Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
während wir alle lauschten. Dann wurde die Hintertür weit aufgerissen, und eine schrille Stimme rief in die Dunkelheit: »Was geht hier vor?«
    Es war Mrs. Steeger. Bei jeder anderen Gelegenheit hätte sie die Polizei geholt, heute hatte sie beschlossen, auf eigene Faust zu ermitteln, nach dem Motto, wollen doch mal sehen…
    »Los! rief ich Mrs. Steeger zu. »Holen Sie die Polizei!«
    »Stephanie Plum!« sagte Mrs. Steeger. »Hätte ich mir denken können. Kommen Sie sofort da raus.«
    Ein Lichtstrahl zuckte durch Mos Hinterhof. »Wer ist da?« rief eine andere Stimme. »Mrs. Steeger? Sind Sie das da in Mos Hof?«
    Dorothy Rostowski.
    Ein Wagen hielt am Straßenrand. Scheinwerfer wurden ausgeschaltet, die Fahrertür wurde geöffnet, und ein Mann trat auf den Gehsteig.
    »Scheiße«, sagte Jersey City. »Weg hier.« Er kniete sich neben mich hin und kam dicht an mein Ohr. »Sehen Sie sich vor«, sagte er. »Das nächste Mal sorgen wir dafür, daß Sie keiner rettet.«
    James Bond hätte seine Geringschätzung in einer geistreichen Erwiderung zum Ausdruck gebracht. Indiana Jones hätte bloß höhnisch gegrinst und eine spöttische Bemerkung gemacht. Stephanie Plum brachte es nur zu einem: »Ach nee.«
    An der Tür kam es zu einer Rangelei, ängstliches Geschrei von Dorothy und Mrs. Steeger war zu hören.
    Ich richtete mich mit Mühe auf und lehnte mich an einen Tisch. Ich schwitzte, und ich zitterte, und meine Nase lief immer noch. Ich wischte sie am Ärmel ab, und ich merkte, daß mein Hemd offen war und der Reißverschluß an meiner Levis ebenfalls. Ich atmete in tiefen Zügen ein und aus und biß die Zähne zusammen. »Scheiße.«
    Noch mal tief durchatmen. Nun komm schon, Stephanie, raff dich auf. Zieh dich an, geh raus und guck nach, ob Dorothy und Mrs. Steeger etwas passiert ist.
    Ich zog meine Hose hoch, versuchte, mit zitternden Händen den Reißverschluß zuzumachen. Meine Augen tränten immer noch, in meinem Mund sammelte sich der Rotz, und der Reißverschluß ließ sich einfach nicht bewegen. Ich fing an zu heulen und wischte mir die Nase noch mal kräftig am Ärmel ab.
    Ich steckte mir mit einer Hand das Hemd in die Hose und schlurfte zur Hintertür. Dorothy stand da, die Arme vor der Brust verschränkt. Reiner Selbstschutz. Mrs. Steeger saß auf der Erde. Ein Mann hockte vor ihr, redete mit ihr. Er half ihr auf die Beine und drehte sich gerade um, als ich in der Tür auftauchte. Morelli. Wer sonst.
    Morelli zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Bitte. Nicht jetzt«, sagte ich.
    Ich machte ein paar Schritte rückwärts und wich auf die Toilette aus. Ich knipste das Licht an und schloß die Tür ab. Ich betrachtete mich in dem stockfleckigen Spiegel über dem Waschbecken. Es brauchte eine halbe Klopapierrolle, bis ich mir die Nase geputzt hatte. Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht, hielt meine Hand unter den Strahl und knöpfte mir mein Hemd zu. Zwei Knöpfe fehlten, aber die waren nicht entscheidend für die Wahrung des Anstands.
    Ich atmete tief durch, versuchte mich zu beruhigen. Ich schneuzte mir noch ein paarmal die Nase und betrachtete mich noch mal im Spiegel. Nicht schlecht, außer daß meine Augen wie zwei Tomaten aussahen und die Verbrennung von der Zigarette sich in eine wunderschöne Brandblase verwandelte.
    Morelli hatte inzwischen dreimal an die Tür geklopft und gefragt, ob alles in Ordnung sei. Ich hatte jedesmal gereizt »Ja. Hau ab!« geantwortet.
    Als ich schließlich die Tür aufmachte, brannten alle Lichter in dem Laden, und Morelli stand hinter der Theke. Ich glitt auf einen Hocker davor, stützte die Ellbogen auf und faltete die Hände.
    Morelli stellte mir einen Eisbecher mit heißer Vanillesoße hin und tat einen ordentlichen Schlag Sahne drauf. Er reichte mir einen Löffel und sagte: »Ich dachte, das tut dir vielleicht ganz gut.«
    »Schaden kann es nicht«, erwiderte ich, kaute auf meinen Lippen und gab mir redlich Mühe, nicht wieder loszuheulen. »Wie geht es Mrs. Steeger?«
    »Ganz gut, so weit. Sie ist auf den Hintern gefallen. Man hat sie einfach beiseite gestoßen.«
    »Schade, das wollte ich immer schon mal machen.«
    Er musterte mich. »Dein Haar gefällt mir«, sagte er. »Wolltest du mal was Neues ausprobieren?«
    Ich schleuderte ihm mit dem Löffel eine Ladung Schlagsahne entgegen, aber verfehlte mein Ziel, und die Sahne klatschte an die Wand und glitschte an ihr herunter auf den hinteren Ladentisch.
    Morelli machte sich selber einen Eisbecher und ließ sich

Weitere Kostenlose Bücher