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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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notwendig, denn sie drückten sich die Nasen platt an der Doppeltür und schielten nach mir.
    »Wahrscheinlich stehen sie so da, seit du gegangen bist«, sagte Ranger.
    »Dafür ist meine Schwester normal«, sagte ich. »Schon immer gewesen.«
    Ranger nickte. »Um so verwirrender, das Ganze.«
    Ich winkte Ranger zum Abschied und ging auf die Veranda zu.
    »Es ist noch etwas von dem Buttertoffee übrig«, sagte meine Mutter, als sie mir die Tür aufmachte.
    »Hast du jemanden erschossen?« wollte Grandma wissen. »Gab es viel zu tun?«
    »Es gab nur wenig zu tun«, klärte ich sie auf. »Und wir haben auch keinen erschossen. Wir erschießen fast nie Leute.«
    Mein Vater beugte sich in seinem Fernsehsessel im Wohnzimmer vor. »Was höre ich da von einer Schießerei?«
    »Stephanie hat heute keinen erschossen«, sagte meine Mutter.
    Mein Vater stierte uns alle einen Augenblick an, als erwäge er die Vorteile einer sechsmonatigen Kreuzfahrt auf einem Flugzeugträger, aber dann widmete er sich wieder dem Geschehen auf dem Bildschirm.
    »Ich kann nicht bleiben«, sagte ich zu meiner Mutter. »Ich bin nur vorbeigekommen, um euch zu zeigen, daß alles in Ordnung ist.«
    »In Ordnung?« schimpfte meine Mutter. »Du brichst mitten in der Nacht auf und machst Jagd auf Verbrecher! Ist das vielleicht in Ordnung? Sieh dich doch mal an! Was ist mit deiner Hose? Deine Hose hat ein Riesenloch!«
    »Ich bin hingefallen.«
    Meine Mutter preßte die Lippen zusammen. »Willst du jetzt von dem Toffee oder nicht?«
    »Natürlich will ich was davon.«
    Ich wachte in einem stockfinsteren Zimmer auf, mit dem kribbelnden Gefühl, daß ich nicht allein war. Es gab keinen ersichtlichen Grund für dieses Gefühl. Es war reine Intuition, die mich aus dem Schlaf gerissen hatte, wahrscheinlich durch Kleiderrascheln oder einen Luftzug ausgelöst. Mein Herz schlug wie rasend in meiner Brust, während ich auf eine Bewegung wartete, auf die Wahrnehmung von fremdem Schweißgeruch, auf irgendein Zeichen, daß meine Befürchtung stimmte.
    Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen, aber stieß nur auf vertraute Umrisse. Die Digitalanzeige meines Weckers stand auf halb sechs. Bei dem Geräusch einer mit Wucht zugestoßenen Schublade sah ich hinüber zur Frisierkommode, und schließlich konnte ich den Eindringling ausmachen.
    Eine Jogginghose flog durch die Luft und traf mich am Kopf.
    »Wenn wir zusammenarbeiten wollen, mußt du dich fit halten«, sagte der Eindringling.
    »Ranger? Bist du das?«
    »Ich habe dir Tee gekocht. Er steht auf deinem Nachttisch.«
    Ich knipste das Licht an. Tatsächlich, da stand eine Tasse dampfender Tee. Soviel zu Stephanie Plums Schimäre einer scharfsinnigen Kopfgeldjägerin.
    »Ich mag keinen Tee«, sagte ich, an dem Giftgebräu schnuppernd. Ich trank trotzdem einen Schluck. »Ih! Was ist das denn?«
    »Ginseng.«
    »Komisches Zeug. Schmeckt scheußlich.«
    »Ist gut für die Durchblutung«, sagte Ranger. »Es reichert dein Blut mit Sauerstoff an.«
    »Was hast du in meinem Schlafzimmer zu suchen?« Normalerweise hätte mich interessiert, wie er sich Zutritt verschafft hatte. Bei Ranger war es sinnlos, danach zu fragen. Ranger fand immer Zutritt.
    »Ich versuche, dich aus dem Bett zu kriegen«, sagte Ranger. »Es ist schon spät.«
    »Es ist halb sechs!«
    »Ich bin im Wohnzimmer zum Aufwärmen.«
    Ich sah seinen Rücken in der Schlafzimmertür verschwinden. Sollte das sein Ernst sein? Wofür Aufwärmen? Ich zog mir die Jogginghose an und taperte hinter ihm her. Er machte Liegestütze mit einem Arm.
    »Wir fangen mit fünfzig an«, sagte er.
    Ich legte mich auf den Boden und versuchte mich an einem Liegestütz. Nach fünf Minuten war Ranger fertig, und ich hatte gerade mal einen einzigen geschafft.
    »Gut«, sagte Ranger, auf der Stelle tretend. »Und jetzt geht es runter auf die Straße.«
    »Ich will aber erst frühstücken.«
    »Erst ein Fünfhundert-Meter-Spurt, danach wird gefrühstückt.«
    Ein Fünfhundert-Meter-Spurt? War Ranger übergeschnappt? Es war halb sechs in der Früh. Es war dunkel draußen. Ich sah kurz aus dem Fenster. Scheiße! Es schneite!
    »Ist doch gar nichts«, sagte ich. »Ein Kinderspiel.«
    Ich warf mir eine Daunenjacke über, stopfte die Taschen voll mit Papiertaschentüchern und Lippenfett, zog mir eine Wollmütze über den Kopf, wickelte mir einen Schal um den Hals, stülpte gefütterte Handschuhe über meine Hände und folgte Ranger die Treppe hinunter.
    Ranger rannte mühelos einige

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