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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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Einer der Blazer öffnete die rechte Hälfte der zweiteiligen Eingangstür. Sie war drei Meter hoch und mit schmiedeeisernen Nagelköpfen beschlagen.
    Dahinter lag ein Steinflur von der Länge des Hauses, mit weit entfernten Verandatüren, die zu irgendetwas Belaubtem führten. Es gab ein riesiges, kurviges Treppenhaus an der linken Seite des Hauptkorridors, und nach rechts und links gingen Türen ab. Die Decke erreichte eine Höhe von zehn oder zwölf Metern, und von ihr hing ein gewaltiger eiserner Kronleuchter herab, in dem Kerzen flackerten. Echte Kerzen, auf einem riesigen Eisenrad. Es waren ungefähr hundert Stück - die einzige Lichtquelle im Flur. Auf dem Steinboden befand sich ein orientalischer Läufer, der sich über die Länge des Flurs erstreckte, und an den Wänden hingen Gobelins, die mittelalterliche Ritter auf stämmigen Pferden mit zerbrechlichen Beinen zeigten.
    Die Eingangstür schloss sich hinter uns. Ein Butler erschien. Er öffnete eine der Türen in der rechten Wand und hielt sie uns auf.
    «Bitte folgen Sie mir», sagte er.
    Wir gingen durch eine mit bis zur fünf Meter hohen Decke mit Bücherregalen gefüllte Bibliothek, in der riesige Kerzen in zweieinhalb Meter hohen Kerzenständern brannten. Es gab einen Kamin, in den man mit einem Pferd hätte hineinreiten können. Rechts neben dem Kamin öffnete der Butler eine weitere Tür, und wir folgten ihm durch einen Raum, der, wäre er dreimal kleiner gewesen, jemandes Büro hätte sein können. Die gegenüberliegende Wand war vollständig verglast und gab den Blick auf einen Pool und die dahinterliegende, beleuchtete Gartenanlage frei. Den Pool hatte man so angelegt, dass er wie ein Dschungelschwimmbad aussah; mit Wein und anderen Pflanzen, die praktisch in ihn hineinwucherten, und einem Wasserfall am anderen Ende, der über Felsbrocken in das Lapislazuli-Wasser hineinstürzte. An einer anderen Wand war eine Bar, es gab ein Fernsehgerät, einen beleuchteten Globus, der fast so groß war wie das Original, mit grünem Leder bezogene Möbel, bestehend aus einem Protz-Sofa und einem Sortiment von Klubsesseln, die über den grünen Marmorboden verteilt waren, und hier und da ein Orientteppich, um darauf herumzustehen, wenn einem die Füße einschliefen. An der rechten Wand saß hinter einem Schreibtisch, der groß genug war, um einen Hubschrauber darauf zu landen, ein Mann in modischer roter Samtjacke mit schwarzen Seidenaufschlägen; sein eisgraues Haar war kurz geschnitten, und sein scharfkantiges Gesicht hatte die unecht wirkende Bräune, die sich jeder in Kalifornien zulegt, um zu beweisen, dass er in einer smogfreien Gegend lebt. Ich hatte sein Bild einst an einer Wand hängen sehen.
    Kantengesicht rauchte eine weiße Tonpfeife mit einem ungefähr dreißig Zentimeter langen Stiel; eine von der Art, die man auf alten holländischen Gemälden sieht. Er blickte mich an wie ein Wolf das Lammkotelett, nahm die Pfeife in den Mund und paffte.
    «Wenn man Leute trifft, die beim Kegeln in den Bergen eine Zehn werfen», sagte ich, «sollte man nichts von dem trinken, was sie einem anbieten.»
    Kantengesicht änderte seinen Gesichtsausdruck nicht. Vielleicht konnte er nicht.
    Garcia sagte: «Der Kerl heißt Marlowe, Mr. Blackstone. Er hält sich für hart, und er hält sich für komisch.»
    Blackstones Stimme klang, als gieße jemand Sand durch einen Trichter.

    «Ich glaube, er ist keins von beidem», entgegnete er. Es war nichts, dem ich hätte widersprechen wollen; also ließ ich es im Raum stehen.
    «Wir haben ihn in dem Haus an der Kenmore erwischt», erklärte Garcia. «Er hat es auf den Kopf gestellt.»
    Blackstone nickte. Er hatte den langen Stiel noch immer im Mund und wiege den Pfeifenkopf in der rechten Hand.
    «Warum?» fragte er.
    «Behauptet, er sei Privatdetektiv. Hat eine kalifornische Lizenz und hatte eine Waffe.»
    «Und weiter?»
    «Wollte er nicht sagen. Meinte, er wolle mit Ihnen reden. Ich dachte mir, dass Sie vielleicht auch mit ihm sprechen möchten.»
    Blackstone nickte einmal. Es war ein billigendes Nicken. Garcia sah nicht aus, als kümmere es ihn, ob Blackstone etwas billigte oder nicht. Aber auch Blackstone sah nicht aus, als kümmere es ihn, ob es Garcia kümmerte. Diese Leute gingen mit ihren Gefühlen nicht hausieren. Blackstone wandte mir seinen Blick zu. Seine Augen waren von ausgesprochen blassem Blau, beinahe grau.
    «Was noch?» sagte er mit seinem sandigem Flüstern.
    «Man hat mir erzählt, eine gewisse Lola lebe

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