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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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erzählt, dass seine Eltern den Pigmentfehler nicht hatten korrigieren lassen, weil sie der Meinung waren, es würde ihn widerstandsfähiger machen, wenn er eine solche Missbildung in einer Gesellschaft zu überwinden lernte, die Perfektion so hoch schätzte. Ming hätte sich selbst darum kümmern können, als er erwachsen war, aber er hatte es nicht getan. Aus Stolz, hatte sie gedacht, vielleicht brachte es ihm aber auch einen psychologischen Vorteil gegenüber anderen Medialen, die stets zurückschreckten, wenn sie ihm zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden.
    Sienna war nicht schockiert. Sie kannte jede Falte, jede einzelne Pore in diesem Gesicht, hatte dem Bösen in Ming LeBon aus nächster Nähe ins Auge geblickt.
    Ich werde ihn verbrennen und ihm beim Sterben zusehen.
    Das waren ihre eigenen Worte, die heute noch genauso galten wie damals, als sie mit Hawke gesprochen hatte. Die beiden Männer an seiner Seite, deren Hände auf seinen Schultern lagen, mussten Teleporter sein. Sienna überlegte, wie sie den Mann, den sie mehr als jeden anderen hasste, töten konnte, ohne seine Wachen zu verletzen. Sie hatten ihr nichts getan, und sie konnte sie nicht verurteilen, denn auch sie selbst war gezwungen gewesen, einer von Mings Schützlingen zu sein.
    »Sienna«, sagte Ming in die Stille hinein, seine Stimme war beherrscht und so kalt, dass man sich daran verbrennen konnte. »Ich weiß, dass du da bist.«
    Nein, das wusste er sicher nicht. Er vermutete nur, dass sie das mediale Bewusstsein war, das er gespürt hatte. Zweifellos hatte er mithilfe von Überwachungssatelliten versucht, die Gegend einzugrenzen, in der sie auftauchen konnte. Den angestrengten Gesichtern der Teleporter nach zu urteilen, war das hier nicht der erste Ort, den sie angesteuert hatten.
    Schweigend suchte sie weiter nach der wirkungsvollsten Möglichkeit, ihn zu töten.
    »Die Welt ändert sich«, sagte Ming, der militärische Haarschnitt betonte den schmalen Schädel. »Früher gab es keinen Platz für eine X-Mediale mit deinen gefährlichen Fähigkeiten, jetzt aber ja. Wenn sich der Staub gelegt hat, brauchen die Medialen einen neuen Rat, und für manche bist du bereits eine Heldin.«
    Über diese Arroganz hätte man lachen können, aber in Bezug auf Ming war Sienna nicht zum Lachen zumute. Sie kniff die Augen zusammen, hob die Hand und blickte auf den Wolf, der eben aus dem Dunkel trat. In seinem Blick lag kein Urteil, nur die Billigung eines anderen Raubtiers.
    Sie nickte, wandte sich wieder um … und ließ dem kalten Feuer freien Lauf.
    Kurz bevor ihn das Feuer erreichte, teleportierte Ming; der Baum hinter ihm verbrannte sofort zu Asche. »Der Mistkerl hatte seine Männer auf Standby.« Es musste brutal anstrengend gewesen sein, den Geist so lange für die Teleportation bereitzuhalten.
    In einem Funkenregen verwandelte sich Hawke, umfing ihr Gesicht mit beiden Händen und sagte tröstend: »Beim nächsten Mal kriegst du ihn.«
    Genau das hatte sie gebraucht. »Ja, das werde ich.«
    Ihr Gefährte nahm sie in die Arme, die weichen silbrig goldenen Brusthaare streichelten ihre Sinne.
    »Er hat wirklich geglaubt, ich ginge mit ihm mit«, sagte sie schwer gekränkt.
    »Dann wärst du für ihn kein Problem mehr gewesen.« Hawkes Stimme klang nicht mehr ganz menschlich. »Nun muss er einen Weg finden, dich zu töten.«
    Sie dachte an die heftigen Gefühle, die sie erfasst hatten, als sie Hawke auf dem Schlachtfeld in Gefahr sah, und strich ihm über den heißen Rücken. »Ming müsste dich und das ganze Rudel ausschalten, um mich in die Finger zu bekommen«, erinnerte sie ihn.
    »Das wird er nie schaffen.« Ein Knurren.
    »Nein, niemals.« Die Wölfe verfügten zwar nicht über die psychischen Fähigkeiten der Medialen, aber wie Henry Scott zu seinem Leid hatte erfahren müssen, zählte im Kampf nicht nur der Kopf.
    Sie lehnte sich ein wenig zurück und stellte sich auf die Zehenspitzen. »Heute Nacht habe ich noch keinen Kuss bekommen.« Er brauchte den körperlichen Kontakt ebenso wie sie ihn brauchte, damit sie Mings giftige Worte aus dem Kopf bekam und um sich zu vergewissern, dass sie mehr war, als er sich überhaupt vorstellen konnte.
    »Ich weiß nicht, ob du einen Kuss verdient hast«, sagte ihr Gefährte, und seine Brust vibrierte unter ihrer Hand. »Immerhin hast du meinen Befehl ignoriert, dich auf jeden Fall von Ming fernzuhalten.«
    Er beugte sich vor, und sie fuhr mit den Händen über seine Schultern und

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