli.
    Ausgerechnet. Der Kerl hatte Nerven. Wie konnte er es wagen, einfach in meine Wohnung einzubrechen? Aber das war nicht einmal das Schlimmste. Er aß etwas, und ich hatte den Verdacht, daß es Gewürzkuchen war.
    »Du Schwein!« schrie ich. »Fiesling!«
    Er hörte mich nicht. Wahrscheinlich lief der Fernseher.
    Ich suchte den Parkplatz ab und fand Morellis schwarzen Toyota 4+4. Ich trat gegen die hintere Stoßstange, und die Alarmanlage ging los.
    In den Fenstern über mir tauchten Gesichter auf, während die Alarmanlage wie wahnsinnig heulte.
    Mrs. Karwatt im ersten Stock riß das Fenster auf und lehnte sich hinaus. »Was ist denn los da unten?«
    Aus Mr. Weinsteins Fenster schob sich ein Gewehrlauf. »Wessen Alarmanlage ist das? Doch nicht mein Cadillac, oder?«
    Das einzige Fenster, in dem sich kein Gesicht zeigte, war meins, wahrscheinlich weil Morelli die Treppe hinunterraste, überlegte ich.
    Ich lief mit dem Schlüssel in der Hand zu meinem Wagen.
    »Von dem Wagen zurückbleiben, oder ich schieße!« rief Mr. Weinstein.
    »Das Auto gehört mir!« rief ich zurück.
    »Erzählen Sie mir nichts!« sagte Mr. Weinstein und schielte mich durch seine zentimeterdicken Brillengläser mit drei verschiedenen Stärken an. Peng! Mr. Weinstein schoß und traf die Windschutzscheibe von dem Wagen neben meinem.
    Ich hechtete über den begrünten Mittelstreifen auf die Straße und rannte in den Schutz der Häuser auf der anderen Seite. Ich blieb stehen und sah mich um. Morelli duckte sich unter dem hinteren Vordach und rief Mr. Weinstein etwas zu, vermutlich weil er Angst hatte, er würde angeschossen, wenn er sich auf den Parkplatz wagte.
    Ich huschte in die schattige Spalte zwischen zwei Häusern, sprang über einen Gartenzaun und kam auf der Elm Street wieder raus. Ich überquerte die Elm Street und wiederholte das Spielchen, was mich zur Hartland brachte.
    Ich lief auf der Hartland eine Querstraße weiter, überquerte die Hamilton und drückte mich an die Backsteinwand eines Ladens, der durchgehend geöffnet hatte.
    Der alte Besitzer war ein gewisser Joe Echo. Er hatte das Geschäft im November verkauft, und der neue chinesische Besitzer, Sam Pei, hatte den Laden in »The American Store« umbenannt. Ich fand den neuen Namen angebracht. »The American Store« bot eine Auswahl von allen möglichen Dingen, die der Durchschnittsamerikaner brauchte, allerdings zum vierfachen Preis. Eine Schachtel Fig Newtons für $ 7,50, obwohl nur zwölf Stück in einer Schachtel waren. Aber wenn man mitten in der Nacht Heißhunger auf Fig Newtons hatte, war es einem vermutlich scheißegal, was die kosteten.
    Ich holte eine Strickmütze aus meiner Manteltasche und zog sie tief ins Gesicht. Die Batterie von meinem Handy war fast leer, ich kramte daher in meiner Umhängetasche nach einer Vierteldollarmünze, fand eine, warf sie in den Telefonapparat und wählte meine Nummer.
    Beim vierten Mal ging Morelli dran.
    Ich löste die zusammengebissenen Zähne gerade weit genug, um ein paar Worte hineinzupressen. »Was machst du in meiner Wohnung?«
    »Auf dich warten«, sagte Morelli.
    »Was hast du da gerade gegessen?«
    »Gewürzkuchen. Es ist noch etwas übrig, aber nur, wenn du dich beeilst.«
    Ich hängte den Hörer wieder auf die Gabel. Scheiße!
    Ich kaufte einen Snickers-Riegel bei Mr. Pei und aß ihn im Gehen. Es wurde Zeit, die Lage realistisch einzuschätzen. Morelli hatte mir bei diesem Räuber-und-Gendarme-Spiel einiges voraus. Wenn er mich verhaften wollte, hätte er es längst getan. Und er hätte mich auch längst zum Verhör auf die Polizeiwache gebracht, wenn er es ernst meinte. Die Bananen konnte ich mir also noch sparen.
    Warum behelligte mich Morelli dann ständig? Vielleicht, weil er etwas wollte. Was wollte er? Informationen, die ich ihm möglicherweise vorenthielt? Vielleicht dachte er, er könnte mir unter zwangloseren Umständen besser irgendwelche wichtigen Einzelheiten entlocken. Oder er wollte mir

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