Einsame Spur (German Edition)
bestätigen, dass sich etwas in ihr verändert hat. Vielleicht liegt es nur daran, dass sie sich jetzt in einem sauberen geistigen Netzwerk befindet – im Sternennetz gibt es keinen Dunklen Kopf, nichts dringt heimlich in ihren Geist.«
»Lassen wir es erst einmal dabei.« Ashaya schluckte und wandte sich wieder den Zahlen auf dem Paneel vor ihr zu. »Wenn ihr beide einverstanden seid, werde ich jetzt zu Alice Kontakt aufnehmen.«
Lara und Sascha nickten.
Den Injektor in der Hand, wandte sich Ashaya Sascha zu, die Alices Hand ergriffen hatte. »Spürst du etwas?«
»Vor allem Frustration«, sagte Sascha, drei tiefe Falten zwischen den Augenbrauen. »Aber da ist noch mehr.« Saschas Wimpern senkten sich, sie massierte die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. »Entschlossenheit.« Sie öffnete die Augen wieder. »Ich könnte mein Leben darauf verwetten, dass sie ungeheure Anstrengungen unternimmt, um aufzuwachen.«
»Das reicht mir.« Ohne weiteres Zögern drückte Ashaya den Injektor an Alices Hals und schoss das Serum in die Halsschlagader. »Falls es so funktioniert, wie es sollte, müsste sich innerhalb von zwei bis drei Sekunden ein Effekt bemerkbar machen.«
Alle schwiegen, die Stille war so tief, dass Lara sogar den leisen Atem der anderen wahrnahm, selbst den von Adria und Eli. Falls im Zimmer eine altmodische Uhr gestanden hätte, hätte ihr Ticken sicher wie Bombeneinschläge geklungen.
Eine Minute.
Lara überprüfte die Daten, die die Elektroden von Alices Schädel übertrugen, und schüttelte den Kopf.
Zwei Minuten.
Diesmal überprüfte Ashaya mit zitternden Fingern die Daten. »Keine Veränderung.«
Drei Minuten.
Vier.
Fünf.
Die Enttäuschung drückte schwer auf Laras Brust, sie legte ihre Hand mitfühlend auf Ashayas Arm, dann stellten sie sich Sascha gegenüber auf die andere Seite des Bettes. Doch die Kardinalmediale schenkte ihnen keinerlei Beachtung, ihre Augen waren vollkommen nachtschwarz – was entweder auf starke Gefühle oder starke Anspannung der medialen Fähigkeiten schließen ließ.
Lara tauschte kurz einen hoffnungsvollen Blick mit Ashaya und schwieg weiter.
»Ashaya«, sagte Sascha etwa eine Minute später so leise, als wäre sie mit ihrer Aufmerksamkeit ganz woanders, »hast du noch mehr Serum?«
»Ja, doch eine weitere Gabe könnte sie töten.« Ashaya stellte den Injektor ein und zögerte. »Amara war sich sicher, dass wir ohne Gefahr ein weiteres Achtel der Dosis verabreichen könnten.«
Lara hatte noch Ashayas warnende Worte im Ohr und fragte: »Vertraust du ihr?«
»Das ist eine wissenschaftliche Herausforderung.« Ashayas Antwort war klar, sie sah die Fehler ihrer Zwillingsschwester ebenso deutlich wie ihre Gaben. »Amara verliert nicht gern, und Alices Tod wäre für sie ein Versagen.«
»Ich spüre, wie sie kämpft«, sagte Sascha, ihre Hand hielt Alices Finger so fest umklammert, dass die Knöchel sich weiß färbten. »Sie weiß, dass sie gefangen ist – ich spüre Angst und Panik, mein Gott, es ist, als würde sie daran ersticken, im eigenen Köper eingeschlossen zu sein.«
Offensichtlich erschüttert setzte Ashaya den Injektor wieder an. »Bist du ganz sicher, Sascha?«
»Ja. Mach schnell!«
Ashaya drückte, und ein Achtel der vorherigen Dosis schoss durch Alices Haut.
Eine Sekunde später ertönte das Alarmsignal, und Alices Körper bäumte sich so heftig auf, dass man meinen konnte, die Wirbelsäule bräche entzwei, bevor er zuckend zurückfiel. Lara sah auf die Anzeige, griff nach der Sauerstoffmaske und drückte sie auf Alices Mund und Nase. »Ashaya, Status!«
»Schneller Anstieg der Gehirnaktivität. Unregelmäßiger Herzschlag, Sauerstoffaufnahme ungenügend.«
Lara legte Saschas Hand auf die Maske und griff nach einem zweiten Injektor. »Und jetzt?«
»Herzschlag normalisiert.« Ashaya tippte auf das Paneel. »Sauerstoffversorgung nahe Optimum. Gehirnaktivität unregelmäßig.«
»Alice.« Saschas sonst so sanfte Stimme war beinahe rücksichtslos in ihrer Eindringlichkeit. »Alice, du bist in Sicherheit. Konzentriere dich!«
In dem Augenblick sah Lara nach unten. Alices Augen waren weit geöffnet: Sie waren so dunkelbraun, dass man kaum einen Unterschied zwischen Pupille und Iris wahrnahm.
Als Riaz und Hawke von dem Treffen mit der BlackSea-Gemeinschaft zurückkehrten, erfuhren sie die Neuigkeiten über Alice und unterhielten sich noch kurz mit Ashaya. Dabei ging es allerdings nicht nur um die aus dem Koma Erwachte.
»Ich war
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