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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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seinen krummen, aber dennoch kraftvollen Händen drückte er Riaz’ aufmunternd die Schulter, dann legte er die Hand wieder in den Schoß. »Selbst im Krieg wurde die Verbindung zu Lebensgefährten nur selten abgelehnt. Meistens entschlossen sich Paare, die auf unterschiedlichen Seiten standen, dennoch zusammenzukommen, um den Frieden zu fördern. Manchmal funktionierte es. Manchmal aber …«
    »Gelang es nicht, und sie wurden hingerichtet«, vermutete Riaz.
    »Nein«, sagte Dalton überraschenderweise. »Die Paarung ist ein so wertvolles Geschenk, dass selbst im Krieg befindliche Alphatiere niemanden töten, nur weil er sich auf diese Weise mit dem Feind verbindet – doch die Paare konnten in keinem der beiden Rudel bleiben. Denn sie konnten ihren Gefährten keine Geheimnisse vorenthalten.«
    Riaz dachte an Mercy und Riley, die unmöglich in ihrem jeweiligen Rudel bleiben könnten, wenn Wölfe und Leoparden sich den Krieg erklärten. »Das muss die Hölle gewesen sein.« Für einen Wolf war es unsagbar schwer, sein Rudel zu verlassen.
    »Besonders für die sehr dominanten Wölfe, die ihre schwachen Gefährten doch schützen sollten. Mir ist nur ein Fall bekannt, bei dem sich beide sofort eindeutig gegen das Band entschieden, sie waren Offiziere in verfeindeten Rudeln.«
    Riaz’ Wolf senkte den Kopf, er verstand, wie schmerzhaft es gewesen sein musste, so auseinandergerissen zu werden. Die Paarung war ein Glück, auf das jeder Gestaltwandler hoffte, doch ebenso instinktiv musste man die Schutzbefohlenen verteidigen. Kein dominanter Gestaltwandler konnte sich dieser Aufgabe entziehen und mit dieser Schuld weiterleben – es würde jede Beziehung vergiften. »Wie ging die Geschichte aus?« Das war die entscheidende Frage.
    Dalton rieb ein Eichenblatt zwischen den Fingern. »Die Berichte sind nicht eindeutig, aber es gibt Hinweise darauf, dass unter dem Druck der zweifachen Ablehnung das aufkeimende Band zerbrach.«
    Die Hoffnung in Riaz flackerte stärker auf – Lisettes unverändert tiefe Liebe zu Emil war ebenso eine Ablehnung wie seine eigene bewusste Entscheidung, das war gar nicht so anders als bei den beiden Offizieren. »Dann konnten sie also Bindungen zu anderen eingehen?« Wenn er die Möglichkeit hätte, ein Paarungsband zu Adria zu entwickeln …
    Dalton lächelte traurig. »Das werden wir nie erfahren – beide fielen in den letzten Kämpfen.« Er sah Riaz an und schüttelte den Kopf. »Was für eine Enttäuschung. Du wolltest einen Weg, dem du hättest folgen können, und ich kann dir nur Geister und Schatten bieten.«
    Riaz fuhr sich mit der Hand durchs Haar, stand auf, ging am Ufer entlang und ließ sich dann wieder neben Dalton nieder. »Die Frau müsste nicht die Entscheidung treffen, wenn es nichts zu bedeuten hätte«, sagte er, denn Dalton stellte nur Informationen zur Verfügung und hatte seine Schüler immer dazu gebracht, selbst Antworten auf ihre Fragen zu finden.
    »Ja.« Um die Augen des Bibliothekars zogen sich Falten. »Vielleicht wirst du derjenige sein, der das Rätsel löst. Was meinst du, Riaz? Einsame Wölfe müssen von jeher unbekanntes Gelände allein erkunden.«
    »Ich bin nicht allein«, sagte Riaz sofort, da musste er nicht lange überlegen. »Adria ist an meiner Seite.« Selbst wenn die sture Wölfin das noch nicht so sah.
    Dalton lächelte. »Aha.«
    Riaz wurde klar, dass ein Paarungsband ihn zwar unsagbar glücklich machen würde, das Fehlen eines solchen seine Liebe zu Adria aber nicht minderte, denn sein Wolf hatte sich ihr hingegeben. »Nenn mich ruhig einen Narren, wenn du willst«, sagte er zu dem Mann, der einen solch klaren Blick auf Gegenwart und Vergangenheit hatte.
    Doch stattdessen tätschelte Dalton Riaz’ Wange wie er zuvor den Baumstamm getätschelt hatte. »Geh und wirb um die Frau, die du gewählt hast, mein Junge, und überlass einen alten Mann seinen Grübeleien.«
    Erst als Adria am Abend die Garage betrat – zwei Tage, nachdem Riaz seinen Feldzug begonnen hatte –, entdeckte sie, dass sie ausgetrickst worden war. »Ich dachte, ich hätte mit Sam Wache.« Die kleine geschnitzte Figur eines betrunkenen Stinktiers, die der sture Wolf in ihrem Spind hinterlassen hatte, brannte ein Loch in ihre Jackentasche.
    »Ich habe dir lange genug Zeit gelassen«, sagte Riaz mit einem gefährlichen Lächeln. »Das ist jetzt vorbei.«
    Sie sagte nicht, dass er ein arroganter, unglaublich charmanter Mistkerl sei, und sie presste ihren ausgehungerten Körper auch nicht

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