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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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gezahlt, daß sie mir jemand hineingedreht hatte.
    Ich betrachtete mich noch mal im Spiegel. Na und, ich ließ mir eben eine neue Frisur machen. Was war schon dagegen einzuwenden.
    Ich schob mein Kinn ein paar Zentimeter vor. Kampflustig. Ich hatte meine Mutter und meine Großmutter hunderttausendmal diese Haltung einnehmen sehen. Angriff ist die beste Verteidigung.
    Ich durchquerte das ganze Kaufhaus und wandte mich der Rolltreppe zu. Ein paar Leute blieben stehen und glotzten, aber die meisten hielten ihren Blick standhaft abgewendet.
    Mr. Alexander schritt unruhig vor dem Ladeneingang auf und ab. Er sah nach links und rechts und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin, dann entdeckte er mich und verdrehte die Augen.
    Mr. Alexander trug immer Schwarz. Sein langes Haar war hinten zu einem Rattenschwänzchen zusammengeknotet. Seine Füße steckten in Slippern aus schwarzem Lackleder, und an den Ohrläppchen baumelten goldene Kreuzchen. Wenn er die Augen verdrehte, preßte er gleichzeitig die Lippen zusammen.
    »Wo waren Sie?« wollte er wissen.
    »Hinter einem Kautionsbetrüger her«, sagte ich. »Leider habe ich ihn aus den Augen verloren.«
    Mr. Alexander zog mir eines der Aluminiumröllchen vom Kopf. »Leider hätte der Töner längst aus Ihrem Haar herausgespült werden müssen! Ich bin untröstlich.« Er winkte einen seiner Bediensteten herbei. »Miss Plum ist fertig«, sagte er. »Sie muß sofort unter die Spüldusche.« Er zupfte noch ein Aluminiumröllchen heraus und verdrehte die Augen. »Hm«, sagte er despektierlich.
    »Was ist?«
    »Ich weise jede Verantwortung von mir«, sagte Mr. Alexander.
    »Was ist los?«
    Mr. Alexander winkte ab. »Es sieht gut aus«, sagte er. »Vielleicht ein bißchen extravaganter als vorgesehen.«
    Extravaganter, das gefiel mir. Ich klammerte mich während der Spülung und dem Auskämmen förmlich an diesem Wort fest.
    »Es wird Ihnen gefallen, wenn Sie sich erst mal daran gewöhnt haben«, ließ sich Mr. Alexander hinter mir aus einer Wolke von Haarspray vernehmen.
    Ich schielte in den Spiegel. Meine Haare waren orange. Keine Panik, sagte ich mir. Wahrscheinlich lag es nur am Licht. »Es sieht orange aus«, sagte ich zu Mr. Alexander.
    »Von der Sonne Kaliforniens geküßt«, sagte Mr. Alexander.
    Ich stand von dem Stuhl auf und betrachtete mich genauer. »Meine Haare sind orange«, rief ich. »Scheißorange!«
    Es war fünf Uhr, als ich das Einkaufszentrum verließ. Heute war Samstag, und meine Mutter erwartete mich um sechs zu Rollbraten mit Kartoffelklößen. Trauerklöße wären angebrachter gewesen: Unverheiratete Tochter, so einsam, daß sie nicht mal an einem Samstagabend mit einem Mann ausgeht, läßt sich von zwei Kilo Schmorfleisch betören.
    Ich stellte den Buick vor dem Haus ab und sah mir im Rückspiegel noch mal mein Haar an. In der Dunkelheit war nicht viel zu erkennen. Mr. Alexander hatte mir versichert, es sähe gut aus, und der ganze Frisörsalon hatte eingestimmt, wirklich, es stünde mir gut. Jemand meinte noch, ich sollte doch jetzt, da mein Haar mehr »Farbe« bekommen hätte, auch mehr Make-up auftragen. Ich interpretiere das so, daß ich im Kontrast zu meinen Neonhaaren blaß wirkte.
    Meine Mutter öffnete mir mit einem stummen Blick der Resignation die Tür.
    Meine Großmutter stand auf Zehenspitzen hinter meiner Mutter und versuchte, einen Blick zu erhaschen. »Ist ja heiß!« sagte Grandma. »Du hast ja orangenes Haar! Und es sieht aus, als wären noch welche dazugekommen. Wie eine Clownsperücke. Wie ist bloß das ganze Haar so schnell gewachsen?«
    Ich tätschelte mich am Kopf. »Ich wollte mir nur ein paar Strähnen reinmachen lassen, aber der Töner ist zu lange dringeblieben, deswegen sind meine Haare jetzt so gekräuselt.« Und orange.
    »Das muß ich auch mal ausprobieren«, sagte Grandma. »Ich hätte nichts gegen einen orangenen Haarschopf einzuwenden. Es würde ein bißchen Leben in die Bude bringen.« Grandma steckte den Kopf durch die Haustür und suchte die Gegend ab. »Hast du jemanden mitgebracht? Einen neuen Freund? Der letzte gefiel mir. Der sah Klasse aus.«
    »Leider nicht«, sagte ich. »Ich bin heute allein.«
    »Wir könnten ihn anrufen«, schlug Grandma vor. »Wir haben extra mehr Kartoffelklöße gemacht. Ein Aufreißer am Tisch kommt immer gut.«
    Mein Vater kam in die Diele geschlurft, die Fernsehzeitung in der Hand. »Das ist ja ekelhaft«, sagte er. »Schlimm genug, daß ich mir solche Ausdrücke am Fernsehen

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