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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Ich kaute und schluckte und spülte mit Bier nach. »Reine Neugier.« Neugier, weil das der zweite tote Dealer war, über den ich stolperte, seit ich die Suche nach Mo aufgenommen hatte. Die Verbindung wirkte weit hergeholt, aber ich hatte alle meine Antennen ausgefahren.
    Morelli sah mich gequält an. »Du und deine Freundinnen haben ihm nicht die erste Salve verpaßt, oder?«
    »Nein!«
    Er stand auf und zog mich zum Abschied kurz an den Haaren. »Fahr vorsichtig.«
    Er nahm eine braune Bomberjacke aus Leder von einem Wandhaken am anderen Ende des Raums und ging.
    Ich starrte hinter ihm her, völlig verdattert. Er hatte mich an den Haaren gezogen. Erst greift er mir unters Kinn, dann zieht er mich an den Haaren. Das war eindeutig ein Korb! Morelli zu brüskieren war eine Schande. Aber mich zu brüskieren war etwas ganz anderes. So hatten wir nicht gewettet.
    Um halb zehn trottete ich schmollend und mißmutig von dannen. Ich blieb einen Augenblick vor meinem Truck stehen und betrachtete ihn. Heute blieb mir kein Elend erspart. Ich fand meinen Truck nicht mehr süß. Er sah aus, als hätte er kiefernorthopädische Behandlung nötig. Ich hatte ihm neue Kontakte und Kerzen, Kronen und Füllungen besorgt, aber mir fehlte das Geld für die Wurzelbehandlung. Ich glitt hinter das Steuer und steckte den Schlüssel in den Anlasser. Der Truck sprang an und… soff ab.
    »Scheiße. Scheiße. Scheiße!«
    Meine Eltern wohnten nur drei Straßen weiter. Ich jagte den Motor hoch, fuhr so die ganze Strecke und war erleichtert, die Schrottkarre erst am Straßenrand vor dem Haus meiner Eltern absterben zu lassen.
    In der Einfahrt parkte schadenfroh mein Buick. Mein Buick ließ mich nie im Stich.
    Das Telefon riß mich aus dem Tiefschlaf. Mein Digitalwecker zeigte zwei Uhr an. Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang mädchenhaft.
    »Hallöchen«, sagte die Stimme. »Gillian hier!«
    Gillian. Ich kannte keine Gillian. »Falsch verbunden«, sagte ich.
    »Oh«, sagte sie. »T’schuldigung. Ich wollte Stephanie Plum sprechen.«
    Ich stützte mich auf einen Ellbogen auf. »Am Apparat.«
    »Ich bin Gillian Wurtzer. Sie haben mir Ihre Karte gegeben. Sie haben gesagt, ich sollte Sie anrufen, wenn ich Onkel Mo sehe.«
    Ich war auf einmal hellwach. Gillian, natürlich, das Mädchen aus dem Haus gegenüber.
    Gillian kicherte. »Mein Freund war heute abend hier, hat mir bei den Hausaufgaben geholfen. Er ist gerade gegangen. Und als wir uns verabschiedeten, da habe ich gesehen, daß Licht in dem Laden drüben brannte. Es muß das Flurlicht auf der Rückseite gewesen sein. Und ich habe jemanden in dem Haus beobachtet. Ich weiß nicht, ob es Onkel Mo war, aber ich dachte mir, es ist besser, wenn ich Sie trotzdem anrufe.«
    »Brennt das Licht noch?«
    »Ja.«
    »Ich bin in zehn Minuten da. Behalt den Laden im Auge, aber geh nicht vor die Tür. Ich komme sofort.«
    Ich trug ein rotes Baumwollnachthemd und dicke weiße Strümpfe. Ich zog eine Jeans darüber, schlüpfte in meine Doc Martens, schnappte mir meine Jacke und Handtasche und wählte Rangers Nummer auf meinem Handy, während ich über den Flur sprintete.
    Als ich am Buick angelangt war, hatte ich Ranger die Lage erklärt und das Handy wieder in meiner Tasche verstaut. Nieselregen hatte eingesetzt, und die Temperatur bewegte sich um den Gefrierpunkt, so daß die Autos auf dem Parkplatz alle unter einer Eisdecke schlummerten. Die Szene kam mir irgendwie bekannt vor. Ich benutzte meine Nagelfeile, um das Eis an meinem Türgriff abzukratzen, und in einem hilflosen Versuch, meinen Blutdruck zu senken, zählte ich bis zehn. Als das Blut nicht mehr in meinen Ohren pochte, benutzte ich die Feile, um ein kopfgroßes Loch in die vereiste Windschutzscheibe zu kratzen. Ich sprang in den Wagen, raste los und drückte mir beim Fahren die Nase an der Scheibe platt.
    Bitte, bitte sei noch da.
    Ich wollte Onkel Mo unbedingt kriegen. Nicht so sehr wegen des Geldes als vielmehr aus Neugier. Ich wollte wissen, was da vor sich ging. Ich wollte wissen, wer Ronald Anders umgebracht hatte, und ich wollte wissen, warum er umgebracht worden war.
    In Burg herrschte Grabesstille zu dieser Nachtzeit. Die Häuser waren dunkel, auf den Straßen kein Verkehr, das Licht der Straßenlampen vom Nieselregen verschwommen. Ich glitt langsam an Mos Laden vorbei. Im Flur hinten brannte Licht, wie Gillian gesagt hatte. Von Ranger war nichts zu sehen. Am Straßenrand parkte kein Honda, nirgendwo rührte sich etwas. Ich fuhr in

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