Einsame Spur (German Edition)
gewechselt hatte – doch nichts hatte ihn auf seine heftigen Gefühle vorbereitet gehabt. Jede Zelle in ihm hatte gesummt, alle Sinne waren nur noch auf sie gerichtet gewesen, sein Körper hatte gezittert vor Erregung, dass sie es tatsächlich war. Mehr als nur eine Geliebte oder Freundin, die Gefährtin, die andere Hälfte seines Wolfs, die er endlich gefunden hatte.
Dann war sein Herz zerrissen, weil sie bereits einem anderen gehörte … auch wenn dadurch das Band zwischen ihnen nicht einrastete, so zerrte doch das Bedürfnis, sie zu seiner Gefährtin zu machen, mit Zähnen und Klauen an ihm. Und eng verbunden damit war ein tiefes Versprechen, an das er vorher nicht einmal im Traum gedacht hatte: das Versprechen der Treue. Denn ein Wolf, der seine Gefährtin gefunden hatte, tauschte nie wieder Körperprivilegien mit einer anderen aus.
Das Versprechen kam so tief aus seinem Herzen, dass er den Gedanken an die Berührung einer anderen Frau unerträglich fand, ganz unabhängig von der Tatsache, dass Lisette ihm niemals gehören würde. Was dazu geführt hatte, dass es inzwischen fast ein Jahr her war, seit er mit jemandem intim geworden war – was selbst für einen einsamen Wolf eine sehr lange Zeit bedeutete, besonders wenn er dominant war, aber er hatte sich im Griff. Manchmal schmerzte der fehlende Kontakt, doch der Schmerz war nie allumfassend gewesen, hatte ihn nie blind für anderes gemacht.
Dann war Adria auf der Bildfläche erschienen, und er hatte das unangenehme Gefühl auf der Haut und die untergründige Gereiztheit nicht verstanden, die sie in ihm auslöste, bis sie ihn mit der Nase darauf gestoßen hatte. Schon bei der Erinnerung, wie sie durch seine Berührung gekommen war, wurde sein Schwanz wieder hart. Ihre Witterung nach Eis und zerstoßenen Beeren war gemeinsam mit dem Moschusduft wie eine Droge für seine Sinne gewesen. Sie hatte vollkommen recht. Da er nun einmal die heftige Lust gespürt hatte, die sie von Anfang an in ihm ausgelöst hatte, konnte er die Zeit nicht mehr an einen Punkt zurückdrehen, wo er sie nicht gewollt hatte, denn das Echo ihrer explosionsartigen Begegnung verfolgte ihn in seinen Träumen.
»Nur zu.« Rileys Stimme brach durch seine Gedanken. »Felix kann jede Unterstützung brauchen, die er bekommen kann.« Er lud ein Dokument auf das Datengerät. »Nimm ein paar Jugendliche mit.« Er zögerte. »Die Jungs. Dann sind die Mütter glücklich und die Kerle viel zu geschafft, um Ärger zu machen.«
Eine ferne Erinnerung brachte Riaz zum Lächeln. »Weißt du noch, wie sie Hawke, Coop, dich und mich damals mit den Filmen erwischt haben?«
10
»Die Filme waren den Monat Toilettenputzen wert.« Rileys ernster Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber in seinen Augen leuchtete der Schalk. »Habe eine Menge gelernt. Ich versuche immer noch, mir eine Kopie des dritten Streifens zu beschaffen.«
Riaz’ Wolf stimmte in das Lachen ein, einen kurzen Augenblick wich die Anspannung, und er machte sich auf die Suche nach den ungezogenen Jungen. Die stöhnten, weil sie dienstverpflichtet wurden, beschwerten sich aber nicht weiter. Stattdessen bestürmten sie Riaz auf dem Weg mit Fragen über die Ausbildung, die Schlacht und wie man am besten um Mädchen warb, ohne verbotenes Terrain zu betreten.
Daran wollte Riaz im Augenblick ganz gewiss nicht denken, noch weniger darüber sprechen, doch er knurrte die Jugendlichen nicht an – so wie einige von ihnen seit gestern herumschlichen, hatten sie bestimmt von den Müttern oder Hawke schon etwas hinter die Ohren bekommen, sehr wahrscheinlich sogar von beiden.
Er besann sich auf seine Qualitäten als Offizier und beantwortete ihre Fragen frank und frei – junge Wölfe in diesem Alter durfte man nicht schonen. Ihr Lachen und die freundschaftlichen Rippenstöße untereinander, vor allem wenn einer von ihnen mal errötete, besänftigten den Wolf in ihm ein wenig, sodass er fast schon wiederhergestellt war, als sie dort ankamen, wo nach der Schlacht nur noch Ödnis gewesen war und nun rege Geschäftigkeit zu herrschen begann. Hier warteten Hunderte von jungen Bäumchen nur darauf, in die Erde gesetzt zu werden.
»Schaufeln.« Riaz gab sie an einem Schuppen aus und führte dann die ganze Truppe zu Felix, der sie zum Graben einteilte, das Pflanzen würden diejenigen übernehmen, die von den Botanikspezialisten eingewiesen worden waren. Als Joshua an dieser Arbeit Interesse zeigte, spannte Felix ihn mit Lucy zusammen, damit er bei ihr
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