Einsame Spur (German Edition)
dort abgelöst. »Ich würde gerne Extrawachen dort oben übernehmen.«
Statt auf ihr Angebot einzugehen, lehnte sich Riley auf seinem Stuhl zurück und sah sie nachdenklich an. »Du bist eine sehr erfahrene Soldatin mit einem hohen Rang – Wache zu stehen wird dich auf die Dauer frustrieren, wenn du deine Fähigkeiten nicht noch anderweitig nutzen kannst. Matthias hat erzählt, dass du bei ihm für die Ausbildung der Rekruten verantwortlich warst.«
Es war ihr unglaublich schwergefallen »ihre Kinder« zu verlassen, aber sie hatte befürchtet, dass sich ihre Probleme auf den Unterricht niederschlagen könnten. Deshalb hatte sie jemand anderen eingearbeitet und sich davon überzeugt, dass die Rekruten sich bei ihm wohlfühlten. Jetzt hatte sich die Lage geändert, und sie vermisste die Arbeit mit den jungen Wölfen, aber sie wollte keinem anderen den Job wegnehmen, erst recht nicht jemandem, den sie so sehr mochte.
»Indigo leistet hervorragende Arbeit.« Sie versuchte gleichmütig zu klingen, aber ihre Wölfin stellte die Nackenhaare auf.
»Das kann ich nur unterschreiben«, sagte Riley prompt. »Ich habe an etwas anderes gedacht.« Er zögerte, als wolle er ihr Gelegenheit zu einer Antwort geben, und fuhr fort, als sie nichts sagte: »Matthias zufolge kommst du gut mit den untergeordneten Gefährten zurecht. Was mich nicht überrascht bei deiner Stellung im Rudel.«
Natürlich hatte Riley das bemerkt. »Wenn man Unterwürfige unterrichtet«, sagte sie lächelnd, »muss man anerkennen, dass sie eigene Stärken haben, obwohl sie nie zu den Soldaten gehören werden.« Die Schwachen im Rudel kamen mit dem rücksichtslosen Training nicht zurecht, das die dominanten Gefährten durchliefen.
Riley nickte kurz. »Du sollst das Selbstverteidigungstraining von fünfundzwanzig unterwürfigen Vierzehn- bis Achtzehnjährigen übernehmen. Sie haben schon den Anfängerkurs absolviert, aber Hawke möchte, dass sie so viele Fortgeschrittenentechniken lernen, wie sie können.«
»Die Feindseligkeiten sind noch nicht vorbei«, sagte Adria. Der Leitwolf musste auch für den Fall vorsorgen, dass ein Großteil der dominanten Wölfe getötet sein würde. Das war hart, musste aber bedacht werden.
»Du solltest mit Walker reden.« Riley schob ihr einen Datenträger zu, auf dem Namen und Fotos gespeichert waren. »Deine Gruppe schließt direkt an die der Jüngeren an. Die meisten haben ihre Grundausbildung bei Walker erhalten. Eli hatte die Älteren.«
»Ich werde mit beiden in Kontakt treten.« Sie wusste, wie wichtig es war, dass sie als Team zusammenarbeiteten. »Wer trainiert die jungen Mütter?« Sie schnippte mit den Fingern, ihre Wölfin stupste sie an. »Jede Wette, dass es Drew ist.«
Riley lachte. »Mein Bruder weiß genau, wie er ihnen vermitteln kann, dass er dominanter ist, ohne sie zu vergrätzen. Seit ein paar Monaten arbeitet er mit einer Gruppe von vierzig Müttern.«
Adria pfiff durch die Zähne. »Das sind viele.«
»Vor nicht ganz zwanzig Jahren gab es einen Geburtenanstieg. Ein hoher Prozentsatz hat sich zu Dominanten entwickelt – sowohl Soldaten als auch Müttern –, aber die anderen Ebenen der Hierarchie sind ebenfalls betroffen.«
Adrias Wölfin hob die Schnauze zu einem stillen Trauergeheul, als ihr die Bedeutung von Rileys Worten klarwurde. Gestaltwandler waren nicht so fruchtbar wie andere Gattungen, aber sobald ein Rudel innerhalb kurzer Zeit viele Verluste hatte, stieg die Geburtenrate in den folgenden Jahren rapide an. Und vor zwanzig Jahren hatten die SnowDancer-Wölfe herzzerreißende Verluste hinnehmen müssen.
In Rileys Augen sah sie ebenfalls diese traurige Erinnerung. »Fragen?«
»Muss ich irgendetwas über die Jugendlichen wissen, das einem nicht sofort auffällt?«
»Das weiß Walker wahrscheinlich am besten«, sagte Riley und griff zum Telefon. »Ich werde mal sehen, ob ich ihn erreichen kann.«
Walker war nicht in der Höhle, meldete sich aber am Handy. »Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung«, sagte er, nachdem sie die Liste durchgegangen waren. Was er über die Jungen zu sagen wusste, zeugte von einer solchen Sensibilität für die Bedürfnisse von Jugendlichen, dass Adria ganz warm ums Herz wurde. »Sie wissen, dass sie mit allem zu mir kommen können, und werden es wahrscheinlich auch tun, bis sie dir vertrauen – ich lass dich wissen, wenn es Probleme geben sollte.«
»Vielen Dank.«
Riley verabschiedete sich kurz danach von Walker. »Die Hälfte der Gruppe ist auf einem
Weitere Kostenlose Bücher