Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
bring uns nach Atlantic City.«
Der Gorilla vor ihnen ist dem Ferrari ein gutes Stück näher gekommen.
»Na endlich. Jetzt verstehen wir uns.« Sie fasst ihn an der Nase und zieht daran.
Rick kann nicht anders, er muss lachen. »Wenn Sie … wenn du jetzt bitte weiterfährst, Oona?«
Ohne seine Nase loszulassen, tritt sie aufs Gas. Ricks Kopf wird gegen die Nackenstütze geworfen, mit quietschenden Reifen verlässt Oona den Pannenstreifen. Sie rasen an dem verdutzten Beschatter vorbei. Im Rückspiegel beobachtet Rick, wie der Mann zum Mercedes hastet und hineinspringt.
Die nächsten Minuten sagt Oona nichts. Es gelingt Rick, die laue Nacht, die Sterne über dem Highway, das dunkle Band, dem sie nach Süden folgen, zu genießen. Oona dreht das Radio an. Es dudelt nächtlich. Sie sieht ihn an.
»Hat es dir die Sprache verschlagen?«
»Muss man immer reden?«
»Gute Antwort.«
»Und du willst wirklich in kein Casino?«, fragt er, als der Wegweiser nach Absecon Island auftaucht.
»Soll ich dir erzählen, wie es mich das erste Mal nach Atlantic City verschlagen hat? Das war für die Miss-America-Wahl.«
»Du bist zur Miss America angetreten?«
Oona ist hübsch, sie ist sogar schön. Aber sie ist keine von diesen glatten Schönheiten, die bei einem Beauty Contest gefragt sind.
»Natürlich nicht. Der Typ, für den ich in der Table Dance Bar gearbeitet habe, war der Meinung, während der Misswahl wäre eine gute Gelegenheit …«
Der Rums ist hart. Er kommt von schräg hinten und wirft den Ferrari aus der Spur. Oona fasst das Lenkrad fester. Sie haben immer noch ein hohes Tempo drauf. Rick blickt sich um. Links von ihnen stimmt irgendwas nicht. Ein Überholvorgang zwischen zwei Limousinen – will der eine Fahrer den andern abdrängen? Der Wagen, der sie eben gestreift hat, schlingert neben ihnen und kriegt sich nicht wieder unter Kontrolle. Er beginnt zu schleudern, schlittert knapp vor dem Ferrari auf ihre Spur. Oona versucht, nach links auszuweichen, aber da ist der andere Wagen, der ebenfalls gefährlich schlingert. Die beiden schweren Schlitten nehmen sie in die Zange. Die Scheiben sind getönt, keiner der Fahrer ist zu sehen.
»Nein, nein, oh bitte nein!«, murmelt Oona und fährt hoch konzentriert, um der Karambolage noch zu entgehen.
»Rechts …«, ruft Rick. »Vorsicht … da, links!«
»Ich seh’s. Ja, ich seh’s!« Oona kurbelt, schlägt ein, bremst und gibt wieder Gas. Es sieht so aus, als könnte sie dem Gekeile, dem Aufprall noch entkommen, doch seltsamerweise scheint sich das bedrohliche Geschehen mit ihnen mitzubewegen. Die Wagen finden in die Spur zurück, um im nächsten Moment wieder durcheinanderzugeraten. Jetzt ist der eine vor ihnen, bremst, stellt sich quer und donnert gegen die Leitplanke. Er wird zum Hindernis, dem sie nicht mehr entgehen können, denn der andere Wagen ist dicht neben ihnen.
»Scheiße.«
Oona steigt auf die Bremse. Diesmal ist es kein Gag, um Rick zu verunsichern. Der Ferrari verringert das Tempo, aber es nützt nichts, das Hindernis ist da. Das Hindernis ist die Beifahrertür der Limousine. Sie prallen voll darauf. Sie werden in die Gurte geworfen, die Airbags blasen sich auf. Rick spürt eklig riechendes Plastik rund um sich. Sein Kopf taucht in die Plastikwolke ein, sein Oberkörper wird zurückkatapultiert. Alle drei Fahrzeuge sind noch in Bewegung. Sie kreischen, schleifen, knirschen ineinander. Sie drehen sich, holpern, sie crashen immer wieder gegeneinander. Alles dreht sich, oben wird unten, die Bilder stürzen auf Rick ein. Oonas gepflegtes Haar, ihre
Arme, ihre Strumpfhose. Der Rückspiegel poltert an ihnen vorbei, irgendwas Hartes dringt in die Fahrerkabine, irgendwas splittert, irgendwo tut es weh. Es dauert lange. Wie lange dauert es noch? Ein Unfall kann nicht ewig dauern, es muss Stille einkehren, qualmende Wracks, die Stille eines Straßenrandes. Blinklichter müssen auftauchen, Männer mit Helmen sich in die zermanschten Wagen beugen. Muss nicht auch Blut da sein? Müssen die eigenen Glieder nicht weich werden, vor der Ohnmacht, nach der Ohnmacht? Muss man nicht in einem aseptischen Raum aufwachen, alles ist weiß, und ein freundliches Arztgesicht beugt sich über einen und sagt: »Da haben Sie noch mal Glück gehabt, junger Mann.«
Keiner spricht, keiner beugt sich über ihn, kein Blut, soweit Rick sehen kann. Nur die Stille des Straßenrandes. »Mrs Kanter, sind Sie …« Selbst im Chaos des Danach erinnert sich Rick, dass er
Weitere Kostenlose Bücher