Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
Vom Netzwerk:
verlegen.
    Offenbar aber war doch gerade das das Salz in der Suppe. Daß sie stillhalten mußten, schien doch diese Eruption verursacht zu haben. Sie kamen fast gleichzeitig. Zwei fast Fremde. Es kam. Sie taten nichts dazu. Sie saßen da und spürten es in sich aufsteigen. Unaufhaltsam stieg es hoch und trat über die Ufer.
    Sig, Sig, sie denkt seinen Namen wie Musik. Langsam läßt die Anspannung nach. Das Jagen in der Brust und das Spannen der Haut im Gesicht. Es war doch wunderschön, denkt sie.
    Sig hat den Uferweg verlassen und drückt den Dynamo an die Felge. Er ist schon kurz vor Andreas Wohnung, als ihn ein Taxi überholt. Der Wagen bremst scharf, drängt nach rechts, so daß Sig in den Rinnstein ausweichen muß, wo er ohne Fall zu stehen kommt. Was ist denn das für ein Arschloch? Das Taxi hält schräg vor ihm, und der Fahrer springt aus dem Wagen, geht ums Heck und baut sich vor Sig auf.
    Der hat zu viele Amifilme gesehen, denkt Sig und fragt:
    «Was soll das?»
    Obwohl er sich Mühe gibt, seine Stimme sicher und wütend klingen zu lassen, kommt ein ängstlicher Ton mit. Das ganze sieht verdammt nach einem Überfall aus.
    «Bei mir gibt’s nichts zu klauen.»
    Der Mann sagt nichts, schaut ihm nur prüfend ins Gesicht. Dann inspiziert er das Fahrrad, schüttelt schließlich den Kopf und sagt: «Fehlanzeige. Kannst weiterfahren.»
    Sig sieht auf den Kühler des Wagens. Da fehlt der Stern. Jetzt weiß er, was der Humbug soll.
    In langsamem Tempo kommt ein weiteres Taxi aus der Gegenrichtung angefahren. Auf ihrer Höhe hält der Wagen an, und der Fahrer kurbelt das Fenster runter: «Brauchst du Hilfe?»
    «Nee, Fehlanzeige.»
    Den anderen Fahrer kennt Sig. Auch dessen Daimler ist ohne Stern. Die machen hier so was wie Bürgerwehr, denkt er, das ist ja widerlich. Ku-Klux-Klan-Methoden. Er wird wütend. Zu dem neu hinzugekommenen Taxi gewandt, sagt er: «Mich kannst du noch nicht mal als Maggi nehmen.»
    Vielleicht hat der Fahrer die Anspielung auf den Terminus «Hippiesuppe» kapiert, denn er sagt: «Sei froh. Verpiß dich.»
    Beide starten mit heulenden Motoren und quietschenden Reifen. «Arschlöcher!» schreit Sig.
    Der eine fährt langsamer. Aber gleich geht der Ersatz-Zivilfahnder wieder aufs Gas. Hat wohl Wichtigeres zu tun. Ein guter Start ist allemal besser als eine schlechte Schlägerei.
    Den Rest des Weges zu Andrea fährt Sig wieder ohne Licht. Auf dem Bürgersteig.
    Andreas Mann ist da. Sig trinkt in kurzer Zeit drei Gläser Wein und führt ein Gespräch, von dem er, als er kurz darauf ins Bett geht, schon nichts mehr weiß.
    Bin ich aufgekratzt oder angekratzt, denkt er beim Ausziehen, entsetzt oder begeistert? Wie ausgeleert schläft er ein und träumt ausnahmsweise nichts.

S tavros Garipides schiebt Vasendienst. Er durfte sich bei der Urteilsverkündung die Form seines Verschönerungsdienstes selbst raussuchen und sagte «Vase», weil er weiß, daß Vasen hauptsächlich in offiziellen Gebäuden eingesetzt werden. Da kann er, wenn er Glück hat, weiterhin der Sache dienen.
    Er hatte Glück. Jetzt steht er im Sitzungssaal der Exekutiven Ökumene. Auf dem Konferenztisch. Das ist typischer CHIA -Humor. Die finden es witzig, einen ehemaligen Spion da aufzustellen, wo er in seinen aktiven Zeiten am liebsten gewesen wäre. Sollen sie doch. Stavros findet die Sache noch viel witziger. Er weiß was, was die CHIA nicht weiß. Daß nämlich der Pope der Top-Mann der OEF ist. Hähä.
    Zwar ist die Exekutive Ökumene nicht das Hauptquartier der CHIA und insofern nicht ganz genau der Platz, an dem Garipides als Agent am liebsten gewesen wäre, aber im Sitzungssaal finden auch Gespräche statt, an denen der Pope nicht teilnehmen darf. Zum Beispiel das, in dem O’Rourke berichtet hat.
    Stavros hat alles mitgekriegt.
    Seitdem hatte er Zeit, darüber nachzugrübeln, wie er dem Popen die Nachricht zukommen lassen kann. Der Zufall kam ihm zu Hilfe. Nachdem das Arschloch O’Rourke gegangen war, saßen noch einige Herren des Geheimdienstausschusses zusammen. Ein Ex-Deutscher, ein Ex-Südafrikaner und drei Ex-Amis. Andere Ex-Nationalitäten sind im Ausschuß nicht vertreten, der Christian-Way-of-Life könnte ja in Gefahr kommen, wenn diese unzuverlässigen Franzosen und Italiener mitreden dürften.
    Nun, diese Herren witzelten so rum, und in irgendeinem Zusammenhang, der Stavros nicht interessierte, sagte der Deutsche was von «Flauer-Pauer». Na bitte, dachte Garipides, das ist es doch, und machte sich ans

Weitere Kostenlose Bücher