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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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geschäftlich für einen oder zwei Tage weg, und als er zurückkam, um sich mit Lola in Verbindung zu setzen, musste er feststellen, dass man sie ermordet hatte.»
    Blackstone kostete seinen Scotch. Er schien ihn nicht zu verblüffen. Er war an ihn gewöhnt.
    «Sie begreifen sicherlich mein Interesse», sagte er.
    Ich nickte. «Und Ihre Tochter?»
    «Ich habe ihr nur erzählt, dass die Frau gestorben ist. Ich habe ihr keine Fragen gestellt.»
    Wir schwiegen daraufhin, atmeten den Scotch ein und dachten beide über die Absichten des anderen nach.
    Schließlich fragte ich: «Was halten Sie von Les Valentine, Mr. Blackstone?»
    Blackstone hielt das Scotchglas zwischen den Handflächen, sah hinein und drehte es, als wolle er es aus allen möglichen Winkeln bewundern. Er atmete langsam durch die Nase ein und ließ die Luft noch langsamer wieder entweichen.
    «Er ist ein Lügner, ein Schürzenjäger, ein schäbiger Dieb, ein Opportunist, ein Narr, ein erfolgloser, vielleicht zwanghafter Spieler, und er hat nicht mehr Rückgrat als Löwenzahn. Und meine Tochter liebt ihn. Solange sie das tut, ist er für mich ein natürlicher Adliger. Ich werde ihn unterstützen. Ich werde mich für diejenigen einsetzen, die seine kranken Launen ertragen müssen. Solange er mit meiner Tochter verheiratet ist, gehört er zur Familie.»
    «Obwohl er ein kleiner Gauner ist.»
    «Ich bin kein besonders guter Vater, Mr. Marlowe. Ich habe nur meine Tochter. Ihre Mutter ist schon vor langer Zeit von uns gegangen. Ich verwöhne meine Tochter sehr, zweifellos aus eigennützigen Motiven. Wenn sie einen kleinen Gauner heiraten möchte, dann wird er, sozusagen, auch mein kleiner Gauner.»
    «Der kleine Gauner ist zu Hause. Ich hab ihn selbst dort abgeliefert.»
    «Also haben Sie mir nicht alles erzählt.»
    «Hab nie gesagt, dass ich das täte.»
    «Sie sind ein interessanter Mann, Marlowe. Sie hätten mir das nicht mitgeteilt, solange Sie nicht sicher waren, was ich mit dieser Information anfangen würde.»
    Ich sagte nichts.
    «Das finde ich bewundernswert, Marlowe. Aber machen Sie nicht den Fehler, Bewunderung mit Geduld zu verwechseln. Ich kann Sie durch ein einfaches Kopfnicken beseitigen lassen. Und wenn es meinen Zwecken dient, dann werde ich es tun.»
    «Jeder kann jeden beseitigen, Mr. Blackstone. Wenn man das erst mal begriffen hat, bekommt alles wieder das richtige Gewicht.»
    «Wo haben Sie ihn gefunden?»
    «In seinem Büro», log ich. «Ich erzählte ihm, die Bullen würden in einer Minute hinter ihm her sein, also hat er mich begleitet.»
    «Wo war er?»
    Ich zuckte mit den Achseln. «Hat er nicht gesagt.»
    Blackstone hob das Glas an die Lippen, bemerkte, dass es leer war, und gestikulierte, ohne hinzusehen, in Garcias Richtung. Eddie war sofort mit der Karaffe und dem Siphon zur Stelle. Er sah mich an. Ich schüttelte den Kopf. Eddie stellte sich wieder an die Bar.
    «Seien Sie vorsichtig, Marlowe. Ich bin kein verspielter Mensch. Seien Sie also sehr vorsichtig.»
    «Klar», sagte ich. «Macht Ihnen hoffentlich nichts aus, wenn ich mir ab und zu die Zeit damit vertreibe, an alten Taschenuhren herumzubasteln.»
    «Bring ihn nach Hause, Eddie», befahl Blackstone. «Und wenn ihr da seid, gibst du ihm seine Waffe zurück.»
    «Lolas Haus wäre mir lieber», sagte ich. «Ich bin noch nicht fertig mit dem Durchsuchen.»
    Blackstone lächelte fast.
    «Bring ihn dorthin, wo er hin will, Eddie.»
    Diesmal fuhr J. D., und Eddie saß neben mir auf dem Rücksitz. Als wir die Kenmore erreichten, griff Eddie in seine Seitentasche und holte meine Waffe heraus. J. D.
    hielt vor Lolas Haus. Es war still. Die Straße war dunkel. Ein hoher, blasser Mond schien direkt auf uns herunter. Garcia reichte mir die Waffe.
    «Sie sind ein harter Brocken, Marlowe», sagte er. «Das muss man Ihnen lassen.»
    Ich verstaute die Waffe unter meinem Arm und stieg aus dem Wagen.
    J. D. setzte ihn in Bewegung. Ich schickte ihnen einen Revolverheldengruß mit Daumen und Zeigefinger hinterher, als sie losfuhren.

23
    Dem Mondlicht nach war es auf meiner Armbanduhr 3 Uhr 37, als ich Lola Faithfuls Haus verließ.
    Ich hatte nichts gefunden, aber es war auch niemand gekommen und hatte eine Kanone auf mich gerichtet. Um nach Hause zu fahren, war es zu spät. Ich fuhr langsam. Hollywood war leer, die Häuser glatt und konturlos, alle Farben durch das strahlende Mondlicht verfälscht. Nur die Neonlichter am Sunset waren noch wach. Sie waren immer wach. Strahlend, herzlich und

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