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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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Fischiges.
    Verstohlen zwinkert Mikis der Vase zu. Der Mann soll wissen, daß er die Kontaktaufnahme registriert hat. Wo hat eine Vase das Gesicht? Nachdenken jetzt. Bloß keine Zeit verlieren.
    Schnell fällt ihm auf, daß vor ihm eine Reihe höchst seltsamer Blumensträuße prangt. Aha. Er notiert alles, was ihm auffällt. Die Anzahl der Vasen, die Anzahl der Blumen, die Namen …
    Stavros ist glücklich. Es hat geklappt.
    Mikis kann sich nicht mehr auf die Sitzung konzentrieren. Nur am Rande bekommt er mit, daß wegen des Überflugverbots für alles, was größer ist als eine Möwe, erst mal ein Gutachten der Lärmschutzkommission und eins der Ästhetikkommission eingeholt werden soll, bevor man konkrete Verhandlungen mit dem Vogelhimmel anstrebt. Nur einmal noch wird er hellhörig, als es nämlich heißt, die Investigation des Terrors sei angelaufen. Mehr wird nicht gesagt. Wegen der Geheimhaltung möge die Exekutive Ökumene bitte verstehen, daß erst nach dem Eintreten erster Erfolge weiter berichtet werden solle.
    Noch keine verwertbaren Ergebnisse, denkt der Pope. Prima.
    Direkt nach der Sitzung bekommt Garipides von den anderen Vasen das Vertrauen entzogen. «Wie stehen wir denn jetzt da?» schreien sie auf ihn ein. «So eine Blamage. Du hast ’n Geschmack wie ’n Polackenpferd!»
    Die Vasen sind Ex-Neuengländer und bilden sich was auf ihre Herkunft ein. Stavros kichert nur und sagt: «Chabbe irr keine Aanung. Arsloche alle bleede.»
    Mikis ist sofort in den Billardsaal gerannt. jetzt sitzt er mit Voula an dem Code.
    «Laß uns erst mal was Einfaches probieren», sagt er, «die fünften Buchstaben. Es waren fünf Vasen.»
    Sie probieren es. Es kommt OSERI AEEAN I-EBI EIEWRNENE heraus. Das war es wohl nicht.
    «Es können ja nicht die fünften sein», sagte Voula. «Iris und Efeu haben nur vier.»
    «Versuchen wir’s mit den letzten», sagt der Pope.
    «Wieso nicht mit den ersten?»
    «Ist zu einfach», meint Mikis, «das macht heut keiner mehr. Du sagtest doch, dieser Salmonellipides, oder wie der heißt, sei ein guter Mann?»
    «Garipides», sagt Voula. «Er heißt Garipides.»
    «Ich wußte, es war was Fischiges.»
    Die letzten Buchstaben ergeben ENNNN ANNNN ENNNN ANNSS NENNN . Noch mal nichts.
    «Vielleicht muß man die Namen in der Einzahl nehmen?» sagt Voula.
    EEERE AELNE EUENE AENSS NGNEL .
    «Scheiße!» schreit der Pope und rauft sich den Bart. Es ist zum Auswachsen.
    Eine Sprache, die ihnen nicht geläufig ist, kann es auch nicht sein. Im Himmel ist schon lang der Vor-Babylonische Zustand wiederhergestellt. Alle sprechen dieselbe Sprache. Sofort beim Eintritt in den Himmel vergißt man seine Muttersprache und spricht Vor-Babylonisch. Ethnische Minderheiten machen extra Radebrech-Kurse, um ihre Eigenart zu dokumentieren. Radebrechen ist erlaubt. Von perfekter Aussprache steht nichts im Himmels-Gesetz.
    Mikis und Voula versuchen alles mögliche. Den ersten Buchstaben der ersten Blume, dann den zweiten der zweiten und so weiter. Nichts. Dasselbe Schema von hinten. Nichts. Dasselbe bei jeder Fünferreihe neu angefangen. Nichts. Und wieder von hinten. Nichts.
    Entnervt geht der Pope aufs Klo. So was Blödes aber auch. Als er zurückkommt, hat Voula dieses Mona-Lisa-Lächeln im Gesicht und schiebt ihm das Blatt hin.
    SCHAD ENSER HEBUN GFREI BURGD .
    «Schadenserhebung Freiburgd?»
    «Vielleicht heißt es Freiburg-Dänemark», sagt Voula, «oder Freiburg-Deutschland.»
    «Oder Freiburg-Dominikanische Republik.»
    Mikis lacht erleichtert.
    «Ich geh runter», sagt Voula entschlossen. «Wenn die CHIA dort rumschnüffelt, krieg ich das raus. Ich nehm die Liste unserer Dislozierten mit und versuch mir einen Überblick zu verschaffen. Wenn ich rauskriege, daß einer sich an mehrere von ihnen ranmacht, dann hab ich den Investigator.»
    «Schlau», sagt der Pope, «aber paß auf dich auf.»
    «Keine Sorge», lacht sie unbekümmert. «Laß uns die Liste besorgen.»
    Als im Griechisch-Orthodoxen Sektionsterminal der Schlüssel DS - LZ aktiviert wird, schleicht sich Gott in den Hauptspeicher. Er hat Spaß daran mitzukriegen, was in den Computern so läuft. Auch die Sitzung heute nachmittag hat er sich von der Lampenfassung aus angesehen und sich beim Umfallen der Vase einen Reim darauf gemacht. Jetzt will er mal sehen, wie schlau diese «Greeks» sind.
    Nicht schlecht, denkt er, als er feststellt, daß die Namen ihrer Opfer aus dem Speicher ausgelesen werden. Den Schlüssel DS - LZ für Dislozierte kennt er

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