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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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tauchten in Siennas Kopf auf, die sich aus den Fotos zusammensetzten, die Hawke ihr gezeigt hatte. Ein großer Mann mit golden schimmerndem Haar und Augen, die eine Schattierung dunkler waren als die seines Sohnes, und eine weißblonde Frau mit porzellanenem Teint und zartem Körperbau. Hawkes Mutter Aren hatte auf den Fotos gelacht, sein Vater Tristan war zurückhaltender gewesen und hatte einen durchdringenden Blick … nur nicht auf den wenigen von Hawke wie ein Schatz gehüteten Bildern, die beide zusammen zeigten. Auf denen war völlig klar, wem Tristans Herz gehörte, er hielt seine tiefe Liebe kein bisschen zurück.
    »Mediale halten nichts von einem Leben nach dem Tod«, sagte sie und strich mit den Fingern über seinen harten Bauch. »Aber mir gefällt der Gedanke, dass gestern Abend alle Leute, die wir vermisst haben, an unserer Seite tanzten.«
    Hawke legte die Hand unter dem Haar auf ihren Nacken. »Ja.«
    Sie schwiegen längere Zeit, waren einfach glücklich, beieinander zu sein. Sienna sog den wilden Geruch von Hawke ein und spürte, wie Erstaunen über dieses Wunder in ihr aufkam.
    »Worüber lächelst du?«, fragte ihr Gefährte schläfrig, obwohl sie mit der Wange auf seiner Brust lag und er ihr Gesicht nicht sehen konnte.
    »Niemand, der uns zusammen erlebt hat, bevor wir Gefährten wurden«, sagte sie und rückte höher, um ihm in die Augen sehen zu können, »hätte geglaubt, dass wir so friedlich beieinanderliegen könnten.« Sie selbst hatte ja Angst gehabt, sie würden immerfort aneinandergeraten, wie es in den Jahren davor geschehen war. Erst später hatte sie begriffen, dass das leidenschaftliche Begehren, gegen das Hawke und sie sich so lange gewehrt hatten, ein sanfter Fluss werden konnte, der sie verband und zu einem Ganzen machte.
    Und selbst in diesem Frieden glühte das Feuer der Leidenschaft. Es würde nie vergehen.
    Hawke lachte auf. »Wenn jemand vor sechs Monaten etwas Ähnliches angedeutet hätte, hätte ich ihm einen Gang zum Seelenklempner empfohlen.«
    Lachend stützte sie sich auf den Ellenbogen und strich mit den Fingern sanft durch sein Haar, bis er die Augen schloss. Er war noch wach, streichelte sanft ihren Rücken, doch wie ein fauler, zufriedener Wolf. Mit einem Gähnen schmiegte sie sich an ihn und ließ sich vom Schlag seines Herzens in einen angstfreien Schlaf entführen … in dem sie von einem Leitwolf träumte, der an ihrer Seite die Geheimnisse des nächtlichen Waldes erkundete.
    Riaz saß an einer großen Goldkiefer am Rande eines Bergsees, dessen Oberfläche ein leichter Wind kräuselte, und sah den kühlen Morgen heraufziehen. Vor einer Dreiviertelstunde war das Fest ausgeklungen, alle Offiziere waren bis zum Ende geblieben.
    Die Auswärtigen waren genauso still wieder verschwunden, wie sie gekommen waren, und diejenigen, deren Heimat die Höhle war, waren zu Bett gegangen oder entspannten sich auf andere Weise. Am interessantesten hatte sich die Abreise von Kenji und Jem gestaltet – sie waren gemeinsam aufgebrochen, und Kenji hatte eine Schramme auf der Wange, über die er sich nicht äußern wollte.
    Riaz war seinem Instinkt gefolgt und in die Berge gezogen. Mann und Wolf waren Alleinsein gewohnt, brauchten die Einsamkeit oft, insbesondere nach gesellschaftlichen Ereignissen. Doch nach einiger Zeit merkte er, dass es diesmal anders war.
    Die Einsamkeit schmerzte.
    Es war ein dumpfer Schmerz, dessen Mittelpunkt sich dort befand, wo das Band zu seiner Gefährtin sich hätte befinden sollen. Wie eine tiefe Wunde schwärte es in ihm. Die Wärme der Rudelgefährten hatte den Schmerz den Abend über in Schach gehalten, doch in der kühlen Bergluft, unter dem orangeroten Himmel der Morgendämmerung, konnte er die Wahrheit nicht länger verleugnen. Er war nach Hause gekommen, um Heilung zu finden … doch aus der Wunde sprudelte frisches Blut.
    Und plötzlich das Echo einer Männerstimme.
    Der Wind hatte ihm den unerwarteten Laut zugetragen, auf der anderen Seite des Sees sah er einen schlanken Wolf neben einem ganz in Schwarz gekleideten, großen Mann. Im aufsteigenden Frühnebel sah Riaz, wie der Wolf am Körper des Mannes entlangstrich und dieser mit den Fingern durch den Wolfspelz fuhr, als er sich hinabbeugte und etwas sagte.
    Riaz ballte die Hand zur Faust. Bitternis stieg in ihm auf.
    Wie eine kalte Dusche traf es ihn.
    Atemlos und mit klopfendem Herzen sah er Brenna und Judd im Nebel verschwinden. Doch seine Gedanken galten nicht dem Paar, sondern der

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