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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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zu Fuß erkunden.
    Ich drehte drei Runden um den Block, schließlich fuhr jemand aus einer attraktiven Parklücke am Straßenrand. Ich wollte auf der Montgomery Street stehen, mit Blick auf den Hauseingang und die Garageneinfahrt. Ich hatte vor, mich mal kurz in der Garage umzusehen, einen Blick auf die Briefkästen zu werfen und dann einfach abzuwarten. Vielleicht passierte was Interessantes.
    Es gab 72 Briefkästen. Auf keinem stand der Name »Moses Bedemier«. Die Garage war nur zu einem Drittel voll. Ich fand zwei Hondas, aber keinen mit dem richtigen Nummernschild.
    Ich ging zurück zu meinem Truck und setzte mich rein. Ich beobachtete die Leute auf der Straße, ich beobachtete die Autos, ich sah niemanden, den ich kannte. Um ein Uhr holte ich mir ein Sandwich aus Sal’s Cafe. Ich zeigte das Foto von Mo herum und fragte, ob jemand ihn kürzlich gesehen hätte.
    Die Kellnerin sah sich das Bild an.
    »Kann sein«, sagte sie. »Kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen. Hier gehen so viele Menschen ein und aus. Viele ältere Herrschaften kommen auf einen Kaffee rein, bevor die Mission nebenan zum Frühstück ihre Türen öffnet. Ursprünglich war es nur für Obdachlose gedacht, aber es wird hauptsächlich von Rentnern genutzt, die einsam sind und knapp bei Kasse.«
    Um vier Uhr stieg ich wieder aus meinem Pickup aus und postierte mich direkt im Hauseingang, wo ich den Bewohnern Mos Bild zeigen und sie befragen wollte. Um sieben Uhr blieben die Bewohner aus, von Glück ganz zu schweigen, nicht ein einziger hatte Mo auf dem Bild erkannt.
    Um acht Uhr gab ich mich geschlagen und räumte meinen Posten. Ich fror, ich hatte Hunger, und in mir zuckte es förmlich vor angestauter Energie. Ich fuhr zurück nach Burg, zu Pinos Pizzeria.
    Zwei Straßen vor Pinos Pizzeria hielt ich an einem Stopschild und spürte seismische Aktivitäten unter der Motorhaube. Ich ließ einige kleinere Beben und heftiges Brodeln über mich ergehen, und dann – Krawumm! Der Truck hatte eine Fehlzündung und soff ab. »Mistkarre!« rief ich. »Scheißjapanertruck. Ziegenpißnelke. Scheißautomechaniker. Betrüger. Lügner!«
    Ich sackte mit der Stirn einen Augenblick auf das Steuerrad. Ich hörte mich an wie mein Vater. So mußten sich die Passagiere beim Untergang der
Titanic
gefühlt haben.
    Ich schaffte es mit sanfter Gewalt bis zu Pinos Parkplatz, kroch hinter dem Steuerrad hervor und ließ mich völlig erledigt an Pinos Tresen nieder. Ich bestellte ein Gezapftes, ein Deluxe Hühnchen-Sandwich, eine kleine Pepperonipizza und Fritten. Niederlagen machten hungrig.
    Pino war ein Polizistentreff. Einmal weil die halbe Truppe in Burg wohnte und Pino zentral gelegen war, zum anderen weil Pino zwei Söhne hatte, die bei der Polizei waren, und Polizisten unterstützten sich gegenseitig. Außerdem weil die Pizza einfach vom Feinsten war, mit viel Käse und Fett, etwas Tomatensoße und einem phantastischen Teig. Die Kakerlaken in der Küche waren so groß wie streunende Katzen, aber das störte keinen.
    Morelli saß am anderen Ende des Tresens. Er beobachtete mich beim Bestellen, aber wahrte Abstand. Als mein Essen kam, setzte er sich auf den Hocker neben mich.
    »Soll ich mal raten?« sagte er, meinen Teller begutachtend. »Du hast einen schlimmen Tag hinter dir.«
    Ich machte eine Geste mit der Hand, die ›so leidlich‹ bedeuten sollte.
    Seine Bartstopeln waren länger als erlaubt, und sogar in dem schummrigen Kneipenlicht konnte ich das feine Geflecht der Falten erkennen, das sich um seine Augen herum bildete, wenn er abgespannt war. Er stützte sich träge mit einem Ellbogen auf dem Tresen ab und naschte von meinen Fritten.
    »Wenn du ein anständiges Liebesleben hättest, bräuchtest du dich nicht mit so was zu befriedigen«, sagte er. Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, und seine Zähne leuchteten in dem bärtigen Gesicht weiß auf.
    »Mein Liebesleben ist in Ordnung.«
    »Ja, ja«, sagte Morelli. »Aber manchmal ist es mit einem Partner doch auch ganz schön.«
    Ich schob meinen Teller mit Fritten etwas zur Seite, damit er nicht mehr rankam. »Mal wieder einer spannenden Autopsie beigewohnt in letzter Zeit?«
    »Auf morgen verschoben. Der Arzt hofft, daß Cameron Brown bis dahin aufgetaut ist.«
    »Kennt man die Todesursache schon? Zum Beispiel, welches Kaliber ihn alle gemacht hat?«
    »Kann ich erst morgen sagen. Warum interessiert dich das?«
    Ich hatte den Mund voll mit Hühnchen-Sandwich.

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