Einsame Herzen
Darko, der Toilettenpapier gegen seine blutende Nase presste. Als er sie sah, funkelte er sie zornig an. "Verdammt nochmal, Danielle! Genau das hab ich gemeint! Genau das, verdammte Scheisse!"
Danielle blickte ihn nur entgeistert an. Seine Worte ergaben für sie überhaupt keinen Sinn.
"Hab ich dich nicht gewarnt? Hab ich dir nicht gesagt, du sollst abhauen?"
Er trat wütend gegen den Abfalleimer, der scheppernd umkippte. Darko warf das blutgetränkte Toilettenpapier ins WC und spülte. Dann trat er erhitzt zu Danielle. Sie wich instinktiv vor ihm zurück.
"Du kannst weder die Mädchen versorgen noch auf dich selbst aufpassen. Genau wie ich dir vorausgesagt habe."
Danielle schüttelte nur benommen den Kopf. Sie wollte Darko widersprechen, doch sie fand plötzlich keine Worte mehr.
"Was hast du erwartet? Dass Dick und Doof dir Pralinen und Blumen schenken würden? Ich hab genau gewusst, wie das rauskommen würde, Danielle. Die beiden wollen sich nehmen, was ihnen ihrer Meinung nach zusteht und das bist zufällig du."
Danielle gab einen spitzen Aufschrei von sich. Sie wollte nur noch fort, weg von hier, raus aus diesem Schneegefängnis. Sie stolperte zur Tür. Doch gerade als sie sie erreicht hatte, wurde sie von Darko eingeholt. Er packte ihre Schultern und wirbelte sie zu sich herum. Zornig funkelte er sie an und sah so aus, als hätte er grösste Lust, sie zu schlagen.
"Ich kann doch nichts dafür! Ich hab doch nichts getan! Ich habe kein Wort, kein Blick... Ich habe nichts getan, Darko", flüsterte Danielle flehend.
Seine Hände gruben sich fest in ihre Schultern, sein Blick verhärtete sich noch. "Du dummes Ding. Auf diesem Berg genügt es, dass du eine Frau bist. Worte? Blicke? Vergiss es. Hier sind wir fernab von jeder Zivilisation, Danielle. Ich glaube, dass ist es, was du noch nicht begriffen hast. Wenn du hier überleben willst, musst du stark sein. Stark und kräftig wie ein Mann! Sonst hast du keine Chance!"
Danielle stiess ein gequältes Wimmern aus. "Ich bin aber kein Mann, Darko. Und ich will auch kein Mann sein. Ich will nicht! Ich will nicht, verstehst du?"
Sie sah ihn durch einen Tränenschleier hindurch anklagend an. "Ich will hier so leben können, wie ich bin. Als Frau. Ich will nun mal kein Mann sein!"
"Wenn das so ist", knurrte Darko, "dann solltest du dich zumindest unter den Schutz eines Mannes stellen. Das hier ist die Wildnis, Danielle. Das Leben funktioniert hier nicht so, wie du es von der Zivilisation her gewohnt bist. Die Natur ist rau und ungezähmt. Die Kreaturen, die du darin vorfindest, ebenfalls. Hier herrschen die Regeln der Wildnis, Danielle. Dinge wie Anstand und Moral sind so viel wert wie ein fauler Apfel. Du bist viel zu sanft, zu zart für ein Leben hier oben. Entweder du wirst stark und kräftig und genauso rau und derb wie diese Typen da drüben..." Darko deutete in Richtung des Hauses der Zwillinge. "Oder aber du suchst dir einen Beschützer, der auf dich aufpasst und dich mit seinem Leben verteidigt."
Danielles Atem ging schwer. Hinter ihrem Tränenschleier starrte sie Darko aus grossen ungläubigen Augen an. Sie wünschte, sie hätte seine Worte mit einem Handwinken beiseite wischen können. Sie wünschte, sie hätte ihm sagen können, dass er blanken Unsinn von sich gab. Sie wünschte, sie hätte seine Worte einfach ignorieren können. Doch sie wusste, dass dies unmöglich war. Eine innere Stimme flüsterte ihr zu, dass Darko recht hatte und forderte sie dringlich dazu auf, sich dies einzugestehen.
Er stand noch immer wütend vor ihr, wütend und angespannt. Sie konnte seinen Körper beinahe vibrieren spüren, fühlte die Wärme und die Kraft, die er ausstrahlte.
Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Dann nahm sie allen Mut zusammen. "Bitte", hauchte sie flüsternd. "Bitte!"
Er regte sich nicht. Danielle fürchtete schon, er hätte ihre Bitte nicht gehört. Dann jedoch nahm er die Hände von ihren Schultern, umfasste stattdessen ihre Taille. Ihre Taille war schmal und seine Hände so gross, dass sich seine Daumen trafen.
"Küss mich", forderte er sie rau auf.
Danielle blinzelte heftig. Hatte sie richtig gehört?
"Aber... wieso..."
"Tu es einfach!" Sein zorniger Befehl brachte sie dazu, ihre Zurückhaltung abzulegen. Vorsichtig stellte sie sich auf die Zehenspitzen. Sie legte ihre Hände an seine Brust, befühlte seinen festen, harten Oberkörper und streckte sich noch weiter, bis ihr Mund auf der Höhe des seinen lag. Langsam presste sie ihre Lippen auf
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