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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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aber Sie kennen Ihren Nachnamen nicht.»
    Er zuckte mit den Achseln. «Sie wissen doch, wie so was läuft, Marlowe.»
    «Nein», sagte ich, «weiß ich nicht.»
    «Man trifft eine Menge einsame Herzchen, man schläft mit ihnen, und sie fangen an zu glauben, es sei ernster, als man selbst es nimmt.»
    «Aber nicht ernst genug, um Ihnen ihren Nachnamen mitzuteilen.»
    «Na, sie hat ihn mir vermutlich gesagt, aber, he, ich kann schließlich nicht jeden Namen behalten, oder?» Er fing sich wieder, die Angst wich ein bisschen von ihm, zurück in den Schatten. Ich würde ihm schon auf die Sprünge helfen.
    «Erinnern Sie sich an diesen, Freund, oder ich bringe Sie direkt runter in die Stadt.» «Großer Gott», sagte er wieder. Die Angst war erneut zurück. «Tun Sie das nicht. Ich erinnere mich, ihr Name war, äh...»
    Er versuchte so auszusehen, als dächte er nach.
    «Sie hieß Faithful, Lola Faithful. Sie hat ihn wahrscheinlich benutzt, um ein bisschen damit herumzutingeln.»
    «Lola Faithful», wiederholte ich.
    «Ja, wahrscheinlich ein Künstlername, aber so hieß sie jedenfalls, als ich mich mit ihr getroffen habe. Ich schwöre bei Gott.»
    «Und sie war wütend, weil Sie sich nicht mehr mit ihr verabreden wollten.»
    «Ja, genau. Sie war wahnsinnig wütend, Marlowe.»
    «Wie lange sind Sie mit Angel verheiratet?»
    «Drei Jahre und, äh, sieben Monate.»
    «Haben Sie vorher mit Lola Schluss gemacht?»
    «Klar, zum Teufel, was glauben Sie denn, was für eine Art Mann ich bin?»
    «Möchte ich gar nicht wissen.»
    «Ja», sagte Victor, «hab lange bevor wir heirateten mit Lola Schluss gemacht. Gleich nachdem ich Angel kennengelernt habe, hab ich sie aufgegeben.»
    «Mh-mmh», machte ich. «Also, Sie haben Lola Faithful vor ungefähr vier Jahren abgelegt, und vor ein paar Tagen laufen Sie ihr in einer Bar über den Weg, und sie fängt an, Sie anzuschreien?»
    «Sie ist verrückt nach mir, Marlowe, dafür kann ich doch nichts.»
    Ich paffte meine Pfeife weiter und warf ihm durch den Rauch einen Blick zu. «Ich hab schon Seeleute philippinischen Barmädchen bessere Geschichten erzählen hören.»
    «Na, wenn Sie mir nicht glauben, warum zum Teufel sitzen Sie dann hier mit mir herum?»
    «Zwei Gründe, vielleicht drei», sagte ich. «Erstens, Sie sind nicht der Typ eines Mörders. Sie sind ein Heiratsschwindler, ein kleiner Dieb, ein Kerl, der immer ein krummes Ding am Laufen hat; aber ich glaube nicht, dass Sie das notwendige Eisen in den Knochen haben, um einen Menschen zu töten.»
    «Haben Sie schon mal jemanden umgebracht, harter Mann?» fragte Victor.
    «Zweitens», sagte ich, «warum sollten Sie sie in Ihrem Büro umbringen und sie dort zurücklassen und nicht mal die Tür abschließen? Sie würden die Bullen geradezu einladen, Sie zu schnappen und Ihnen die Geschichte anzuhängen.»

    «Genau. Ich bin ja nicht dumm.»
    «Werden wir sehen.»
    «Sie sagten, vielleicht drei Gründe. Was ist der dritte?»
    Er fischte die letzte Zigarette aus meiner Packung, zerknüllte sie und warf sie aus dem Seitenfenster. Dann drückte er auf den Zigarettenanzünder und wartete darauf, dass er wieder heraussprang.
    «Wie ich schon sagte, bin ich Romantiker.»
    Victor wandte sich mir zu. «Ich habe sie nicht getötet, Marlowe. Sie müssen mir einfach glauben.»
    «Das muss ich nicht. Wir nehmen es für den Moment als Arbeitshypothese. Haben Sie für heute Nacht irgendwas, wo Sie ungestört sind?»
    «Wie wär’s bei Ihnen?» fragte Victor.
    «Mein Haus ist besetzt.»
    «Ja, sicher, aber ich würde ja nicht viel Platz in Anspruch nehmen.»
    «Besetzt», sagte ich, «von meiner Frau und von mir. Sie sind nicht eingeladen.»
    «Gott, Marlowe, ich kann nirgendwo hingehen, wo mich die Bullen nicht suchen würden.»
    «Wissen die von Muriel?»
    «Gott, nein, niemand weiß von ihr.»
    «Gehen Sie dahin», sagte ich.
    «Zu Muriel?»
    «Warum nicht? Sie glaubt, sie sei Ihre Frau. Es ist Ihr Haus.»
    Er schüttelte den Kopf. «Das Haus gehört Muriel», sagte er. «Ihr und ihrem alten Herrn.»
    «Sie möchten die Nacht lieber mit dem Rücken an einer Zellen wand verbringen?»
    Victor schwieg. Die Zigarette war bis auf einen Stummel zwischen seinen Fingern heruntergebrannt. Er nahm einen weiteren Zug, vorsichtig, um sich nicht die Lippen zu verbrennen.
    «Wie soll ich hinkommen?» fragte er.
    «Ich fahre Sie.»
    «Die ganze Strecke nach Poodle Springs?»
    «Ja, ich wohne da. Liegt auf meinem Nachhauseweg.» «Sie leben in

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