Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
einem Souvenirladen kam. »Etwas Interessantes gefunden?«
    Lisette lachte, es klang sehr nett. Trotz des perfekten Make-ups und des eleganten rot-orangefarbenen Kleides unter dem beigen Trenchcoat – eine sowohl sommerliche als auch bürotaugliche Kombination – strahlte Lisette echte Wärme aus. Sie kramte in ihrer Tasche und zog eine kleine Jadefigur heraus. »Der Verkäufer meinte, sie bringe mir Glück – ich wollte die Leoparden und die Wölfe um Erlaubnis bitten, mir eine Wohnung in der Stadt zu nehmen.«
    Adrias Herz setzte aus. »Um weiterhin die Verbindung mit ihnen zu halten?«
    »Ja. Es könnte besser laufen, wenn die Rudel mich hier direkt vor Ort haben.«
    Eine sinnvolle Überlegung, denn Gestaltwandlern war es lieber, die Stimmung einer Partei an der Witterung zu erkennen. »Haben Sie und Ihr Mann sich schon entschlossen, in welchem Stadtteil sie gegebenenfalls leben möchten?« Mit dieser Frage rief sie sich auch selbst noch einmal in Erinnerung, dass Lisette glücklich verheiratet war und daher kein Interesse daran haben konnte, sich den Wolf zu schnappen, der Adria gehörte.
    Auf dem Beifahrersitz war es so lange still, dass sich Adrias Nackenhaare aufstellten und ihre Gedanken rasten. »Ihr Mann wird nicht hierherziehen?«, fragte sie und wusste, dass sie es lieber auf sich hätte beruhen lassen.
    »Nein«, flüsterte Lisette. »Wir haben uns getrennt.«
    Adrias Wölfin kam es vor, als traktierte sie jemand mit Stahlkappenstiefeln; sie sank blutend in sich zusammen, als die Welt um sie herum zerbrach, sprach jedoch eigenartig gelassen weiter. »Tut mir leid.« Sie wusste, wie schmerzhaft das Ende einer langjährigen Beziehung war, empfand sogar Mitgefühl für die Frau, die ihr alles nehmen konnte. »Ist es endgültig?«
    Lisette wandte das Gesicht dem Fenster zu, das helle Gold der Haare schimmerte im Sonnenlicht. »Zuletzt hat er von Scheidung gesprochen.« Schonungslos und offen in ihrem Bekenntnis. »Ich wusste gar nicht, dass eine Ehe so leicht zu lösen ist.«
    Ihre Verzweiflung schwappte wie eine schwarze Welle über Adria – sie liebte ihren Mann immer noch, war nur tief verletzt. Riaz hatte mehr verdient, hatte eine Frau verdient, die ihm alles geben konnte … doch Lisette war seine Gefährtin. Und nun war sie frei.
    Adria wusste später nicht mehr, wie sie den Rest des Weges zu Lisettes Hotel geschafft hatte. Sie verabschiedete sich so brüsk, dass Lisette sie betroffen ansah, aber sie war am Ende ihrer Fassung – hatte nicht die Güte in sich, mit dem Schmerz der anderen sanft umzugehen. Bevor diese noch fragen konnte, was los war, fuhr Adria schon ins Wolfsrevier hinein, hielt inmitten des Waldes, umklammerte das Lenkrad und schrie los … bis sie atemlos vor lauter Schluchzen war, innerlich vollkommen gebrochen. Doch der Schmerz, den sie in der Brust fühlte, war nichts gemessen an ihrem seelischen Schmerz.
    Denn wie sehr Lisette ihren Mann auch lieben mochte, sie war Riaz’ Gefährtin. Gegen jede andere Konkurrentin hätte Adria mit aller Kraft um den schwarzen Wolf gekämpft, aber diese Tatsache konnte sie weder wegwischen noch verändern. Es war kein Zufall, dass sich Lisette in Kalifornien niederlassen wollte, ihre Handlungen waren von einer Verbindung bestimmt, die sie weder bemerkte noch verstand. Riaz musste das ebenso spüren, musste die Anziehung merken, das größte Geschenk, das einem Gestaltwandler gegeben werden konnte.
    Doch er hatte ihr etwas versprochen und war nicht der Mann, der ein Versprechen wieder zurückzog.
    Also musste Adria sich selbst das Herz brechen.
    Kurz nach zwölf betrat Judd die Krankenstation, denn er wusste, dass Walker mit Lara zum Essen gegangen war. Lucy war leicht abzulenken – sie hatte gerade mit einem Mädchen zu tun, das vom Baum gefallen war und sich die Rippen gebrochen hatte. Das kleine, tränenverschmierte Gesicht war hochrot, doch das Mädchen bemühte sich tapfer, nicht zu schluchzen. Sie war erst sieben.
    Er unterdrückte das instinktive Bedürfnis zu helfen und schlüpfte ungesehen an Lucy und der kleinen Wölfin vorbei in das Zimmer von Alice Eldridge. Erst nachdem er die Tür mit einem leisen Klicken geschlossen hatte, wandte er sich der Kranken zu. Ihre Augen waren geschlossen, die Hände lagen auf der Decke, und der Kopf war ein wenig zur Seite geneigt. Sie wurde nicht mehr künstlich ernährt, trug aber immer noch die dünne Kappe mit den Elektroden.
    Ihre Brust hob und senkte sich leicht, die dunklen Wimpern lagen auf

Weitere Kostenlose Bücher