Eins, zwei, drei und du bist frei
ein anstrengender Tag.«
Ich ging ihm bis zur Wohnungstür nach. »Vielen Dank, daß du mir geholfen hast, Elliot loszuwerden.«
»Was hast du denn gedacht?« sagte Morelli und boxte mir sanft auf den Arm. »Wozu hat man schließlich Freunde?«
Ich zwinkerte ihm zu. Freunde? Morelli und ich? »Jetzt sag schon. Was ist los?«
»Nichts ist los.«
Er hatte ja so recht. Kein Flirten. Kein Gegrabsche. Sexistische Bemerkungen auf ein Minimum reduziert. Meine Augen verengten sich zu Sehschlitzen, während ich ihm auf seinem Weg zum Aufzug nachschaute. Es gab nur eine Erklärung. Morelli hatte eine Freundin. Morelli war in eine andere verliebt, und ich war weg vom Fenster.
Er verschwand hinter der Aufzugtür, und ich ging zurück in meine Wohnung.
Hurrah, jubelte ich. Aber eigentlich war mir gar nicht danach zumute. Ich kam mir vor wie jemand, der eine Party gegeben, aber nicht auf der Gästeliste gestanden hatte. Ich rätselte herum und versuchte, die Ursache für mein Unbehagen auszumachen. Es gab natürlich einen naheliegenden Grund, ich war eifersüchtig. Der naheliegende Grund gefiel mir nicht, und so legte ich mir probeweise einen anderen zurecht. Schließlich gab ich mich geschlagen. In Wahrheit gab es zwischen Morelli und mir noch etwas Unerledigtes. Vor ein paar Monaten war es zu einem Buick interruptus gekommen, und sosehr es mir auch gegen den Strich ging, seitdem hatte ich mich vor Leidenschaft verzehrt.
Und jetzt dieser Umzug in das Haus, der Morelli, dem Junggesellen, überhaupt nicht ähnlich sah. Angenommen, Morelli plante, mit jemandem zusammenzuleben. Angenommen, er plante, jemanden zu heiraten. Nicht auszudenken.
Der Gedanke, daß Morelli heiraten könnte, gefiel mir überhaupt nicht. Es würde mir meine heimlichen Phantasien zerstören, und es würde mich ernorm unter Druck setzen. Meine Mutter würde andauernd zu mir sagen: Siehst du! Sogar Joe Morelli ist jetzt verheiratet!
Ich sank aufs Sofa und stellte den Fernseher an, aber es gab nichts Gescheites zu sehen. Ich räumte die Biergläser und Pizzateller vom Tisch, stöpselte das Telefon wieder ein und schaltete den Anrufbeantworter an. Dann versuchte ich es noch mal mit dem Fernseher.
Ich machte mein drittes Bier auf, und als ich es getrunken hatte, war ich ein bißchen beschwipst. Blödmann, dieser Morelli, dachte ich. Der hat vielleicht Nerven, sich mit einer anderen Frau einzulassen.
Je mehr ich mir darüber den Kopf zerbrach, desto ärgerlicher wurde ich. Was bildete sich diese Frau bloß ein. Wer war sie überhaupt?
Ich rief Sue Ann Grebek an und erkundigte mich dezent, wen Morelli denn diesmal vernaschte, aber Sue Ann wußte von nichts. Ich rief Mary Lou und meine Kusine Jeanine an, aber die wußten es auch nicht.
Das war es dann wohl, entschied ich. Ich finde es schon selber heraus. Immerhin war ich so etwas wie eine Privatdetektivin. Ich brauchte mich nur auf die Lauer zu legen.
Die Ereignisse der letzten Tage hatten mich allerdings ziemlich aus der Fassung gebracht. Ich hatte keine Angst vor der Dunkelheit, aber ich war auch kein besonderer Freund von ihr. Na gut, ich hatte Angst vor der Dunkelheit. Ich rief also noch mal bei Mary Lou an und fragte sie, ob sie Lust hätte, Morelli nachzuspionieren.
»Klar«, sagte sie. »Das letzte Mal, als wir Morelli nachspionierten, waren wir zwölf. Es wird allmählich wieder Zeit.«
Ich stieg in meine Joggingschuhe, zog mir ein Kapuzenhemd über das Sweatshirt, das ich bereits anhatte, und versteckte mein Haar unter einer schwarzen Strickmütze. Ich marschierte über den Flur, die Treppe hinunter und lief in der Eingangshalle Dillon Ruddick in die Arme. Dillon war der Hausmeister und ein absolut netter Kerl.
»Sie kriegen fünf Dollar von mir, wenn Sie mich zu meinem Wagen begleiten«, sagte ich zu ihm.
»Für Sie mach ich’s umsonst«, sagte Dillon. »Ich wollte sowieso gerade den Müll rausbringen.«
Noch ein Vorteil, neben dem Müllcontainer zu parken.
Dillon blieb vor dem Buick stehen. »Das ist ein Klasse Auto«, stellte er fest.
Was sollte man dazu sagen?
Mary Lou stand schon am Straßenrand, als ich vor ihrem Haus hielt. Sie trug enge schwarze Jeans, die schwarze Lederjacke einer Motorradkluft, schwarze, hochhackige Halbstiefel und große goldene Ringe an den Ohren. Die Abendgarderobe der gutgekleideten Burger Schnüfflerin.
»Wehe, du erzählst irgend jemandem, daß ich hierbei mitmache. Ich streite es rundweg ab, und dann engagiere ich mir Manny Russo, der schießt dir
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