Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker

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sind, hab ich ihr das gerade erzählt.»
    Sondra Lee kicherte immer noch auf der Liege. Jetzt lag echte Erregung in dem Kichern. Ich sah sie an. Sie war nach wie vor splitternackt.
    «Mrs. Ricardo, wissen Sie irgendetwas über einen Mann namens Les Valentine?» fragte ich.
    Sie schüttelte langsam den Kopf. Ihre Augen waren weit geöffnet und ihre Pupillen stark erweitert.
    Vielleicht war doch mehr als nur Wodka in der Karaffe.
    «Okay», sagte ich. Ich schob Ricardo vor mir her, ohne ihn loszulassen. Dann drückte ich mein Knie gegen seinen Hintern, ließ ihn aus dem Nelson frei und gab ihm einen Stoß mit dem Knie. Er stolperte drei oder vier Schritte vorwärts, und bevor er wieder im Gleichgewicht war, hatte ich das Solarium schon verlassen und marschierte durch das Wohnzimmer. Ich trug keine Waffe. Ich hatte nicht erwartet, auf der Spitze des Beverly Gien eine zu brauchen. Er folgte mir nicht, und ich war draußen und saß im Wagen und fuhr talwärts, den Klang ihres Kicherns noch immer im Ohr.

    Es war fünf Uhr, und der Verkehr aus L.A. floss an mir vorbei zurück ins Tal. In den Häusern gingen die Lichter an und sorgten so vor den dunklen Hügeln für eine Art Weihnachtsbaumeffekt.
    Sondra Lees Haus sah jetzt, in der hereinbrechenden Dunkelheit des frühen Abends, wahrscheinlich genauso hübsch aus wie all die anderen. Davon verstanden sie hier draußen etwas. Mit der richtigen Beleuchtung konnte man alles gut aussehen lassen.

9
    Die dreistündige Fahrt zurück nach Poodle Springs hätte ich nicht mehr über mich gebracht, also aß ich in einem Schuppen in La Cienega ein Steak und nahm mir in einem Rattenloch am Rande des Hollywood Boulevard ein Zimmer, in dem man das Bett durch den Einwurf eines Vierteldollars für jeweils eine Minute zum Vibrieren bringen konnte. Es gab keinen Zimmerservice, aber der Portier sagte, er könne mir eine halbe Flasche unverzollten Roggenwhisky für einen Dollar verkaufen.
    Ich nippte ein bisschen an dem Whisky, während ich am Telefon mit Linda sprach. Dann schlief ich ein und träumte von einer Höhle mit einer querverstrebten Tür, die halb offen stand, und einem sich endlos wiederholenden Kichern aus der Dunkelheit.
    Am Morgen duschte ich und rasierte mich, aß Eier auf Toast in Schwab’s Imbiss und trank drei Tassen Kaffee. Ich stopfte meine Pfeife, zündete sie an, kletterte in den Olds und fuhr durch den Laurel Canyon. In Ventura bog ich in die Bundesstraße 101 ein und fuhr westwärts durch die Berge bei Santa Monica und dann nördlich, an der Küste entlang.
    San Benedict sieht so aus, wie sich Touristen Kalifornien vorstellen. Es ist voll von weißen stuckverzierten Häusern mit roten Ziegeldächern. Der Pazifik wälzt sich unermüdlich gegen die Wasserseite, an der Palmen geruhsam in einem langgestreckten, ordentlichen Park wachsen.
    Vom Wasser aus gesehen befand sich die Handelskammer knapp zwei Blocks den Hang hinauf in einer Ansammlung auf Spanisch getrimmter Gebäude, die wie irgendjemandes Vorstellung von einer Hazienda aussahen. Der Glatzkopf, der im Büro die Stellung hielt, trug Ärmelschoner und Hosenträger und rauchte eine widerliche Zigarre, die offenbar nicht mal den Nickel wert war, den er für sie ausgegeben hatte.
    «Mein Name ist Marlowe», sagte ich. «Ich habe gestern angerufen und gefragt, ob hier irgendwo ein Filmteam dreht.»
    Glatze nahm die Zigarre aus dem Mund und sagte: «Jep, hab den Anruf selbst eingetragen. Hier.»
    Er sah stolz in ein aufgeschlagenes Verzeichnis. «Die NDN-Filmgesellschaft dreht irgendwas mit dem Titel Dark Adventure. Wie ich Ihnen schon sagte.»
    «Ja, Sir. Können Sie mir sagen, wo sie heute sind?»
    «Ganz genau, Freund. Sie müssen uns jeden Tag mitteilen, wo sie sind, damit wir den Leuten eine Umleitung empfehlen oder sie zum Drehort schicken können, je nachdem, was sie wollen.»
    «Gerissen», sagte ich.
    «Und was wollen Sie?»
    «Zum Drehort.»
    «Heutiger Drehtag.» Er zog einen auf seinem Tisch liegenden Stapel Papiere zu Rate. Sämtliche Bögen wurden von einem großen Schnellhefter aus Metall zusammengehalten. Er befeuchtete seinen Daumen. «Heute drehen sie...» Er blätterte mehrere Seiten um, befeuchtete seinen Daumen erneut, erreichte ein kopiertes Formular und studierte es für einen Moment. «Sie drehen an der Ecke Sequoia und Esmeralda. Das ist ein Spielplatz.»
    Er sah mit einem breiten, freundlichen Lächeln zu mir auf und schob die Zigarre in den anderen Mundwinkel. Die Zähne, die mit seinem