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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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die die drei Barhocker verschmähten. Alle Augenpaare richteten sich in dem dämmrigen Licht auf Ranger und mich, als wir zur Tür reinkamen.
    Der Kellner nickte kaum wahrnehmbar mit dem Kopf. Er warf einen Blick auf den Verschlag am Ende des Tresens. Auf einem verbeulten Blechschild an der Wand daneben stand »Herren.«
    Ranger raunte mir mit gedämpfter Stimme ins Ohr: »Bleib hier und sicher die Tür ab.«
    Ich? Die Tür absichern? Sollte das ein Witz sein? Ich winkte den Männern am Tresen mit dem kleinen Finger zu. Niemand winkte zurück. Ich zog meine 38er aus der Handtasche und steckte sie mir vorne in die Jeans.
    Auch das löste kein Winken bei ihnen aus.
    Ranger verschwand hinter dem Verschlag in einem Korridor. Ich hörte ihn an eine Tür klopfen. Er klopfte noch mal. Lauter. Dann das Geräusch, als drehte jemand an einem Türknauf, nochmaliges Klopfen, und schließlich das unverkennbare Geräusch, als trete jemand mit einem Stiefel eine Tür ein.
    Ranger kam aus dem Korridor hervorgestürzt. »Er ist zum Fenster auf die Gasse raus.«
    Ich folgte Ranger nach vorne auf die Straße. Wir hielten eine Sekunde inne und horchten auf Schritte, und Ranger rannte wieder los, durch die Seitenstraße, auf die Rückseite der Kneipe. Ich rutschte auf einem vereisten Stück aus, stolperte gegen einen Mülleimer und japste nach Luft. Ich stieß mit dem Zeh gegen ein Holzbrett und fiel auf die Knie. Ich raffte mich wieder auf und hüpfte fluchend auf einem Bein, bis der Schmerz nachließ.
    Ranger und ich kamen von der Gasse auf die Querstraße. Eine dunkle Gestalt lief einen halben Häuserblock weiter auf den Eingang eines Reihenhauses zu. Wir nahmen die Verfolgung auf. Ranger stürmte durch die Tür, und ich rannte zwei Häuser weiter eine Gasse hinauf, um den Hinterausgang zu sichern. Schwer keuchend kramte ich in der Tasche nach meinem Abwehrspray und kam gerade rechtzeitig, als die Tür aufflog und Melvin Morley III mit mir zusammenstieß.
    Morley war ein Riesenaffe, angeklagt wegen schweren Diebstahls und bewaffneten Raubüberfalls. Er war blau wie ein Veilchen, aber roch leider nicht danach.
    Wir fielen mit einem satten Aufprall zu Boden. Er landete unten, ich oben. Reflexartig legten sich meine Finger um seinen Jackenkragen.
    »Hallo, großer Junge«, sagte ich. Vielleicht konnte ich ihn ja mit meinem weiblichen Charme ablenken.
    Er ließ ein Grunzen hören und wischte mich wie einen Fussel von sich. Ich rollte von ihm herunter und bekam ihn am Hosenbein zu packen.
    »Hilfe!« schrie ich. »Hiiiiilfeeee!«
    Morley griff unter meine Achseln und hob mich auf Augenhöhe hoch, so daß meine Füße ein paar Zentimeter über dem Boden baumelten. »Blöde weiße Pißnelke«, sagte er und schüttelte mich kräftig durch, wobei mein Kopf nach hinten sackte.
    »A-a-a-gentin zur Ergreifung Flüchtiger«, stotterte ich. »Sie-Sie-Sie sind verhaftet.«
    »Ein Morley läßt sich nicht verhaften«, sagte er. »Ich bringe jeden um, der das versucht.«
    Ich fuchtelte mit den Armen und trat mit den Beinen in die Luft, wobei ein Fuß rätselhafterweise mit Morleys Knie kollidierte.
    »Aua!« schrie Morley auf.
    Seine Pranken gaben mich frei, und er knickte ein. Ich stolperte erst noch ein paar Schritte nach hinten, bevor ich auf den Hintern fiel und dabei gegen Ranger stieß.
    »Hallo, großer Junge«, sagte Ranger.
    »Ich dachte, es würde ihn ablenken.«
    Morley lag zusammengekrümmt da wie ein Fötus, atmete flach und hielt sich das Knie. »Sie hat mir das Knie gebrochen«, sagte er, als er zwischendurch einmal Luft holen mußte. »Sie hat mir mein Scheißknie gebrochen.«
    »Ich glaube, es war vielmehr dein Schuh, der ihn abgelenkt hat«, sagte Ranger.
    Ein glücklicher Zufall.
    »Wieso hast du mir nicht geholfen, wenn du die ganze Zeit danebengestanden hast?«
    »Es sah nicht so aus, als hättest du Hilfe nötig. Willst du nicht schon mal los und das Auto holen, während ich solange bei Morley babysitte? Er kann bestimmt nur in Zeitlupe laufen.«
    Es war bereits zehn Uhr, als Ranger mich vor dem Haus meiner Eltern in der High Street absetzte. Poochie, Mrs. Crandles seniler Pudel, saß auf der Veranda des Hauses gegenüber und bereitete sich seelisch auf den letzten Gang zum Pinkeln vor, ehe er heute Feierabend machte. Nebenan, bei Mrs. Ciaks, waren die Lichter schon aus. Mrs. Ciaks war Frühaufsteherin aus Überzeugung. Meine Mutter und meine Großmutter befanden dagegen ein paar zusätzliche Mützen Schlaf offenbar nicht für

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