Einsame Herzen
daran so lustig?", rief Danielle verärgert aus.
Er schüttelte nur den Kopf, eine Geste, die besagte, dass sie das nicht verstehen würde.
"Bist du es nun oder nicht?", fragte sie misstrauisch.
Nun wurde auch er wieder ernst. Langsam schüttelte er den Kopf. "Dieter und Rolf sind es. Ich möglicherweise ebenfalls, aber auf eine ganz andere Art, als du dir vorstellst."
Seine Worte ergaben für sie überhaupt keinen Sinn. "Dieter und Rolf? Von wem sprichst du überhaupt?"
"Von den beiden Zwillingen, die so scharf auf dich sind", grummelte er, den Blick wieder auf seinem Revolver.
"Aber die heissen..."
"Ach, komm schon. Jimmy und Ricky. Das hast du ihnen doch nicht im Ernst abgenommen?"
Darko hob den Kopf. Als er die Überraschung in ihrem Gesicht las, schüttelte er nur resigniert den Kopf. "Man müsste dir deine eigene Naivität mit dem Spiegel vor Augen halten, Mäuschen", brummte er. "Sonst siehst du sie wohl nicht."
Verärgert ballte Danielle die Hände zu Fäusten. "Hör auf mit diesem Mäuschen!"
Darko zeigte sich unbeeindruckt. Danielle holte tief Luft. "Wovor sind die beiden auf der Flucht?"
Darko grinste, ein verächtliches Grinsen. "Was glaubst du wohl, hm?"
"Ich weiss es nicht."
"Da geht es dir gleich wie mir, Mäuschen, aber eines kann ich dir verraten: Es war kein Kavaliersdelikt."
Danielles Herzschlag beschleunigte sich. Die Situation auf dem Feuerberg spitzte sich mit jedem Tag zu. Zuerst war es der Schnee gewesen, der sie von der Aussenwelt abgeschnitten hatte. Dann die Vorräte, die sich dem Ende zugeneigt hatten. Und schliesslich ihre Nachbarn, die sich als brutale Verbrecher entpuppten. Und hier sass sie nun fest, hier oben auf dem Feuerberg, eine Gefangene der Wildnis. Wenigstens hatte sie nun Darko an ihrer Seite, ihre einzig gute Entscheidung, einmal ungeachtet der Art der Entschädigung, die er verlangte. Sie konnte sich nur glücklich schätzen, dass er diese während der vergangenen zwei Wochen noch nicht eingefordert hatte.
Aber auch wenn Darko sich um die Mädchen und sie kümmern wollte, auch wenn er zu ihrem Schutz zu ihnen gezogen war, so traute sie ihm doch nicht über den Weg, nicht hundertprozentig jedenfalls.
"In welcher Weise bist du auf der Flucht vor dem Gesetz. Möglicherweise?", fragte sie spöttisch und ernst zugleich.
Er winkte ab. "Vergiss es."
Sie stemmte die Hände in die Hüften. Nahm er etwa an, er könne sie so einfach abservieren und seelenruhig dieses verfluchte Ding vor ihren Augen putzen?
"Nein. Ich will es wissen."
Ohne den Blick zu heben sagte er lakonisch: "Geht dich nichts an."
"Wie kannst du so was sagen!" Erbost stampfte sie mit dem Fuss auf. "Du wohnst in meinem Haus! Es geht mich sehr wohl etwas an!"
"Meine Vergangenheit ist allein meine Sache."
"Jetzt nicht mehr!"
Langsam legte er den Revolver beiseite. Darko erhob sich widerwillig.
Danielle entdeckte ein gereiztes Funkeln in seinen Augen, das sie unwillkürlich vor ihm zurückweichen liess. Sie trat rückwärts, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stiess. Darko blieb dicht vor ihr stehen, raubte ihr mit seinem breiten Körper jede Fluchtmöglichkeit. Er hob den Arm und legte eine Hand an Danielles Hand. Sie schrie gepresst auf. Sie packte seinen Arm, versuchte ihn wegzuziehen. Seine Frage liess sie jedoch innehalten.
"Du fürchtest dich vor mir, nicht wahr?"
Erschrocken sah sie ihn an. Erschrocken darüber, dass er die Wahrheit erkannt hatte.
Sein Daumen strich sanft über ihren Hals. Er blickte sie fordernd an. "Nicht wahr?", hackte er nach, obwohl er die Antwort längst in ihrem Blick gelesen haben musste.
"Ich... ich kenne dich nicht", stammelte Danielle.
"Das hat dich nicht daran gehindert, mich als deinen Beschützer auszuerwählen."
Sie blinzelte heftig. "Ich... ich hatte keine grosse... Auswahl."
"Du hättest zum Alten gehen können. Er mag nicht mehr der Schnellste sein, doch er weiss sicher mit einer Waffe umzugehen. Oder aber du hättest die Zwillinge um Hilfe fragen können. Sie sind zu zweit. Sie hätten sich noch besser um dich kümmern können als ich."
Danielle spürte wie ihr nur schon bei der Erwähnung der Zwillinge flau im Magen wurde. Heftig schüttelte sie den Kopf.
"Wieso also?", fragte er leise. "Wieso hast du dich für mich entschieden?"
"Ich... ich weiss es nicht", flüsterte Danielle.
"Doch. Ich denke, du weisst es sehr wohl."
Er senkte den Mund. Ihre Lippen öffneten sich automatisch für ihn, noch ehe er ihren Mund berührte. Seine Zunge tauchte in ihren Mund, küsste sie sanft
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