Einsame Spur (German Edition)
anschlossen und Tomás Sienna an Kenji weitergab. »Du weißt schon, dass du heute Abend kämpfen musst, um ihr überhaupt nahe zu sein?«
Rileys Augen waren allerdings auf seine Gefährtin gerichtet, die ein azurblaues Kleid trug, dessen Rock ein paar Zentimeter über dem Knie endete und in die Höhe flog, wenn sie sich drehte. An Mercys Füßen glänzten schwarze Stiefeletten, das rote Haar hatte sie mit zwei Kämmen zur Seite gesteckt, und sie tanzte und lachte gerade mit Drew. Mercy war die einzige Leopardin auf dem Fest, denn an diesem besonderen Abend wollte das Rudel unter sich sein – und soweit es die Wölfe anging, war Mercy eine der ihren. Auch wenn Lucas da anderer Meinung war.
Hawkes Mundwinkel hoben sich bei diesem Gedanken. »Ich habe meiner Gefährtin versprochen, von Mitternacht bis zum Morgengrauen mit ihr zu tanzen, und ich halte meine Versprechen.« Bis dahin würde er sich in Geduld üben, sein Wolf würde sich damit zufriedengeben, Sienna im Auge zu behalten, während das Rudel sie für sich beanspruchte.
Ich habe Angst. Was ich getan habe … ich fürchte, niemand wird mich mehr mit denselben Augen betrachten.
Das hatte sie gesagt, direkt nachdem ihre gewaltige Gabe die Feinde des Rudels vernichtet hatte, und damit hatte sie teilweise auch recht. Natürlich sahen alle sie jetzt anders, da nun jeder Wolf wusste, welch tödliche Kraft in ihr steckte. Doch heute Abend war keine Furcht zu spüren, nur die uneingeschränkte Anerkennung der Raubtiere.
Hawke war natürlich klar, was der Mann an seiner Seite getan hatte, um dafür zu sorgen, dass Respekt sich nicht in Angst verwandelte. Er fing Rileys Blick auf. »Vielen Dank.«
»Musst dich nicht bedanken. Das ist zwischen uns nicht nötig.« Kurzes Schweigen. »Wenn ich mich recht erinnere, hast du mir während meiner Werbung um Mercy erlaubt, dich ab und zu zu verprügeln.«
»Hast doch nie gewonnen.«
»Das nennt man selektive Wahrnehmung.«
Wolf und Mann lachten lautlos, denn Hawke war unglaublich glücklich darüber, bei seinem Freund und seinem Rudel zu sein. Doch am glücklichsten machte ihn, dass die Frau bei ihm war, die ihm in diesem Augenblick von der anderen Seite der Lichtung her zulächelte.
Adria lachte leise, als sich ein muskulöser Arme von hinten um ihre Hüften legte. »Ich habe mich schon gefragt, wo du bist«, sagte sie etwas heiser aufgrund der Gefühle, die das eben erlebte einfache und wunderschöne Ritual in ihr ausgelöst hatten.
Sam rieb seinen Kopf an ihrem Nacken und küsste sie auf die Wange. »Tanz mit mir.«
Sie überließ sich dem Spiel der Körper, nahm seine Hand und tanzte, bis ihr Herz wie eine Trommel schlug und es heiß in ihr pulsierte. Und als Sam sie küssen wollte, gestattete sie es voller Freude, legte aber bei seinem zweiten Versuch den Finger auf seine Lippen. »Nein.«
Unerschrocken flirtete er weiter, das Grübchen erschien erneut auf seiner Wange. »Wir könnten so viel Spaß miteinander haben. Deine Dominanz schreckt mich nicht ab, falls dir das Sorgen macht. Du darfst mich sogar beißen.« Er rieb seine Nase an ihrer. »Um ehrlich zu sein, würde mir das sogar gefallen.«
Der schlaue Sam mit seiner spielerischen Art würde ein Liebhaber sein, bei dem sie sich wohlfühlen könnte, und zwar sowohl körperlich als auch gefühlsmäßig. Es gab nur ein Problem: Ihr Körper sehnte sich schmerzhaft nach einem anderen Mann, der weit dunklere Gefühle in ihr auslöste. Und der gerade mit einem echten Lächeln auf den Lippen eine kleine, rundliche Frau herumschwenkte, deren goldene Augen ihre Verwandtschaft verrieten.
Es machte sie wütend, dass sie die unwillkommene Anziehung nicht einfach abschütteln konnte, aber sie würde den hübschen Sam nicht missbrauchen, um dagegen anzugehen. »Dazu bin ich im Augenblick nicht bereit.« Vielleicht eines Tages. Vielleicht würde sie noch einmal allen Mut zusammennehmen und die Gelegenheit ergreifen, wenn sie erst einmal die falschen Gefühle für den falschen Mann überwunden hatte. Der unschuldige Sam, dessen Herz noch nie gebrochen worden war, war sicher nicht der Richtige für sie, dafür hatte sie zu viele Narben davongetragen, aber sie konnte sein Angebot dennoch schätzen. »Ich wünschte, es wäre anders, denn du bist einfach wunderbar.«
Er strich ihr über den Rücken und nahm die Zurückweisung sportlich. »Dann lass uns Freunde sein, denn ich mag dich.«
Das direkte Gegenteil der messerscharfen Worte von Riaz brachte sie aus dem Takt, und
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