Einsame Herzen
ersten Mal nackt sah. Er war breit und kräftig, genauso beeindruckend, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Obwohl Darko in seiner momentanen Verfassung ihr eindeutig nichts anhaben konnte, hielt Danielle sekundenlang den Atem an in Anbetracht der Kraft und Stärke, die Darkos Körper erahnen liessen.
Danielle blickte an ihrem eigenen Oberkörper hinunter, der höchstens halb so breit war wie Darkos. Dieser Unterschied faszinierte sie, liess ihr Herz schneller schlagen. Ihre Gedanken glitten zum Kuss zurück, den sie gestern mit Darko geteilt hatte. Er war abwechselnd zärtlich und leidenschaftlich gewesen. Als sie ihn gestern geküsst hatte, war jede Angst vor ihm verflogen. Plötzlich war er ihr nicht mehr bedrohlich erschienen, sondern attraktiv und begehrenswert. Plötzlich hatte sie sich nicht mehr vor ihm gefürchtet, sondern hatte ihn spüren wollen, hatte von seinen kräftigen Armen festgehalten werden wollen und ihm so nahe sein wollen, wie es nur möglich war.
Sie war bereit gewesen, sich ihm ganz hinzugeben. Sie hätte es getan, wenn Louise sie nicht unterbrochen hätte. Auch er hatte nach ihr verlangt, hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, was er getan hätte, wäre Louise nicht in sein Zimmer geplatzt.
Wenn nichts dazwischen gekommen wäre, wäre ich jetzt tief in dir. Du würdest mich heiss und süss willkommen heissen und ich würde hart und pulsierend in dich tauchen.
Die Erinnerung an seine erotischen Worte entfachte ein Feuer in Danielles Unterleib. Ein Feuer, das ihren ganzen Körper von innen wärmte, warm, süss und träge.
Widerwillig wandte sie den Blick von Darko ab, begab sich zum Kamin und heizte ein. Als ein fröhliches Feuer loderte, blieb Danielle unschlüssig im Wohnzimmer stehen. Konnte sie Darko allein lassen? Wahrscheinlich schon, entschied sie. Er würde bestimmt die ganze Nacht hindurch schlafen. Sie brauchte nicht hier neben ihm zu wachen, er war schliesslich ausser Lebensgefahr.
Zögernd trat Danielle zur Couch. Hatte sie die letzte Nacht noch mit ihren Töchtern darauf verbracht, so wurde sie nun von Darko eingenommen, der alleine fast genauso viel Platz beanspruchte, wie sie und die Mädchen zusammen.
Danielle umfasste die Decke und zog sie sanft über Darkos Brust. Er regte sich nicht. Sie flüsterte "gute Nacht" und schlich sich dann auf ihr Zimmer. Sie kuschelte sich unter ihre Decke, doch sie fand keinen Schlaf. Immer wieder glitten ihre Gedanken in den Wald. Sie fragte sich, was genau dort geschehen war, was sich ereignet hatte, während sie bewegungslos auf der Couch gesessen hatte. Sie fragte sich, was Darko durchgemacht hatte, was er alles für sie durchgestanden hatte. Nur für sie hatte er sich in den Wald aufgemacht. Nur für sie und die Kinder. Bei dem Gedanken daran, dass Darko für sie fast ihr Leben gelassen hätte, zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen.
Sie hatte mit Darko zwar eine Abmachung getroffen, hatte ihn um seinen Schutz gebeten, doch nie hätte sie gedacht, dass er für sie so weit gehen würde. Dass er sein Leben für sie aufs Spiel setzen würde. Danielles Augen füllten sich mit Tränen, als sie daran dachte, wie knapp Darko dem Tod entronnen war. Wieder spürte sie die Furcht um ihn, die eiskalte Angst um ihn, die sie Minute für Minute ausgestanden und die ihre beinahe den Atem geraubt hatte.
Wieder zitterte Danielle, doch diesmal vor Erleichterung, vor Unglauben und Fassungslosigkeit darüber, dass alles nochmals gut gegangen war. Als sie zitternd unter der Decke lag, fasste sie plötzlich einen Entschluss. Sie warf die Decke zurück, kletterte aus dem Bett und schlich die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Angenehme Wärme empfing sie und lud sie zum Verweilen ein.
Danielle zögerte nur eine Sekunde. Dann trat sie zur Couch, schlug die Decke zurück und legte sich neben Darko. Minutenlang blieb sie starr und steif neben ihm liegen, ganz darauf bedacht, ihn nicht zu berühren. Dann aber warf sie ihre Vorbehalte über Bord. Sie suchte seine Wärme, kuschelte sich an ihn und schmiegte sich dicht an seine nackte Brust. Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Halsbeuge und atmete tief seinen Geruch ein, den herben, holzigen Duft, der ihr inzwischen bereits vertraut war. Sofort entspannte sie sich, schloss die Augen und gab einen wohligen Seufzer von sich.
Darko murmelte etwas im Halbschlaf. Danielle sah ihn erschrocken an, fürchtete schon, er würde erwachen. Doch er schlug die Augen nicht auf, legte nur einen Arm um sie und hielt sie schützend
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