Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
wirklich in Gefahr. Ihre Frau hat bloß einen Schrecken gekriegt. Wie geht es ihrer Hand?« Rick wickelt einen Kaugummi aus und steckt ihn in den Mund.
»Woher kamen die zwei Rettungswagen so plötzlich?« Kanter übergeht die Frage.
»Die sagten, es gab einen Unfall bei Lakewood. Dorthin waren sie unterwegs.«
»Wie sahen die Ambulanzleute aus?«
Rick kaut seelenruhig. »Müde, schlecht gelaunt, ganz normal.«
»Was haben sie zu dir gesagt?«
»Die haben nicht viel gesagt. Die haben meine Hüfte und mein Genick untersucht und mir die Halskrause verpasst.«
Rick verkauft Kanter die ganze Geschichte, die wir ihm eingebläut haben. Wir haben ihn fachgerecht verbunden, verpassten ihm das Kunststoffding, das man bei einem Schleudertrauma trägt. Ich kann nur hoffen, dass Kanter die Maskerade schluckt.
»Untersuch ihn.« Kanter schluckt sie nicht ohne Weiteres.
Einer, den Rick schon öfter im Edelweiß gesehen hat, stellt seine Tasche neben ihm ab. »Zieh dich aus«, sagt Dr. Metzger.
Kanters Crew sagt Metzger zu ihm, dabei ist er Arzt. Rick war dabei, wenn Dr. Metzger Schusswunden behandelte, böse Schnitte, Knochenbrüche und Veilchen . Rick hat beobachtet, wie Dr. Metzger einem die Augen schloss, der im Edelweiß verblutet ist. Rick weiß nicht, wie er das T-Shirt über die Halskrause kriegen soll.
»Mach nicht so ein Theater.« Dr. Metzger reißt ihm das Schaumstoffding einfach ab. Während der Untersuchung geht das Verhör weiter.
»Wieso hast du nicht sofort die Jungs im Mercedes verständigt?«, fragt Kanter.
»Die haben mich auf der Trage fest … aua! – festgeschnallt.« Dr. Metzger hat dort hingefasst, wo wir Rick den Sender implantierten. Er reißt den Arm zurück. Metzger macht weiter.
»Ich wusste, dass der Mercedes hinter uns ist. Ich wusste, die würden Sie benachrichten. Ich hab mich im Krankenhaus erkundigt, wo Ihre Frau hingebracht wird, aber das war in der Gegenrichtung.«
Eine volle Stunde geht das so. Kanter stellt Fragen, baut Fallen ein, fragt noch einmal, und unvermittelt noch mal. Er sucht die eine Lücke, die ihm verrät, dass etwas faul an der nächtlichen Sache ist, dass etwas faul ist an Rick. Der Junge kaut auf seinem Gummi und zieht sich wieder an. Sein Herz rast, aber er kaut kein
bisschen schneller. Rick ist froh, dass die Halskrause seine Schlagader verdeckt, sonst könnte Kanter sehen, wie sehr ihm der Arsch auf Grundeis geht.
»Du bleibst heute hier«, schließt der Alte die Sache ab.
»Ich hab gleich Schule.« Rick zieht seine Jacke an.
Kanter schlägt ihm mit der Rückseite der Hand ins Gesicht, dass Rick in Dr. Metzgers Armen landet.
»Geh nicht zu weit, Kleiner.« Kanter ist wütend und das ist gut.
Wenn Kanter einem misstraut, wird er nicht wütend, sondern eiskalt. Dann ist er so freundlich, dass man die Gänseblümchen wachsen hört. Dann merkst du nicht, dass der Lauf einer Pistole bereits auf deinen Kopf gerichtet ist und der Betonkübel bereitsteht, in dem du im East River versenkt werden sollst. Kanter wird wild, das bedeutet, er glaubt Rick. Rick hat es überstanden. Wie lange, kann keiner sagen. Für mich heißt das, wir haben einen raffinierten Jungen bei unserem mächtigsten Gegner eingeschleust. Er kann mit seiner Mission beginnen.
Ich habe den Zeitpunkt, an dem ich Rick umgedreht habe, nicht zufällig gewählt. Ich will keine Kinkerlitzchen von ihm. Er soll keine Akten kopieren oder irgendwelchen Papierkram rausschmuggeln. Er soll keine Leute für uns fotografieren. Wir kennen Kanters Leute genau. Wir kennen auch die Polizisten, die Richter und Staatsanwälte, die auf Kanters Gehaltsliste stehen. Wir kennen die Kongressabgeordneten,
die Senatoren, sogar das Regierungsmitglied, das mit Kanter von Zeit zu Zeit ein Schnäpschen trinkt. Doch obwohl ich auf jeden Einzelnen mit dem Finger zeigen könnte, darf ich es nicht. Warum? Weil ich nicht die verdammte halbe Stadt verhaften kann. Weil das Netzwerk, das Kanter seit Jahrzehnten knüpft, so eng und zuverlässig ist, dass ein einzelner Schnüffler wie ich, eine kleine Geheimdienstabteilung wie meine, dagegen nicht ankommt. Die Regierung erwartet, dass ich Kanter im Auge behalte, denn er ist ein gefährlicher Mann. Manche in den höchsten Ämtern erwarten aber auch, dass ich die Finger von ihm lasse. Sollte ich mich daran nicht halten, gibt es meine Einheit bald nicht mehr. Dann verschwinden belastende Akten, ich werde vorzeitig pensioniert oder, wenn ich Pech habe, verschwinde auch ich im East
Weitere Kostenlose Bücher