Einsamen
kann. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus? Hat er etwas angestellt?«
»Ja«, sagte Eva Backman. »Das kann man sagen. Er hat etwas angestellt.«
Einladen zur Freundschaft?, dachte sie, nachdem sie Alf Ringgren verlassen und ihre eigene Wohnung aufgesucht hatte. Ja, so konnte man natürlich die Sache auch ausdrücken.
Wenn man niemanden zur Freundschaft einlud, dann bekam man auch keine Freunde.
Und wahrscheinlich erst recht nicht, wenn man mit den Frauen der Kollegen ins Bett ging. Bis auf die Frau selbst natürlich.
Was hatte Ringgren gesagt? Im Frühling? Ein halbes Jahr nachdem seine Lebensgefährtin gestorben war, hatte Grooth also eine andere Gesellschaft gefunden. Wenn auch nur kurzfristiger Natur. Hatte obendrein eins auf die Nase gekriegt. Was sollte daran so merkwürdig sein?
Gar nichts, dachte Eva Backman. Es war genau das, als das Ringgren es bezeichnet hatte. Ein Zwischenfall.
Sie holte die Pasta vom Vortag aus dem Kühlschrank und schob sie in die Mikrowelle. Stellte fest, dass es nicht genug Zutaten für einen Salat gab. Stellte weiter fest, dass es dafür noch einen Schluck in der gestrigen Rotweinflasche gab, und dachte, dass es doch schade wäre, den verkommen zu lassen.
Ließ sich an ihrem einsamen Küchentisch nieder und aß ihr frugales Mahl.
Germund Grooth, dachte sie. Goodbye. Ich habe einfach keine Lust mehr, weiter über deinen vermeintlichen Charakter nachzudenken. Du bist einen Steilhang hinuntergesprungen, weil du nicht länger leben wolltest. Ich bin die Erste, die das bedauert, aber könntest du jetzt so freundlich sein und auch aus meinem Kopf springen.
Und sie bereute, ihrem Geistesblitz gefolgt zu sein.
»Also?«, fragte Gunnar Barbarotti. »Was hast du zu sagen?«
Marianne zögerte.
»Ich möchte, dass du Folgendes richtig verstehst«, sagte sie.
»Was heißt das?«, fragte Barbarotti.
»Das bedeutet, dass ich ihn gekannt habe … ziemlich gut.«
»Ziemlich gut?«
Marianne seufzte und trank einen Schluck Wein. »Ja. Erinnerst du dich an den Physiklehrer, von dem ich dir erzählt habe?«
»Mit dem du zusammen warst, als wir uns kennengelernt haben?«
»Mit dem ich zusammen gewesen bin, bevor wir uns kennengelernt haben«, korrigierte Marianne. »Es war ein halbes Jahr, bevor wir uns getroffen haben, zu Ende. Mehr als ein halbes Jahr.«
»Ja, und?«
»Das war er«, sagte Marianne.
»Was?«
»Germund Grooth. Ich hatte eine Beziehung mit ihm.«
Gunnar Barbarotti gelang es, den Schluck Wein hinunterzuwürgen, ohne dass er ins falsche Halsloch geriet. »Was zum Teufel sagst du da?«, fragte er.
»Du musst mich nicht gleich verfluchen«, sagte Marianne.
»Ich verfluche dich nicht«, sagte Gunnar Barbarotti. »Ich habe nur ganz allgemein geflucht.«
Marianne betrachtete ihn mit leicht funkelnden Pupillen. »So ist es jedenfalls«, sagte sie. »Tut mir leid.«
Gunnar Barbarotti stand auf und umkreiste vier Mal den Raum.
»Was tut dir leid?«, fragte er dann.
»Setz dich«, sagte Marianne. »Es tut mir leid, dass er auf diese Art und Weise wieder aufgetaucht ist. Ich sehe ja, wie das deine Kreise stört.«
Meine Kreise stört?, dachte Barbarotti und setzte sich. Wovon redet sie? Es ist mir doch scheißegal, dass sie mit diesem Idioten, der sich einfach zu Tode stürzt, zusammen gewesen ist.
»Ich kann mich nur noch erinnern, dass du gesagt hast, dass er deprimiert war«, sagte er.
»Stimmt«, sagte Marianne. »Das war seine hervorstechendste Eigenschaft. Er war finster wie ein Karfreitag. Depressiv ist vielleicht eine bessere Beschreibung als deprimiert.«
»Gut«, sagte Gunnar Barbarotti. Er räusperte sich und trank einen großen Schluck von seinem Wein. »Du bist also mit einem anderen im Bett gewesen. Das war, bevor ich in dein Leben getreten bin, aber ich muss zugeben, dass es ein komisches Gefühl ist. Jetzt ist er tot, und ich bin dabei, die Umstände dieses Todes zu untersuchen.«
Dann tauchte ein Bild auf, und es war nicht einfach, es wieder von sich zu schieben. Ein Bild von ihr, wie sie nackt dalag und auf ihn wartete, wie sie die Beine spreizte und ihn genüsslich aufnahm, genau wie sie es bei ihm tat … jetzt.
Oft. Wie oft? Zehn Mal? Fünfzig Mal? Scheiße, dachte er, ich bin ein Idiot. Warum taucht so etwas in meinem Schädel auf?
»Wie lange wart ihr zusammen?«, fragte er, und er spürte selbst, dass seine Stimme nicht so klang wie sonst.
»Willst du wirklich, dass wir darüber reden?«, fragte Marianne.
»Aber natürlich«, sagte
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