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Einsame Herzen

Einsame Herzen

Titel: Einsame Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desiree Cavegn
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seine Nähe nur deshalb an, weil er sich dazu verpflichtet fühlte. Ihre Tränen hatten ihm den Unterschied zwischen ihnen beiden bewusst gemacht, den Unterschied zwischen Mann und Frau, zwischen ihrem schlanken, zarten Körper und seiner kräftigen, muskulösen Statur, hatte ihm ihre Verletzlichkeit vor Augen gehalten und seinen Beschützerinstinkt geweckt. Sie wusste bereits, dass dieser Instinkt bei ihm sehr ausgeprägt war. Nicht jeder Mann hätte sich so um sie gekümmert, wie er es getan hätte, nicht jeder Mann wäre so weit gegangen, als sie in Not gewesen war. Welcher Mann hätte für sie schon sein Leben aufs Spiel gesetzt?
Auch jetzt fühlte er das Bedürfnis, ihr Trost zu spenden und Geborgenheit zu vermitteln, wobei er das auf seine ganz eigene, männliche Art tun würde. Wenn er die Nacht bei ihr verbringen würde, dann würde er dies aus einer inneren Verpflichtung heraus tun, im Bewusstsein, dass er der einzige Mann weit und breit war, der sich um sie kümmern konnte, der sie trösten könnte. Sein Handeln hätte nichts mit Liebe zu tun, sondern würde von einer rein pragmatischen Einstellung her rühren, einer Einstellung, die er ihr eben erklärt hatte: Die Tränen einen Frau gaben ihm das Gefühl, sie trösten zu müssen, sich um sie kümmern zu müssen. Genau das würde er auch tun.
Doch falls er je wieder mit ihr zusammen sein würde, dann sollte es nicht sein, weil ihm die Umstände keine andere Wahl liessen oder er einen inneren Zwang zu seinem Handeln verspürte. Falls er je wieder sein Bett mit ihr teilen würde, dann, weil dies der Wunsch seines Herzens wäre, weil er genau dieselben Gefühle für sie hegen würde wie sie für ihn.
Hätte er den Kuss zuvor einfach fortgesetzt oder sie zu Bett getragen, sie hätte wohl nicht die Kraft oder den Willen aufgebracht, sich ihm zu widersetzen. Doch nun, wo er ihr Raum für eine rationale Entscheidung eingeräumt hatte, musste sie der Vernunft folgen.
Danielle räusperte sich. "Ich... ich komme schon zurecht. Ich komme gut allein zurecht."
Darkos Gesicht verdüsterte sich wie ein Gewitterhimmel. Sie dachte schon, er würde ihr heftig widersprechen.
Ihr Herz klopfte ängstlich und erwartungsvoll zugleich. Doch er sagte bloss: "Gut. Gut."
Schon wandte er ihr den Rücken zu. Danielle spürte, wie sich ihr Herz krampfhaft zusammenzog und blutende Tränen weinte. Ihr armes, geplagtes, einsames Herz.
Geh nicht! Oh, bitte, geht nicht, flehte sie stumm.
Doch sie wusste, dass Darko das Richtige tat, indem er ihr Haus verliess, dass sie beide richtig handelten.
Er verlor kein weiteres Wort, ging stumm zur Haustür, öffnete sie und warf sie so heftig hinter sich ins Schloss, dass die Tür unter dem Schlag erzitterte.
Danielle presste eine Hand an ihre bebenden Lippen, als sie realisierte, dass Darko fort war. Sie hatte ihn nicht nur für diese Nacht verloren.
Sein dunkler, kalter Blick hatte ihr deutlich gemacht, dass sie ihn für immer verloren hatte.
Heisse Tränen liefen ihr über die Wangen, rannen ihr in Sturzbächen über das Gesicht, als sie dem Mann nachweinte, für den sie so viel empfand, dass sie sein Verlust nicht nur psychisch, sondern auch physisch schmerzte.

Kapitel 8

Der Januar verstrich ziemlich ereignislos. An einem strahlenden Wintertag hatte sich Danielle mit einer Schaufel auf den Weg zum Felsenpfad gemacht. Vielleicht gab es ja doch eine Möglichkeit, den Weg, der sie zurück in die Zivilisation bringen sollte, freizulegen?
Sobald sie jedoch vor dem Felsenpfad stand, musste sie sich eingestehen, dass sie sich vergebliche Hoffnungen gemacht hatte.
Der Felsenpfad war schmal, kaum breiter als ein Meter. Er glich einem langen, hohen Tunnel, der beidseits von Felsen umschlossen war. Wollte man ihn freischaufeln, so konnte man den Schnee weder nach links noch nach rechts werfen. Es würde einem nichts anderes übrig bleiben, als den Schnee hinter sich zu werfen, wobei man sich unweigerlich den Rückweg blockieren würde. Danielle musste einsehen, was sie eigentlich schon immer gewusst hatte: Der Felsenpfad liess sich nicht durch menschliche Hand freilegen. Er würde erst wieder passierbar werden, wenn der Schnee in sich zusammenfiel.
Seufzend kehrte Danielle in ihr Heim zurück. Sie hatte den Mädchen nichts von ihrem Vorhaben erzählt. Eigentlich gab es ja auch keinen Grund, den Feuerberg zu verlassen, jetzt wo sie dank Darko genug Vorräte besassen und ihnen von den Zwillingen keine Gefahr mehr drohte. Während der letzten Tage hatte

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