Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
alten Teufel heranzukommen. Ich kann kaum noch zählen, wie viele Versuche ich unternommen habe, ihn unschädlich zu machen. Ich bin darüber alt geworden. Die Haare fallen mir aus, meine Bandscheibe bringt mich um, ich ernähre mich falsch. Meine Exfrau sagt, ich sehe aus wie mein eigener Vater. Während Kanter das Leben genießt, während er die schönsten Frauen um sich schart und die skrupellosesten Dinge tut, bin ich ein trübsinniger Single mit One-Bedroom-Apartment in Tribeca geworden, und das Beste, worauf ich verweisen kann, ist, dass meine Männer zu mir halten.
Meine Männer – das ist die Ausbeute eines Lebens voll durchfrorener Nächte, verschwitzter Anzüge, verpasster Gelegenheiten. Was besitze ich? Eine Dienstmarke, auf der ein Adler hockt und grimmig dreinschaut. Ein Darmleiden, nachdem ich bei einer
Razzia einen Bauchschuss erhielt. Die Aussicht auf eine Rente, mit der ich mir die Miete in Manhattan nicht mehr leisten kann und nach Queens ziehen muss. Ist es da nicht verständlich, dass ich wenigstens Anerkennung will? Die Anerkennung, einen großen Hai ins Netz gelockt zu haben. Keiner hat es bis jetzt geschafft, Kanter ist immer wieder durchgeschlüpft. Keiner traut sich den Fischfang zu, da alle Behörden wissen, dass es undichte Stellen gibt. Kanter schmiert, Kanter besticht, Kanter bedroht. Er hat Erfolg damit. Er weiß, dass auch bei den geheimsten Geheimdiensten nur Menschen sitzen, Menschen mit Wünschen und Sorgen. Wir versuchen, den Big Boss mit Elektronik in die Knie zu zwingen, wir setzen auf das modernste Equipment. Kanter braucht keine Elektronik, er besitzt nur ein altes Handy. Er vertraut auf den menschlichen Faktor. Angst, Hoffnung, Gier: Das sind seine Machtinstrumente und sie funktionieren zuverlässig.
Ich bin an einem Punkt angelangt, wo es mir nichts ausmacht, einen Fünfzehnjährigen gegen diese Bestie in die Schlacht zu schicken. Ich bin skrupellos genug, ihn umzudrehen und zwischen die Fronten zu schicken, ihn gegen denjenigen kämpfen zu lassen, der Rick aufgefangen hat, als es ihm dreckig ging. Ich bin nicht besonders stolz darauf, aber ich habe einen starken Verbündeten: Ricks Gewissen. Für einen Jungen in seinem Alter ist er erstaunlich hart geworden, gewitzt und durchtrieben. Aber Rick glaubt an das
Gute. Er ist noch nicht völlig überzeugt, dass Kanter das Böse verkörpert, aber Ricks Dämme beginnen zu brechen. Er kann seine Zweifel nicht mehr lange beiseiteschieben.
Leider habe ich wenig Zeit. Wir wissen von Kanters Deal, dem schlimmsten Ding, das er je gedreht hat. Das Geschäft soll bald gemacht werden, denn die Ware ist heiß. Heißer, als ich wahrhaben möchte. Darum muss Rick sofort und vor allem bedingungslos zu uns überlaufen. Zweifel und Reste von Mitgefühl für Kanter kann ich nicht gebrauchen. Ich muss Rick an mein Ufer holen, mit vollem Einsatz, daher greife ich zu einem Mittel, das ziemlich hart ist. Das nächste Kapitel wird hart. Entscheidet selbst, ob ich richtig handle.
Noch während der Nacht, in der ich Rick aus dem Verkehr ziehe, bringen wir ihn in die Klinik. Es ist kein gewöhnliches Krankenhaus, es ist die geheimste Krankenstation der Stadt. Ich verrate die Adresse nicht, nur so viel: Sie liegt in Manhattan, tief unter der Erde. Zuerst zeigen wir Rick jemanden, den er bereits kurz kennengelernt hat. Ein kleiner Fisch, der ewige Pechvogel im Leben. Sein größtes Pech war, dass er einen Laden überfiel, in dem Theodore Kanter Pistazien kaufen wollte. Der Mann heißt Tioan, und seit Kanter mit ihm fertig ist, ist er kein Mann mehr.
Nachdem Rick dem Alten geholfen hatte, Tioan zu überwältigen, war es um den kleinen Dieb geschehen. Kanters Leute brachten ihn in die Folterkammer. Der Boss persönlich nahm Rache dafür, dass Tioan es gewagt hat, in Kanters Revier auf Raubzug zu gehen. Ich erspare euch die Verstümmelungen im Einzelnen – ich kann sie Rick nicht ersparen. Als er ans Krankenbett tritt, erkennt er den Asiaten sofort. Tioan wird nie wieder laufen, nie wieder nach etwas greifen, er wird nie wieder lieben können. Auf grausamste Weise hat Kanter ein Bleirohr durch seinen Oberkörper getrieben, und zwar so geschickt, dass er kein inneres Organ verletzte, nur um Tioan leiden zu lassen. Kanters Fehler war, sein Opfer nicht umzubringen. Das Elend, verstümmelt weiterleben zu müssen, sollte die schlimmste Strafe für Tioan sein. So fanden wir ihn und brachten ihn in die Klinik.
Wir zeigen Rick die Entzugsabteilung. Da
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