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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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Mantel aus weicher nasser Wärme, den die Dusche um ihn hüllt, und läßt sich von den kleinen Wassernadeln wachkitzeln. Bis er jede Stelle seines Körpers wieder spürt.
    Nackt und im Schneidersitz hat sich Regina auf dem Bett eingerichtet, die Teetasse in der einen und den Walkman in der anderen Hand.
    «Leg dich hin», sagt sie und setzt sich die Kopfhörer auf. Sie klettert über ihn und drückt den Startknopf. Er hört zwar nur dieses hohe Sirren, erkennt aber, daß es Chopin ist. Die Kassette hat er bei Andrea aufgenommen. Sie streichelt seine Lippen mit dem Zeigefinger. Dann öffnet sie sich mit der Hand und senkt sich auf ihn. Vorsichtig schaukelnd, sparsam mit der Lust, bewegt sie sich nach allen Richtungen. Sie hat beide Hände an die Ohren gelegt und sitzt aufrecht mit geschlossenen Augen.
    Sie sagt: «Warte, flieg noch», als seine Bewegung fordernder wird. Das sagt sie zu laut. Er hält still.
    Aber sie setzt ihre Bewegung fort, und so dauert es nicht lang, bis er sich regungslos verströmt. Sie holt ihn schnell ein. Danach bleibt sie sitzen und hört Musik. Langsam weicht die Spannung aus ihren Körpern.
    Sie legt den Kopfhörer zur Seite und läßt sich neben ihn fallen. Ganz weich. Dann sagt sie:
    «Schlaf gut. Morgen haben wir das Meer vor dem Fenster.»
    Sie halten nur ein einziges Mal an, um Kaffee zu trinken und etwas zu essen. Kaffee und Essen schmecken gleichermaßen gräßlich, dafür ist die Landschaft fast unfaßbar schön. Wie in einem um die Jahrhundertwende illustrierten Märchenbuch wölben sich weiche grüne Hügel unter schwarz-weiß gefleckten Kühen, Schafen und hölzernen Strommasten.
    «Sind die Menschen echt?» fragt Sig.
    «Für englische Verhältnisse, ja», sagt Regina.
    Sie fährt schneller als normal. Sie will ankommen.
    Von Windermere, der größten Stadt des Seengebiets, ist es nicht mehr weit. Nur noch wenige Meilen. Es ist später Nachmittag, als sie auf den Parkplatz einbiegen.
    Das Tarn Hows Hotel ist ein düsteres, schloßähnliches Haus mit Türmchen und Erkern. Es hat einen eigenen kleinen See, an dessen Ufer Kühe weiden, und einen weiten Blick ins Tal. Malcolm ist völlig überrascht. Regina hat sich nicht angemeldet.
    «Das ist Sig. Ich liebe ihn», stellt sie ihn vor.
    «Dann liebe ich dich auch», sagt Malcolm und schüttelt Sigs Hand.
    Er sieht dunkelhäutiger aus, als Sig sich einen Engländer vorgestellt hat. Sara kommt aus dem Haus und küßt Regina auf beide Wangen. Die beiden scheinen sich wirklich zu freuen.
    Es bleibt wenig Zeit zur Begrüßung, denn die beiden müssen das Abendessen für die Gäste beaufsichtigen. Nachdem Sig und Regina ihr Zimmer bezogen haben, machen sie einen Spaziergang im Wald. Später nehmen sie ein gemeinsames Bad.
    Nach dem Essen sitzen sie vor dem Kamin im Salon, und Sara und Malcolm erzählen von den letzten Jahren, in denen Regina nicht hier war. So viel Englisch auf einmal hat Sig noch nie gehört. Die beiden sind nett. So erwachsen.
    Am nächsten Morgen gehen sie durch die Wiesen. Regina lacht ihn aus, weil er sich nicht über eine Weide traut, auf der eine Gruppe von Kühen grast. Die sind so groß, sagt er. Er hat Angst vor Kühen.
    Auf den Feldwegen in der Umgebung des Hotels gibt sie ihm eine Fahrstunde. Er schaltet vom ersten in den zweiten Gang und wieder zurück, fährt mehrere hundert Meter geradeaus und will danach schweißgebadet nichts mehr vom Autofahren wissen.
    Am Nachmittag schlafen sie miteinander tief im Wald auf einem kleinen Hügel, von dem aus sie jeden Herankommenden sehen würden. Aber Menschen sind hier selten. Danach haben sie so weiche Knie, daß sie erst mal zehn Minuten im weichen Moos sitzenbleiben müssen.
    Zurück beim Wagen, startet Sig den Motor und fährt zwanzig Meter mit gezogener Handbremse. Darm noch etwa hundert ohne Handbremse. Dann kommen sie an eine größere Straße, und er überläßt Regina das Steuer.
    Nach dem Abendessen spielen sie Scrabble mit Malcolm und Sara. Auf englisch.
    Am zweiten Tag fahren sie von See zu See. Es sind unglaublich viele. Hinter jedem Bergrücken taucht ein neuer auf.
    In einem kleinen Dorf, in dem es fast nur Kunstgewerbeläden und Gasthäuser gibt, kauft Regina einen schwarzweißen Teddybären für Sig. Sie sagt, er heißt Gernot und will dein Freund sein.
    Hallo, Gernot, sagt Sig und trägt ihn, als wäre der Bär eine Mischung aus Baby und Einkaufstüte.
    Dreimal parkt er ein zwischen zwei Holzstapeln. Er schaltet, ohne das Steuer zu verreißen.

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