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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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Springs?»
    «Klar», sagte ich. «Beachten Sie meine Kieferform, meine ausgeprägte Kinnlade.»
    «Marlowe», stieß er hervor. «Herr im Himmel, sind Sie der Kerl, der Harlan Potters Tochter geheiratet hat?»
    «Sie hat mich geheiratet.»
    «Um Himmels willen, Sie wohnen nur eine Straße von mir entfernt.»
    «Die Welt ist klein», sagte ich.

18
    Wir legten einen Großteil der Strecke schweigend zurück. Victor sagte ungefähr alle fünfzehn Minuten, er wünschte, er hätte eine Zigarette. Als wir die Grenze nach Bakersfield überquerten, sagte ich: «Erzählen Sie mir was über Muriels Vater.»
    «Clayton Blackstone?» Ich konnte Victor Luft holen und durch die Nase wieder ausstoßen hören.
    «Ja.»
    Die Sonne war jetzt untergegangen, und im Scheinwerferlicht durchschnitt die Straße die leere Wüste wie ein blasses Band.
    «Reich», sagte Victor.
    Ich wartete, während der Highway sich unter uns in der gleichbleibenden Dunkelheit abspulte.
    «Reich und geizig», sagte Victor.
    «Auf die Art wird man reich», erwiderte ich.
    «Er ist auf eine Menge Arten reich geworden», sagte Victor, «und die waren nicht immer legal.»
    Ich wartete noch ein bisschen.
    «Die meisten von ihnen waren nicht legal», fuhr er fort. «Aber das ist alles schon eine Weile her, also gehört er heute zur Oberschicht, und seine Tochter ist eine Prinzessin.»
    «Es ist ein großes, rauhes Land. Passiert ständig.»
    «Ja, aber nicht mir.»
    «Sie haben es nicht anders gewollt», sagte ich, nur um etwas zu sagen.
    «Blackstone hat sein Geld mit Glücksspielen verdient, mit Schiffen vor der Küste, außerhalb der Dreimeilenzone», sagte Victor. «Da draußen bekam man alles, was man wollte. Karten, Würfeln, Roulette, Pferdewetten, separate Zimmer für private Spielchen. Man konnte Mädchen, Alkohol, Marihuana und Kokain bekommen, und das zu einer Zeit, als die Kids von der Highschool noch nie davon gehört hatten.»
    «Klar», sagte ich, «und man wurde mit Wassertaxis am Pier in Bay City eingesammelt.»
    «Heute gehören ihm Banken, Hotels, Clubs und Restaurants, aber sein Geld hat er so gemacht. Er hat noch immer einige dieser Leute um sich.»

    «Schläger?»
    «Kerle, die einem die Zähne austreten und einen dann fürs Nuscheln erschießen.»
    «Irgendwelche Verbindungen zum Agony Club?» fragte ich.
    «Nein, den leitet Lippy.»
    «Lippy sagt, sein Boss sei ein Kerl namens Blackstone, und dass Blackstone knallhart ist, was die Bücher betrifft.»
    «Herrgott», stieß Victor hervor, «das wusste ich nicht.» Er rieb sich mit den Innenseiten seiner Handknochen die Augen. «Na, der alte Clayton wird mich wohl kaum in Stücke reißen, solange ich mit seiner Tochter verheiratet bin.»
    «Solange er nicht herausfindet, dass Sie auch noch mit Angel verheiratet sind», sagte ich.
    «Großer Gott, Marlowe.»
    Die Ausfahrt nach Poodle Springs zeichnete sich gegen den Nachthimmel ab. Ich bog in das tiefere Schwarz der Wüstenlandstraße ein. Es waren gelegentliche Lichtschimmer in den Canyons zu sehen, dort, wo irgendjemand in die schlackigen Uferhänge des Flusses gebaut hatte und siedelte und tat, was immer Wüstensiedler tun. Ich fühlte mich wie eine Million Meilen von jedem Ort der Welt entfernt, der Zivilisation nicht näher als die Sterne, die ohne Wärme über mir schimmerten. Allein in der Dunkelheit mit der gejammerten Litanei eines Mannes, der versucht hatte, clever zu sein.
    «Wie kommen Sie mit Blackstone klar?» fragte ich.
    «Mit einem Mann wie Blackstone kommt man nicht klar», sagte Victor. «Er toleriert einen, oder er tut es nicht. Mich toleriert er, weil ich zu seiner kleinen Muffy gehöre.»
    Mir entging der bittere Unterton nicht, der seine Stimme klingen ließ, als habe er in eine unreife Orange gebissen.
    «Für mich sieht das Ganze so aus», sagte ich, «Lippy sucht Sie, weil Sie ihm Geld schulden. Die Bullen suchen Sie, weil Sie Lola Faithful umgebracht haben könnten. Blackstone toleriert Sie, aber wenn er von Angel erfährt, dann könnte er Ihnen ein paar Luftlöcher in den Schädel verpassen wollen.»
    «Ja-ah.» Victor hielt die Hände vor der Brust gefaltet und starrte hinunter auf seine Daumen. «Was mit mir passiert, ist mir egal, Marlowe. Aber wir müssen Angel schützen.»
    «Darauf hab ich gewartet», sagte ich. «Soweit ich Sie kenne, hätte ich mir denken können, dass Ihr Leben eine lange, ununterbrochene Folge von Selbstaufopferung und Sorge um andere ist.»
    «Ich schwöre es, Marlowe. Ich liebe Angel.

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