Einsame Klasse.
dort. Sie ist plötzlich in einem Fall aufgetaucht, an dem ich arbeite.»
«Und?»
«Und ich dachte, ich durchsuche das Haus mal, um zu sehen, was es hergibt.»
Blackstone wartete. Eddie Garcia wartete. Bei Eddie wurde man die Vermutung nicht los, dass er ewig warten könne.
«Und?»
«Und woran sind Sie interessiert?»
Blackstone sah von mir zu Garcia und wieder zurück.
«Vielleicht sollte ich Ihnen von Eddie erst einmal Manieren beibringen lassen.»
«Vielleicht sollten Sie aufhören, mich zu Tode zu ängstigen und einige Informationen mit mir teilen.
Vielleicht sind wir keine Kontrahenten.»
«Kontrahenten.» Blackstone machte ein Geräusch, das er wahrscheinlich für ein Lachen hielt. «Ein intellektueller Spanner.»
«Meine Frau liest mir manchmal laut Geschichten vor.»
Blackstone machte wieder sein Geräusch. «Mit einer Frau, die lesen kann», sagte er. «Wissen Sie, dass Lola Faithful tot ist?»
«Ja, mit einem kleinkalibrigen Revolver aus kurzer Distanz in den Kopf geschossen, in einem Fotografenstudio an der Western Avenue.»
«Und was hat das Ganze mit Ihnen zu tun?» fragte Blackstone.
«Ich habe die Leiche gefunden.»
Blackstone lehnte sich etwas in seinem Stuhl zurück. Er schob seine Unterlippe ungefähr einen Millimeter vor.
«Sie», sagte er.
«Ja, und das hat mich irgendwie ins Grübeln darüber gebracht, wer sie erschossen hat.»
«Haben Sie eine Theorie?»
«Nichts, was man Theorie nennen könnte.»
Blackstone starrte mich einen Moment lang an, sah dann zuerst Garcia und dann wieder mich an.
«Ich wüsste auch gern, wer sie ermordet hat.»
«Ich ahnte, dass Sie daran interessiert sind», sagte ich. «Ungefähr seitdem Ihre Jungs mich in Lolas Haus überrumpelt haben. Und ich denke, dass Sie nicht viel über die Geschichte wissen, denn warum sollten Sie sonst das Haus von zwei Jungs überwachen lassen. Außerdem denke ich, dass es für Sie verdammt wichtig ist, sonst wäre nicht einer dieser Burschen Ihr Spitzenmann.»
«Was denken Sie denn noch so?» flüsterte Blackstone.
«Wichtig ist, was ich nicht denke. Ich denke nicht, dass Sie wegen Lola wissen wollen, wer Lola getötet hat, oder wegen desjenigen, der sie getötet hat.»
Blackstone sah mich wieder mit dem gleichen ausdruckslosen Blick an. Und erneut wanderte dieser Blick zu Garcia, was für ihn vermutlich das Höchstmaß an Unentschlossenheit darstellte.
«Ich kenne Lola Faithful nicht», sagte er.
«Also machen Sie sich Sorgen um denjenigen, der sie umgebracht hat», erwiderte ich.
«Die Bullen tippen auf den Fotografen.»
«Die Bullen tippen auf das Naheliegende», sagte ich. «Normalerweise haben sie da recht.»
«Tippen Sie auf ihn?»
«Nein.»
«Warum nicht?»
«Er scheint nicht der Typ zu sein.»
«Ist das alles?»
«Ja.»
«Waren Sie mal Bulle?»
«Ja-ah», sagte ich. «Jetzt bin ich’s nicht mehr. Bul en können nicht entscheiden, dass irgendwer nicht der Typ ist. Sie haben zu viele Axtmörder gesehen, die wie Chorknaben aussahen. Sie haben keine Zeit, darüber nachzudenken, ob jemand der Typ ist. Sie müssen alles in den Trichter werfen und nehmen, was durchsickert.»
«Sie scheinen ein Romantiker zu sein, Mr. Marlowe.»
«Und Sie nicht, Mr. Blackstone.»
«Nicht oft», sagte Blackstone.
«Wussten Sie, dass ich Ihre Tochter kenne?» fragte ich.
Blackstone sagte zunächst nichts. Das war seine Art zu zeigen, dass er überrascht war.
«Das wusste ich nicht», erklärte er dann.
«Sie ist mit dem Fotografen verheiratet», sagte ich.
Im Zimmer war kein Geräusch zu hören, außer dem beinahe unhörbaren Seufzer, den Blackstone durch seine Nase ausstieß. Es war nur ein einziger Seufzer. Dann wieder Stille. Es war riskant, ihm das zu erzählen. Möglicherweise kannte er die Verbindung zwischen Les und Larry nicht. Er konnte natürlich genausogut in Wirklichkeit die Gute Fee sein. Früher oder später hätte er herausgefunden, dass ich Muriel und sowohl Les als auch Larry kannte. Und wenn es schon gefährlich war, es ihm jetzt zu erzählen, dann wäre es später, wenn er wüsste, dass ich ihm etwas vorenthalten hatte, noch gefährlicher. Ich spürte Garcia hinter mir, mit meiner Waffe in seiner Tasche. Blackstone tat die lange, alberne Pfeife beiseite, legte seine beiden höckerigen Hände unters Kinn und sah mich ruhig an.
«Mr. Marlowe», sagte er, «vielleicht sollten Sie und ich einen Drink zusammen nehmen.»
22
Ich saß in einem der grünen Ledersessel.
«Les schuldet einem Kerl
Weitere Kostenlose Bücher