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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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Teufel soll das alles, Marlowe?» fragte Victor. Ich hielt ihm eine Zigarette hin. Er nahm sie und zündete sie mit dem Zigarettenanzünder aus meinem Armaturenbrett an. Der Wagen füllte sich mit dem Geruch, den Zigaretten nur verströmen, wenn man sie mit einem Zigarettenanzünder ansteckt.
    Er inhalierte tief und ließ den Rauch in zwei Strömen aus seinen Nasenlöchern austreten.
    «Okay», sagte er, «was ist eigentlich los?»
    Ich erzählte es ihm, alles.
    «Ich habe sie nicht getötet», beteuerte Victor. «Ich weiß nicht mal, was sie in meinem Büro gemacht hat.»
    «Aber Sie kannten sie.»
    «Das haben Sie gesagt.»
    «Sie war die Blondine, mit der Sie gestern in Reno’s Bar eine kleine Auseinandersetzung hatten.»
    Victor starrte mich einen Moment lang an. Sein Mund öffnete und schloss sich wie der eines tropischen Fischs.
    «Woher wissen...» sagte er und ließ es in der Luft hängen.
    «Ich bin Ihnen gefolgt.»
    «Mir gefolgt?»
    «Versuchen Sie mal, nicht alles zu wiederholen, was ich sage. Ich bin Ihnen zu Reno’s gefolgt, und dann bin ich Ihnen nach Hause gefolgt. Ist Angel Ihre Frau?»
    «Ja.»
    «Und ist Muriel Valentine Ihre Frau?»
    «Muriel Valentine?»
    «Ich hab Ihnen gesagt, Sie sollen das lassen.»
    «Wer ist Muriel Valentine?»
    «Les Valentines Frau», sagte ich. «Ich habe in ihrem Haus ein Bild von ihm gesehen. Wenn Sie Ihre Brille aufsetzen und den Bettvorleger abnehmen, sehen Sie genauso aus wie er.»
    Er schwieg für einen Moment, während er an seiner Zigarette zog. An deren Ende begann sich ein langes rotes Kohlestück zu bilden, wie es geschieht, wenn mehrere Leute eine herumgehen lassen.
    Er schüttelte den Kopf, öffnete das Fenster und warf den glühenden Stummel raus auf den Gehweg.
    Einige Funken schlugen hoch, während wir weiterfuhren. Ich spürte seinen Blick.
    «Was wollen Sie also?» fragte er. Er klang niedergeschlagen.
    «Soll ich Sie Larry oder Les nennen?»
    Er gab keine Antwort.
    «Sind Sie rechtmäßig mit Angel verheiratet?»
    Er gab noch immer keine Antwort.
    «Es ist wirklich angenehm», sagte ich, «Selbstgespräche zu führen. Keine Bemerkungen von Klugscheißern, keine Lügen, nur der beruhigende Klang meiner eigenen Fragen.» Ich nahm das Bild von Sondra Lee aus meiner Innentasche, zog das Band ab und entrollte es mit einer Hand, während ich mit der anderen lenkte. Das war gar nichts im Vergleich zu Gehirnchirurgie.
    «Ich nehme an, dass sie gerade angefangen hat, als Sie das hier aufgenommen haben.» Ich drückte ihm das Bild in die Hand. Er nahm es, noch immer wortlos. Dann stöhnte er: «Großer Gott, Marlowe!»
    «Also klären Sie mich mal auf.»
    Er stöhnte wieder: «Großer Gott!»
    «Die Dinge geraten aus den Fugen», sagte ich. «Wegen eines Mordes. Man hat alles fein aufgerollt und säuberlich zusammengefaltet, und dann passiert ein Mord, und alles löst sich wieder auf.»
    «Was soll ich jetzt machen?» fragte Larry.
    «Sie werden mir erzählen, was los ist», sagte ich. «Vielleicht kriege ich irgendeinen Sinn rein.»
    «Die Bullen wissen über mich Bescheid?» fragte er.
    «Von mir nicht. Als ich sie verließ, waren sie gerade mit der Leiche in Ihrem Büro beschäftigt.»
    «Sie waren da?»
    «Ich habe die Leiche entdeckt.»
    Wir fuhren jetzt auf der Sepulveda nordwärts.
    «Sie?»
    «Marlowe, Leichen auf Bestellung», sagte ich. «Ich bin hingegangen, um mit Ihnen über Larry Victor und Les Valentine zu reden. Ich werde Sie in diesem Zusammenhang Larry nennen. Die Tür war offen, sie war drin. Saß auf Ihrem Stuhl. Jemand hat sie aus kurzer Distanz mit einem kleinkalibrigen Revolver erschossen.» «Und Sie haben das Bild aus meinem Aktenschrank genommen?»
    «Nein, das hab ich mitgenommen, als ich letztesmal da war. Diesmal war Ihr Aktenschrank leer.»
    «Keine Bilder?»
    «Keine Bilder», sagte ich.

    «Haben Sie noch eine Zigarette?»
    Ich reichte ihm die Packung. Auf der rechten Seite war Von’s Supermarkt. Der Parkplatz war vol er Kombis und Frauen und Einkaufswagen. Ich bog von der Sepulveda ab und parkte zwischen ihnen ein.
    Victor hatte sich eine Zigarette angesteckt. Er gab mir die Packung zurück, und ich legte sie auf das Armaturenbrett.
    «In was für einer Branche arbeiten Sie, Marlowe? Als Erpresser?»
    Ich schüttelte den Kopf. «Privatdetektiv. Ich wurde engagiert, um Sie zu finden.»
    «Von wem? Muriel?»
    «Lipshultz», sagte ich.
    Seine Augen weiteten sich. «Lippy?»
    Ich nickte.
    «Wegen des

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