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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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Regina sieht ihn schon, als er noch gar nicht weiß, daß er in Blickweite des Hauses angelangt ist. Als er ankommt, steht sie vor der Tür.
    Mit einem vorsichtigen Lächeln kommt sie ihm zur Straße entgegen.
    «Hast du’s gut überstanden?»
    Er begreift nicht sofort, was sie meint. Den ganzen Tag über war er so voll von ihr, so taumelig vor Glück und so erwartungsvoll, sie endlich wiederzusehen. Überstanden? Ach so, gestern. Er hat das Durcheinander schon vergessen, hat nur die Lust und Sensation behalten.
    «Zum Glück hab ich’s nicht überstanden. Ich will’s auch gar nicht überstehen.»
    Sie küßt ihn auf den Mund. Als sie ihre Lippen wieder von ihm nimmt, hält er ostentativ das Gesicht weiter in die Luft und brummt wie ein dicker Bär. Sie küßt ihn wieder. Dann schiebt sie ihn weg und setzt sich auf den Gepäckträger.
    «Nach Hause», sagt sie.
    Daß sie den ganzen Weg über schweigen, fällt Sig nicht auf. Er ist so froh, sie wiederzuhaben. Erst in der Innenstadt, als er absteigt, um zu schieben, sagt er:
    «Ich hab das Gefühl, gerade erst gelandet zu sein. Muß noch aufpassen, daß ich nichts falsch mache.»
    «Mußt du nicht», sagt sie, «du machst alles richtig.»
    Mit keinem Wort fragt sie nach Andrea und scheint sich auch nicht zu wundern, daß er den Weg zur Galerie einschlägt. Liest sie wieder Gedanken? Weiß sie schon, daß er umgezogen ist? Oder ist es ihr egal.
    Er hat wieder die Bilder von gestern vor Augen und spürt die Erregung in sich wachsen. Er muß in die Hosentasche greifen, um den Zeiger auf zwölf zu stellen. Sonst kann er nicht gehen.
    In der Galerie herrscht schon das Halbdunkel der magischen Stunde. Seine Tageszeit. Wenn das weiche Licht den Ecken die Schroffheit nimmt, dann ist das für ihn der Höhepunkt des Tages. Dann wartet er und ist anwesend in der Zeit. Mitten im Übergang vom Tag zur Nacht. Dann sind seine Sinne angeschaltet. Sehen, riechen, hören, tasten. Ein fünfter Sinn fällt ihm nie ein.
    Er läßt Regina vorgehen. Hinter ihr den neuen, fremden Raum zu betreten, kommt ihm so verboten vor wie das heimliche Ins-Hotel-Schleichen zweier Ehebrecher. Der Schwung, mit dem sie ihre Jacke aufs Bett wirft, kommt ihm bekannt vor. Vielleicht aus einem Film.
    Es gibt kein Mißverständnis. Es ist vollkommen klar, wozu sie hergekommen sind. Sig wartet auf ihre Initiative. Selbst anzufangen kommt ihm schon völlig unmöglich vor. So willig er sich in ihren Plan schickt, von dem er nichts weiß, als daß es ein Neuanfang sein soll, so klar ist ihm auch, daß er diesen Plan nicht durcheinanderbringen darf. Er muß eben warten.
    «Langsam», sagt sie.
    Mit flüchtiger Gebärde fährt sie jetzt über das Klappbett und die Klinke der Duschentür. Dann setzt sie sich auf den Tisch. Sig steht unschlüssig. Er weiß nicht, ob er jetzt den Gastgeber spielen soll und etwas anbieten oder vorführen. Aber was?
    Sie hat den Oberkörper zurückgebogen und stützt sich auf die Hände. Amüsiert sieht sie ihn an. Von der Unsicherheit, die sie gestern abend nach dem Kino an den Tag legte, ist nichts mehr zu ahnen. Kein Wunder. Sig hat den Platz schon längst wieder frei gemacht. Seine dauernde Schüchternheit macht Regina automatisch zur überlegenen Herausforderin. Er benimmt sich einfach immer, als lege er eine Prüfung ab.
    Schön, denkt sie, Vergewaltiger gibt es genug. Auch in ihr hat der Weg hierher die Erwartung anwachsen lassen. Auch sie hat Erinnerungen an gestern in sich gespürt. Fast bildlos, als summende Konzentration auf ihre Mitte, wuchs ihr beim Gehen das Verlangen nach Sig. Sie weiß sich sehr bereit und genießt die eigenmächtige Verlangsamung.
    «Zieh dich aus», sagt sie leise.
    Linkisch wie immer knöpft er sein Hemd auf und zieht es über den Kopf. Er vermeidet, sie direkt anzusehen. Ihrer Wichtigkeit entsprechend, zieht er die anderen Kleidungsstücke aus. Schuhe, Unterhemd und Socken und erst dann die Hose und Unterhose. Es ist ein seltsames Gefühl, sie angezogen zu sehen und selber nackt zu sein. Er beherrscht den Wunsch, die Hände vor die sperrige Blöße zu halten. Sie würde lachen. Sie sitzt nur da und sieht ihn an.
    «Sei nicht verlegen», sagt sie, «ich liebe deinen Körper.»
    Und nach einer Weile: «Setz dich hin und faß dich an.» Sehr leise sagt sie das, und es klingt nicht wie ein Befehl.
    Er setzt sich in den Sessel. Wie auf dem Präsentierteller. Er legt die Hand um sich, lehnt sich zurück und schließt die Augen.
    «Nein, bitte sieh mich

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