Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
sich wiederholen und Mo hätte sich aus dem Staub gemacht.
    Ich rückte zentimeterweise zur Tür vor, blieb stehen und lauschte. Es war gar nicht so einfach, mein Herzpochen zu überhören, aber ich konnte keine Schritte in der Nachbarschaft wahrnehmen, kein Wagen wurde angelassen, keine Türen knallten.
    Ich holte noch einmal tief Luft, steckte meinen Kopf durch die weit offene Tür und blinzelte in den finsteren Flur, der nach vorne zum Verkaufsraum führte.
    Ich hörte Füßescharren und wäre von dem Adrenalinschub beinahe in Ohnmacht gefallen. Mein erster Gedanke war wegzurennen. Mein zweiter, um Hilfe zu rufen. Ich konnte beide nicht in die Tat umsetzen, weil mir der kalte Lauf einer Pistole an die Schläfe gesetzt wurde.
    »Machen Sie keine Dummheiten, und seien Sie ganz ruhig. Gehen Sie in den Laden.«
    Es war der kleine drahtige Kerl, der mir auf dem Parkplatz das Geld angeboten hatte. Ich konnte ihn nicht sehen, aber ich erkannte seine Stimme wieder. Tief und rauh. Die Stimme eines Rauchers. Jersey-Dialekt. Nord-Jersey Newark, Jersey City, Elizabeth.
    »Nein«, sagte ich. »Ich gehe nicht in den Laden.«
    »Ich brauche mal jemanden hier«, sagte der Mann mit der Pistole. »Wir müssen Miss Plum davon überzeugen, daß es besser ist, mit uns zusammenzuarbeiten.«
    Eine Sekunde später trat ein Mann aus der Dunkelheit hervor. Er trug die unvermeidliche Skimaske und einen Overall. Er war größer und dicker als die anderen. Er schüttelte eine Dose Tränengas, um mir zu demonstrieren, daß er Bescheid wußte, wie man das Zeug aktivierte.
    Ich riß den Mund auf, um loszuschreien, und im selben Moment traf mich eine Wolke des Gases. Ich spürte, wie es von meiner Kehle aufgesaugt wurde, wie es brannte, wie mein Hals sich verschloß. Ich ging in die Knie und würgte, unfähig, etwas zu erkennen, die Augen fest zugekniffen vor dem stechenden Schmerz.
    Hände packten mich, wühlten sich in meine Jacke, zogen mich über die Türstufe in die Diele. Ich wurde auf den Linoleumfußboden im hinteren Teil des Ladens geschleudert, der Tränenschleier wie eine Wand, war immer noch unfähig zu atmen.
    Wieder griffen Hände nach mir, zogen mir die Jacke über die Schultern hinunter, banden die Ärmel hinten zu einer behelfsmäßigen Zwangsjacke zusammen und zerrissen mir dabei das Hemd. Ich schnappte nach Luft, versuchte, meine Angst zu überwinden, die Mißhandlung zu ignorieren und kämpfte gegen das Tränengas an. Es geht vorbei, sagte ich mir. Du weißt, wie Tränengas bei Menschen wirkt. Es geht vorbei. Keine Panik.
    Die Männer ließen von mir ab und warteten darauf, daß ich zu mir kam. Ich versuchte die Augen zu öffnen, um etwas zu erkennen. Drei große Gestalten in der Dunkelheit. Die Männer mit den Skimasken und den Overalls, reimte ich mir zusammen.
    Einer leuchtet mir mit einer Taschenlampe in die Augen. »Jetzt sind wir wohl nicht mehr so tapfer, was?« sagte er.
    Ich zog mir die Jacke wieder ordentlich an und versuchte mich aufzurichten, kam aber nur auf alle viere. Meine Nase lief, der Rotz tropfte auf den Boden, vermischt mit Sabber und Tränen. Meine Atmung ging flach, aber die Panik war vorüber.
    »Was müssen wir denn noch veranstalten?« fragte mich Jersey City. »Wir haben versucht, Sie zu warnen. Wir haben versucht, Sie zu entschädigen. Hat alles nicht funktioniert. Bei Ihnen funktioniert gar nichts. Wir vollbringen hier ein gutes Werk, und Sie fallen uns in den Rücken.«
    »Ich tue nur meine Arbeit«, sagte ich.
    »Ja, ja. Tun Sie das woanders.«
    Ein Streichholz flammte in der Dunkelheit auf. Jersey City zündete sich eine Zigarette an. Er sog den Rauch tief in seine Lungen ein und blies ihn aus der Nase wieder aus. Ich hockte immer noch auf allen vieren, und der Mann stieß plötzlich auf mich nieder und hielt die glimmende Zigarette an meinen Handrücken. Ich schrie auf und zuckte zurück.
    »Das ist erst der Anfang«, sagte Jersey City. »Wir werden Ihnen Verbrennungen an Körperstellen zufügen, die sehr viel schmerzhafter sind als die an Ihrem Handrücken. Und wenn wir damit fertig sind, werden Sie niemandem davon erzählen wollen. Und Sie wollen auch nicht mehr hinter Mo herjagen. Und wenn doch… dann kriegen wir Sie und fügen Ihnen wieder Verbrennungen zu. Vielleicht haben wir es uns bis dahin auch anders überlegt, und wir bringen Sie um.«
    Irgendwo in der Ferne wurde eine Tür zugeschlagen, und man hörte draußen auf dem Plattenweg Schritte. Es herrschte einen Moment Schweigen,

Weitere Kostenlose Bücher