Einsame Spur (German Edition)
sich auf, lehnte sich mit dem Rücken an den Schreibtisch und hob die Hand an die Stirn. »Ich habe Kopfschmerzen, die alle Kopfschmerzen der Welt in den Schatten stellen.«
Sie wollte ihn beschimpfen, weil er ihr solche Angst eingejagt hatte, und dann sein Gesicht mit Küssen bedecken. »Du lebst, also beklage dich nicht«, sagte sie und konnte ihr Pokerface fast nicht mehr aufrechterhalten, als sein Lächeln ihr sagte, dass er hinter die harte Fassade schaute. Dann zwang sie sich aufzustehen und dem Anker unter dem Schreibtisch hervorzuhelfen, wobei sie die junge Frau jedoch bat, hinter dem Schreibtisch sitzen zu bleiben. »Sie wollen sicher nicht sehen, was auf der anderen Seite ist.«
Der Blick des Ankers war eigenartig leer. »In Ordnung.«
Das war der Schock, begriff Adria. Anders als die beiden Männer mit den kalten Augen, die den toten TK -Medialen untersuchten, und im Gegensatz zu dem stillen, unabhängigen Geist Bjorns, waren die meisten Anker so geschützt, dass sie nur selten mit der harten Realität konfrontiert wurden. »Aden«, sagte Adria, denn Judd hatte ihr auch den Namen des M-Medialen verraten.
Er hob den Kopf, und sie erkannte, wie schön er war – wenn man auf Männer stand, die so kalt waren, dass man in ihrer Nähe an Unterkühlung litt. »Ja?«
»Sie sollten sich davon überzeugen, dass Ihr Anker nicht …« zusammenbricht. Sie biss sich auf die Zunge, bevor das Wort über ihre Lippen kam, und sagte nur: »Schauen Sie bitte mal nach ihr.«
Aden erhob sich mit beinahe katzenhafter Eleganz, kam um den Schreibtisch herum und ging neben der Frau in die Hocke. Der Anker erstarrte, ihre Augen blieben an dem Stern haften, der auf der linken Schulter seiner Uniform saß. »Pfeilgarde. Ich habe geglaubt, es gäbe Sie nur in Erzählungen.«
Aden antwortete nicht, er untersuchte die Frau so kühl und effizient, als handele es sich um eine Maschine. Obwohl er schwieg, wusste Adria doch, dass er mit dem anderen Gardisten telepathisch kommunizierte. Dann zog er eine Druckpistole heraus und injizierte der Frau etwas in den Hals.
Sonja erschlaffte.
Aden fing sie auf und legte sie auf den Teppich. »Wir können nicht riskieren, dass sie das Medialnet destabilisiert«, sagte er zu Adria. »Ihr Bewusstsein wird alles aufrechterhalten, solange sie schläft. Wenn sie aufwacht, wird sie die angemessene medizinische Behandlung bekommen.«
Adria gefiel es nicht, dass er die Frau nicht um Zustimmung gebeten hatte, doch sie wusste ja auch nicht, ob er zu Sonja nicht vielleicht telepathisch Kontakt aufgenommen hatte, und im Medialnet war sie keine Expertin. Außerdem hatte der absolut verlässliche Judd gesagt, sie könne dem Mann und seinem Partner vollkommen vertrauen. »Wir sind für ihre Sicherheit verantwortlich«, antwortete sie und überprüfte Sonjas Puls, um sich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. »Ich kann sie nur Ihnen beiden übergeben.«
»Vasic wird mit ihr zu einem Krankenhaus teleportieren.« Er ging zu seinem Partner zurück.
Riaz rieb sich das Gesicht, und sie spitzte die Ohren, um dem leisen Gespräch der Gardisten zu folgen.
»Ja«, sagte Vasic. »Ist bestätigt.«
»Bist du sicher.«
»Ja.«
Entweder wussten die beiden, wie gut Gestaltwandler hören konnten, oder sie waren sowieso gewohnt, telepathisch zu kommunizieren. Jedenfalls würden sie nichts verraten. Adria sah Riaz an. Der zuckte die Achseln, er hatte wohl auch versucht, mitzuhören. Sie rückte näher an ihn heran. »Lass mich mal nach deinen Augen sehen.« Es war eine Ausrede, sie musste ihn berühren, damit sich ihre Nerven von dem Schreck erholen konnten.
»Danke für die Rettung.« Er sah geduldig in die kleine Taschenlampe, mit der sie die Pupillenreaktion überprüfte. »Guter Schuss.«
Ihre Wölfin hätte dem Mistkerl auch mit Freuden die Eingeweide rausgerissen, wenn Riaz das nicht schon vorher erledigt hätte, doch sie sagte nur: »Du bist mein Partner. Musst dich nicht bedanken.«
»Die Schüsse.« Blassbraune Augen fuhren über ihren Körper. »Bist du verletzt?«
»Der Schütze hat wahrscheinlich noch nie auf Gestaltwandler geschossen – er war zu langsam.« Sie steckte die Taschenlampe wieder ein, vermied dabei den Blick auf das Schlachtfeld, doch sie kam nicht an der Tatsache vorbei, dass auf ihrer Kleidung Dinge klebten, an die sie lieber nicht denken wollte. Ihr Gesicht hatte sie mit dem T-Shirt abgewischt, das sie unter ihrer Oberbekleidung getragen hatte, doch sie wünschte sich
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