Einsamen
gesagt.
Ich könnte ihn heiraten, dachte sie. Auf der Stelle, wenn er nur fragen würde.
Meine Güte, dachte sie dann. Beruhige dich, du Gans, und vergiss die Pille nicht! Du bist zwanzig Jahre alt, und wolltest du nicht erst deine Ausbildung machen?
Sie öffnete die Kühlschranktür und stellte fest, dass eingekauft werden musste. Es gab ein Regal und ein Fach, die mit »Biggan« gekennzeichnet waren, aber der gesamte Kühlschrankinhalt bestand aus einem Liter Milch, einer Tube Streichkaviar und drei gelben Zwiebeln. Birgitta hatte erklärt, dass sie im Restaurant etwas zu essen bekam, morgens, mittags und abends, und wenn Gunilla etwas spachteln wolle, dann müsste sie einfach losgehen und sich das Gewünschte einkaufen. Wovon Jukka lebte, darüber brauchte sich niemand Gedanken zu machen.
Im Küchenschrank war das »Biggan«-Regal mit einer Schachtel Cornflakes, einem Paket Knäckebrot und einer Flasche Ketchup gefüllt. Nun ja, dachte Gunilla, ich soll ja nur drei Tage hier wohnen. Am Samstag habe ich eine eigene Küche, und die wird nicht so aussehen wie diese hier.
Sie schaute auf die Uhr. Es waren noch drei Stunden, bis sie Tomas in Nybron treffen sollte. Es sang in ihrem Körper, als sie an ihn dachte, aber sie blieb bei ihrem Entschluss, erst einmal einkaufen zu gehen, statt sich unter die Dusche zu stellen.
Sie war zehn Minuten zu früh. Hatte befürchtet, sie könnte nicht hinfinden, aber es war genau, wie er gesagt hatte. Nybron lag wirklich mitten in der Stadt.
Es war ein warmer Abend, trotzdem waren die Straßen ziemlich menschenleer. Er hatte ihr vorher gesagt, dass es so sein würde. Bevor die Studenten Ende August zurückkamen, war Uppsala nichts anderes als eine schwedische Kleinstadt, versunken in träger Sommerruhe. Zwar schön grün, zumindest westlich des Flusses, aber der größte Teil der Bevölkerung hielt sich woanders auf.
Sie hatte nichts dagegen. Im Gegenteil, langsam in die Stadt hineinzuwachsen, innerhalb von zwei Monaten mit all dem Neuen vertraut zu werden, bevor der Ernst am Anglistikinstitut begann – wo immer das nun liegen mochte –, was konnte sie sich mehr wünschen?
Nun, vielleicht, dass Tomas so viel Zeit hätte wie sie selbst, aber man konnte nicht alles haben. Er absolvierte seinen Militärdienst an einem Ort, der Polacksbacken hieß, würde das bis zum nächsten Herbst machen, aber die meisten Abende hatte er frei. Samstags und sonntags auch, und Mitte Juli – bereits in vierzehn Tagen – hatte er eine Woche Ernteferien.
Sie stützte sich mit den Ellbogen auf das Steingeländer der Brücke und betrachtete das trübe Wasser, das da unten in einem ziemlich reißenden Strom dahinfloss. Mein Leben, dachte sie, mein Leben kann tatsächlich nicht schöner werden als genau jetzt in diesem Augenblick.
Wie ihr so ein Gedanke durch den Kopf schießen konnte, kurz nachdem sie auf einem värmländischen Parkplatz gesessen und angesichts ihrer Schändlichkeit hemmungslos geweint hatte, ja, dieser Frage wollte sie lieber nicht näher nachgehen.
Zumindest nicht jetzt, denn plötzlich sah sie ihn mit schnellem Schritt unter den großen Bäumen auf der linken Flussseite herankommen.
In der einen Hand einen Blumenstrauß, in der anderen eine Weinflasche, und eine halbe Stunde später befanden sie sich auf einer Decke hinter einem schützenden Gebüsch unterhalb des Schlosses. Sie musste laut lachen, als er verriet, dass er die Decke aus dem Militärfundus geklaut und auf dem Weg zur Nybron versteckt hatte. Er hoffte nur, dass sie nicht zu sehr kratzte.
4
D ie Entfernung zwischen dem Haus und der Wohnung betrug exakt elfhundert Meter, aber nur, wenn man den direkten Weg nahm.
Eva Backman nahm nicht den direkten Weg. Sie machte einen Umweg durch die ganze Stadt, zumindest fast: Oktoberpark, quer durch Rocksta und den Stadtpark, vorbei an der neuen Feuerwache, um den Friedhof, den Sportplatz und die Hessleschule herum, und als sie durch die Tür trat, konnte sie feststellen, dass es anderthalb Stunden gedauert hatte.
Das war ungefähr die Zeit, die notwendig war, das hatte sie schon vorher registriert. Die Villa in Haga, in der sie vierzehn Jahre lang mit Ville und den gemeinsamen drei Jungs gelebt hatte, und die Wohnung ganz oben in einem der neu gebauten Häuser in Pampas waren getrennte Welten. Elfhundert Meter, eine Viertelstunde Fußweg, das war viel zu kurz. Es war eine Art Schleuse notwendig, und deshalb machte sie sonntags diesen langen Umweg.
Aber nur jedes zweite
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