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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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vor diesem einen Mal im Juni getroffen?
    TW:Das weiß ich nicht mehr. Und ich verstehe nicht, was das für eine Rolle spielt. Vielleicht ein halbes Jahr davor. Aber ich glaube nicht, dass meine Schwester Selbstmordabsichten hatte. Das hätte ich …
    ES:Ja?
    TW:Das hätte ich ihr auf jeden Fall an dem Samstagabend angemerkt.
    ES:Und das haben Sie also nicht?
    TW:Nein.
    ES:Wie war die Stimmung an dem Abend?
    TW:Die Stimmung? Die war gut.
    ES:Durchgängig?
    TW:Ja, es herrschte durchgängig gute Stimmung. Entschuldigung, aber ich weiß wirklich nicht, worauf Sie hinauswollen. Ich habe das Gefühl, Sie wollen uns da etwas unterstellen. Worauf wollen Sie hinaus?
    ES:Ich versuche die beiden Alternativen auszuschließen, von denen wir gesprochen haben.
    TW:Selbstmord und …?
    ES:Mord, ja. Gibt es jemanden in Ihrer Gruppe, der einen Grund gehabt haben könnte, Maria nach dem Leben zu trachten?
    TW:Mein Gott. Was stellen Sie hier bloß für Behauptungen auf?
    ES:Ich stelle überhaupt keine Behauptungen auf. Begreifen Sie denn nicht, dass ich so vorgehen muss? Sind Sie nicht auch der Meinung, dass es wichtig ist, dass wir die Umstände um den Tod Ihrer Schwester aufhel-
len?
    TW:Ja, natürlich. Aber dass jemand … jemand von uns … sie … nein, das ist ausgeschlossen. Vollkommen ausgeschlossen.
    ES:Wo befanden Sie sich, als es passiert ist?
    TW:Was?
    ES:Wo befanden Sie sich, als Maria die Schlucht hinuntergestürzt ist?
    TW:Ich befand mich ein Stück davon entfernt. Vielleicht ein paar hundert Meter. Ich weiß es nicht.
    ES:Waren Sie allein?
    TW:Ja. Ich habe Pilze gesucht.
    ES:War jemand von den anderen in Ihrer Sichtweite?
    TW:Nein. Nein, da war keiner.
    ES:Erzählen Sie mir, was passiert ist.
    TW:Ich habe gehört, wie jemand schrie. Aber ich habe nicht erkannt, dass sie es war.
    ES:Wie klang der Schrei?
    TW:Wie er klang? Na, er klang einfach wie ein Schrei.
    ES:Und was hat sie geschrien?
    TW:Das habe ich nicht verstanden.
    ES:Wissen Sie, dass einige der anderen der Meinung sind, dass es eine Nachricht gewesen sein könnte?
    TW:Nein, das verstehe ich jetzt nicht ganz.
    ES:Dass sie versucht haben könnte, noch etwas zu sagen, bevor sie starb.
    TW:Nein. Was hätte sie denn sagen sollen?
    ES:Haben Sie wirklich nicht mit den anderen darüber gesprochen?
    TW:Nein.
    ES:Was haben Sie gemacht, als Sie Maria entdeckt haben?
    TW:Die anderen sind bei ihr geblieben. Ich bin zurückgegangen, zu einem Bauernhof, und habe von dort aus nach Hilfe telefoniert.
    ES:Wer hat das beschlossen?
    TW:Was beschlossen?
    ES:Dass ausgerechnet Sie Hilfe holen sollten.
    TW:Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Vielleicht habe ich es von allein getan. Was spielt denn das für eine Rolle?
    ES:Es war Ihre Schwester, die tot da lag. Und trotzdem waren Sie derjenige, der sich entschloss, sie zu verlassen.
    TW:Mein Gott. Jemand musste doch losgehen, um zu telefonieren, oder?
    ES:Ich denke schon. Aber keiner der anderen hat angeboten, es zu tun?
    TW:Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Nein, ich glaube nicht.
    ES:Und haben Sie auch selbst entschieden, allein zu gehen?
    TW:Ja, aber das ist gar nicht diskutiert worden. Verdammt noch mal, sie war zu Tode gestürzt. Natürlich waren wir alle durcheinander und geschockt.
    ES:Natürlich. Wenn wir noch einmal zu dem Samstagabend zurückkehren. Wie hat Maria sich da verhalten? Ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen?
    TW:Nein.
    ES:Sie hat nichts getan oder gesagt, was Ihnen jetzt im Nachhinein Grund zum Nachdenken geben könnte?
    TW:Nein.
    ES:Es gab keinen Streit oder etwas in der Art?
    TW:Nein, den gab es nicht.
    ES:Wie genau kennen Sie die anderen in der Gruppe?
    TW:Ich kenne sie alle sehr gut. Die Berglunds und Maria und Germund sind enge Freunde von uns.
    ES:Wie haben Sie sich kennengelernt?
    TW:Während des Studiums in Uppsala. Rickard Berglund und ich haben außerdem zusammen den Militärdienst absolviert.
    ES:Also eine alte Freundesclique?
    TW:Ja.
    ES:Und wie lange kennen Sie sich schon?
    TW:Ungefähr seit fünf Jahren. Oder eher seit sechs.
    ES:Und Elisabeth Martinsson?
    TW:Die kenne ich überhaupt nicht. Sie arbeitet an derselben Schule wie Germund und Maria.
    ES:Und sie war an dem Abend nicht dabei?
    TW:Nein.
    ES:Wie war Marias Verhältnis zu den anderen aus der Gruppe?
    TW:Wie meinen Sie das?
    ES:Es muss doch mal unterschiedliche Meinungen gegeben haben? Es muss doch mal was passiert sein. Wenn Sie ein wenig zurückdenken.
    TW:Ich weiß nicht, auf was Sie anspielen.
    ES:Wenn Sie seit sechs Jahren

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