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Einsam, zweisam, dreisam

Einsam, zweisam, dreisam

Titel: Einsam, zweisam, dreisam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thommie Bayer
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ihren Dialekt sicher vollends ruiniert habe. Hoffentlich frißt er’s, denkt sie, aber wieso sollte er mißtrauisch sein?
    «Aah Cyprus», sagte er, «I happened to be there on a Tuesday. Nikosia.»
    Sie lächelt. Ist halt ’n echter Ami. Er weiß noch den Wochentag. Europe in ten days. Sie sind am Colombi angekommen. Der Kellner führt sie zu einem Tisch in einer Nische am Rande des Speisesaals.
    Bei Heilbutt in Koriandersauce und einer Flasche Pinot gris reden sie über Dinge, an denen sie beide kein Interesse haben. High-School, Venedig, die Queen, San Francisco und Geld. Sie sind beide so bemüht, nichts Unzeitgemäßes zu sagen, daß ihnen die Anspannung des andern nicht auffällt.
    Ihr Timbre ist von dunkler Glut, und sie lacht so oft wie möglich, damit sie wie zufällig ihre Hand auf seine legen kann, als müsse sie ihn beschwichtigen oder bremsen. Er hat seiner Stimme den gutturalen Balzton verpaßt, von dem er hofft, daß er unter ihrem Kostüm heillosen Schaden anrichten möge.
    Es ist klar, daß sie demnächst miteinander im Bett landen werden. Nein, nicht im Bett, denkt Voula / Verna, das ist zu normal. Beim Metaxa, er hat sich einen Tullamore Dew bestellt, sagt sie: «Jetzt brauch ich ein schönes, wolkiges Bad zum Relaxen.»
    Er reagiert sofort. «Das kann ich ihnen bieten. Ich wohne hier im Hotel.»
    «Ach was.»
    Ihr spöttischer Tonfall macht ihn ein wenig unsicher, aber als er sich, nach einer kurzen Schrecksekunde, aufzuschauen traut, sieht er, daß sie ihn offen und mit blitzenden Augen anlacht.
    «Gehn wir», sagt sie. «Sie leihen mir ein Bad, und ich überleg mir ’ne Gegenleistung.»
    O’Rourke schmeißt fast den Stuhl um, so hastig steht er auf. Man kann den Frosch in seinem Hals hören, als er sagt: «Überlegen Sie nicht zu lange.»
    Sie wirft sich mit der Hand die Haare aus der Stirn und sagt so kehlig es geht: «Das Was ist schon abgehakt. Ich überlege nur noch das Wie.»
    Darauf weiß er nichts zu antworten. Er pusselt einen Zwanziger aus seiner Jackentasche und legt ihn neben den Teller. Ein Hammergirl, denkt er, ein absolutes Hammergirl. Sie wartet beim Aufzug, bis er ihr mit dem Schlüssel in der Hand hinterherhastet. In seinem Zimmer läßt sie sich ein Glas Whisky geben, geht zur Badetür und sagt, die Hand auf die Klinke gelegt: «Betreten verboten.»
    Die Tür läßt sie angelehnt und achtet darauf, daß die richtige Dosis Geräusche an sein Ohr gelangt. In der nächsten halben Stunde wird er hauptsächlich aus Ohren bestehen.
    «Wie heißen Sie eigentlich?» ruft sie genau in die Lücke zwischen dem Zischeln der abgestreiften Strümpfe und dem leisen Plogg, das der Verschluß des Büstenhalters beim Öffnen von sich gibt.
    «O’Rourke. Dean O’Rourke.»
    Es kommt ihm nicht in den Sinn, einen falschen Namen zu sagen. Wozu auch? Wer sollte ihn hier schon kennen? Nichts außer Ohren, denkt Voula, und dem kleinen Dean O’Saurier.
    Langsam gleitet sie in die Wanne, damit er Zeit hat, sich jeden Zentimeter ihres Körpers zum Plätschern des Wassers vorzustellen. Ruhig liegt sie da und raucht eine Zigarette. Immer wenn sie meint, seine Spannung könne nachlassen, macht sie eine kleine Drehung. Während der nächsten zwanzig Minuten wird die Unterhaltung vom Glucksen seines Whiskys und ihres Badewassers bestritten.
    «Schluggelugg», sagt der Whisky. Das heißt soviel wie «Alles klar?».
    «Blurggl», sagt das Badewasser. Das heißt: «Mann, wenn du wüßtest, wo ich überall hinkomme. Der Wahnsinn.»
    «Wie ist die Alte?» fragt der Whisky.
    «Der Wahnsinn, sag ich doch. Nenn sie nicht Alte. Sie ist ein Hammer.»
    Das Gegurgel und Geplitsche geht eine Weile so hin und her, bis der Whisky schließlich ruft:
    «Also tschau. Er schluckt mich gleich vollends runter. Viel Spaß noch weiterhin.»
    «Warte», ruft es aus der Flasche dazwischen, «ich kann dich doch nachfüllen!»
    «Halt dich da raus», mischt sich jetzt auch noch der Wasserhahn ein. «Das ist ’ne Sache zwischen den beiden, sonst laß ich auch noch Wasser dazulaufen.»
    Der Wasserhahn hat nichts kapiert. Sein Job ist eine Art Hausmeisterfunktion. Er kontrolliert die Wassermenge und ist, wie alle Kontrolleure, entsprechend doof. Er glaubt, es ginge um die Menge der Flüssigkeiten. Was anderes kann er sich nicht vorstellen.
    «Arschloch», murmelt es aus der Flasche. Aber ganz leise, denn sie ist schon ziemlich leer.
    O’Rourke hat schon fast einen Krampf in den Ohren und auch sonst überall, als sie endlich aus der

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